InTechnicolour – Big Sleeper

InTechnicolour

Optisch wollen InTechnicolour weder mit ihrem Album-Artwork noch ihren Pressebildern oder Videos einen Aufschluss darauf geben, was musikalisch in ihnen steckt. Dabei müssten die drückenden Soundwände zwischen Desert-Rock und Slude-Metal die künstlerische Ader von Baroness-Frontmann John Baizley zum Pulsieren bringen. Dessen unverkennbare Artworks kämen den wüsten, enthusiastischen Klangwellen der Briten jedenfalls viel näher als das tropische Pop-Art-Cover.

Spaziergang durch Morast und Wüste

Dass sich InTechnicolour aus versierten Mitgliedern von Delta Sleep, Luo und Boker zusammensetzt, kann man dem selbstbewusst-ehrgeizigen Songwriting anhören. Immer wieder schichten sich die Songs Ebene für Ebene auf, das Fundament aus körnigen Riffs und donnernden Schlägen bietet  Sänger Tobie Anderson genügend Raum, um sein sehr vielfältiges Timbre zu entfalten. Gemeinsam stürmt das Quartett Hüfte kreisend durch den Proberaum der Queens of the Stone Age („Under The Sun“), kämpft sich durch bedrohliche Sludge-Wellen und introspektive Katastrophen wie „Nothing scares me like myself“ („Gallon Man“) oder stellt sich mit kräftigem Gedonner der Angst vor dem Älterwerden („Doomer“); stets auf der Suche nach dem nächsten großen Refrain.

Mut zu Großem

Für ihre nahezu wahnwitzig großen Visionen müssen sich die Briten glücklicherweise auch gar nicht schämen. Stattdessen können die zarten Akzente in „Slow Moth“ nach dem sonst sehr satten Soundrahmen zum Durchatmen ermuntern, auch wenn die düsteren Riffs im Hintergrund schon den großen Showdown am Ende andeuten, in dem auch Anderson nur noch schreiend durch die Qualen ankommt. Auch „Tortoise“ lässt ganze vier seiner zehn Minuten nur leise Riffs im luftleeren Raum schweben, „Big Sleeper“ geht hingegen in feinster Metal-Manier ab Sekunde eins voll auf die zwölf, bis das Schlagzeug den Song in Windeseile durch die Wüste hetzt und sich im Mixing vehement in den Vordergrund scheppert. Dringlicher Tipp nach derart schwer verdaubarem Inhalt: Die zugehörigen Videos setzen die sonst sehr deftigen Songs in extrem amüsanten Kontext und geben der Band eine erfreulich unbeschwerte Konnotation. Im Vorprogramm von Giganten wie Baroness oder Mastodon werden InTechnicolour also zukünftig vielleicht zu den wuchtigsten Quatschköpfen der Stoner- und Sludge-Gemeinde heranwachsen. Potential genug ist zumindest da!

Das Album „Big Sleeper“ kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Big Scary Monsters.

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