Pascow – Sieben

Cover des Albums "Sieben" von Pascow

Mitten in der Pandemie hatte ich diesen Moment, indem ich völlig überzeugt war, dass die Phase des Deutschpunks so langsam zu Ende geht für mich. Landete mal ein Song von Turbostaat, Pascow, Love A, Lygo und wie sie alle heißen in der Playlist, wurde dieser entweder schnell geskippt oder mit einem „fand ich früher auch mal geiler“ quittiert. Es war glücklicherweise wohl nur eine Phase, denn mit dem zurückgekehrten Leben in der Konzertbranche kehrte auch mein Interesse an gutem deutschen Punk zurück. Zum Glück kann ich nur sagen, denn sonst wäre wir mir wohl unter anderem das neue Album von Pascow entgangen.

Das trägt den Namen Sieben und das liegt daran, wer hätte es gedacht, dass wir hier die inzwischen siebte Platte der Band in den Händen halten. Seit mehr als 10 Jahren kommt aus Gimbweiler in Rheinland-Pfalz beachtlicher Deutschpunk. Zehn Jahre, in denen die Pfälzer Bühnen in der ganzen Republik sowie im deutschsprachigen Ausland bespielt haben. Auf Sieben setzen Pascow auf ein bewährtes Rezept, dass ihre Musik schon immer ausgemacht hat: Einprägsame Gitarrenmelodien und Basslines, treibendes, meist schnelles Schlagzeugspiel und dazu die unverwechselbare Stimme von Frontmann Alexander Thomé. Auch lyrisch lässt die Band kein bisschen nach und schafft es auch auf dem siebten Album große Emotionen bei den Zuhörer*innen zu erwecken. Pascow singen wieder einmal an gegen die ganzen Idioten im Land, über die Jugend zwischen Abenteuer und Tristess und sie wecken eine stille Sehnsucht an Zeiten, in denen irgendwie alles einfacher war. Pascow schaffen es wie wenige andere Punkbands mit vermeintlich banalen Textzeilen große Emotionen zu transportieren.

Die Punkband klingt also genauso wie immer, muss ich das neue Album dann überhaupt hören? Auf jeden Fall! Und „genauso wie immer“ ist auch nicht wirklich korrekt. Pascow haben, so wie fast jede halbwegs erfolgreiche Band, einen „Grundsound“, der Wiedererkennungswert schafft. Und der alleine klingt schon so gut, dass ich immer wieder Lust auf neue Musik bekomme.

Hinzu kommt aber, dass Pascow ihre Musik auch weiterentwickeln ohne sich zu sehr zu verbiegen. Zwei perfekte Beispiele dafür konnte man bereits bei den beiden Singleauskopplungen des neuen Albums hören. Bereits der Song „Silberblick & Scherenhände“ aus dem Album Jade hat bewiesen, dass die Zusammenarbeit mit einer weiblichen Stimme ein neues Element in den Pascow-Sound bringen kann, der beim Publikum sehr gut ankam. Mit Apocalypse Vega, der Sängerin von Acht Eimer Hühnerherzen, haben Pascow eine andere weibliche Stimme für den Song „Königreiche im Winter“ engagiert. Und es funktioniert noch besser und klingt ganz wunderbar. Im Wechselgesang trällern Alex Thomé und Apocalypse Vega: „Auf dem Baum bei den toten Fabriken haben wir uns Rache geschworen, du die Königin im Ritzen und ich als König hab immer gelogen. Und dein Vater war gut im Spielen, meiner gut im Abhauen. An manchen Orten lernt man schnell Idyllen nicht zu vertrauen.“ Dieser Refrain ist so eingängig und zugleich emotional, dass man sich schon sehr gut vorstellen kann, wie gut das live werden wird.

Auch für die zweite Singleauskopplung „Mailand“ haben sich Pascow etwas einfallen lassen. Neben dem bekannten Punksound wird die Grundmelodie hier nämlich von einer extrem eingängigen und wunderschönen Geigenmelodie untermalt. Das klingt so verdammt gut, dass ich mir fast wünsche, dass in Zukunft jeder Pascow-Song mit einer Geige daherkommt.  Um es in den Worten eines YouTube-Kommentars unter dem Musikvideo zu sagen: „Geigen an für das Geballer. Große Liebe!“. Pascow entwickeln ihren typischen Sound stetig weiter und machen dabei einfach alles richtig. Auch nach sieben Alben kommt keine Langeweile auf, weshalb ihr definitiv selbst reinhören solltet. Neben den beiden Singles gibt es auf den insgesamt 14 Songs in 36 Minuten neuer Musik natürlich noch weitere Highlights. Am besten gefallen haben mir „Himmelhunde“ (ein klassischer Pascow Opener), „Monde“ und „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ mit tollen Lyrics und sehr eingängigen Refrains. Also hört selbst rein und verschafft euch einen eigenen Eindruck!

Und so hört sich das an:

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Die Rechte für das Cover liegen bei Rookie / Indigo.

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Ein Kommentar zu „Pascow – Sieben“

  1. „Seit mehr als 10 Jahren kommt aus Gimbweiler in Rheinland-Pfalz beachtlicher Deutschpunk. Zehn Jahre, in denen die Pfälzer Bühnen in der ganzen Republik sowie im deutschsprachigen Ausland bespielt haben.“

    „Seit mehr als 10 Jahren“ ist ja erstmal nicht falsch, aber es gibt Pascow immerhin schon seit 1998.

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