“How did I fall in love with someone I don’t know?” fragt Faye Webster die Hörer*innen in “A Dream With a Baseball Player”, gleichermaßen zweifelnd wie hingebungsvoll. So gibt alleine dieser Textfetzen in Kombination mit dem Albumtitel eine Stoßrichtung der neuen Platte des Wunderkinds Faye Webster an: Es wird melancholisch – und auch immer etwas schräg. Irgendwo zwischen Tag- und Fiebertraum schmiegen sich die elf Stücke in die Hörmuschel, klingen wahlweise nach einem Orchester im Schlafzimmer oder einem Bett im Orchestergraben. Für welche dieser Varianten man sich auch immer entscheidet, “I Know I’m Funny haha” ist ein lebendiger Beweis dafür, dass Reife nicht langweilig klingen muss.
Am Schnittpunkt von Americana und R’n’B
…hat sich Faye Webster ein kleines Zelt aufgespannt. Um sie herum herrscht bisher nahezu gähnende Leere, ist diese Spielart doch noch nicht so weitläufig abgegrast wie manch andere Crossover-Stile. Das überzeugte sogar Barack Obama, der Websters Songs des Öfteren in seine Playlists aufnahm. Eine Ehre, die ihr bestimmt auch mit diesem vierten Langspieler zuteil wird. Denn auch wenn die 23-jährige US-Amerikanerin nach eigenen Angaben seit dem 2019er “Atlanta Millionaires Club” reifer und zudem weitaus glücklicher geworden ist, bleibt der unverwechselbare Charme weiterhin die Kernessenz. Irgendwo zwischen den Stühlen aus Jo-Jo-Skills, Fotografie für Größen wie Killer Mike und dem Release auf einem Art-Pop-Label sitzt so auch ihr Sound und kümmert sich gar nicht um seine einzigartige Aura.
Geschmeidig durch die Prärie
Websters selbsterklärtes Ziel: Das Alltägliche zu Kunst erheben. Gesagt, getan: “In a Good Way” fährt klassische Liebesdramen auf dicken Streichern gen Kino-Leinwand, “Cheers” ist hingegen verzerrter Alt-Pop mit Wumms und der Opener “Better Distractions” zeigt Webster als Slacker Queen an einem Bar Piano inmitten einer dystopischen Kulisse. Was diese wirschen Soundfetzen miteinander verwebt ist nicht nur der stetige Einsatz der Steel Guitar, sondern auch die ausfrasenden Jams am Ende der Stücke. Genug zum Träumen lässt die Künstlerin ihren Hörer*innen so definitiv, während sie selbst zwischen großem Moment (“A Stranger” und spärlich instrumentiertem Gedankenstrom (“Both all the Time”) schwankt: “There’s a difference between lonely and lonesome, but I’m both all the time.” So ist “I Know I’m Funny haha” eine intime Angelegenheit, die nur schwer einzuordnen ist. Wo auch immer sie aber landet, dort wo sie ist, wird es kuschelig warm.
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