Swain – Negative Space

Ein „Negative Space“ (zu deutsch: Negativraum) ist in der Kunstwelt die Fläche, die das im Fokus stehende Subjekt eines Werkes umgibt. Dieser Freiraum enthält keine kleinen Details, keinen Inhalt. Er ist trotz seiner Banalität für die Existenz der Positivseite essentiell. Alleine durch diese Flächen wird die „aktive Seite“ der Darstellung erkennbar. Sie erhält durch den „Negative Space“ die nötige Aufmerksamkeit. Das wohl bekannteste Beispiel, das sich diesen „Negative Space“ zu nutzen macht, sind in schwarz-weiß gehaltene Darstellungen von Objekten, die bloß als weiße Flächen in der schwarzen Masse erscheinen. Die niederländische Rock-Band Swain überträgt dieses Konzept aus der Kunst auf die Ebene von Emotionen. Ohne negative Emotionen wie Trauer, Wut oder Ängste kann es deren positive Gegenstücke ebenfalls nicht geben. Etwas Positives kann nämlich nur als positiv erkenntlich werden, wenn es auch das Negative gibt. So widmet sich das dritte Album der Band vor allem dieser Negativseite von Emotionen.

Diese Reise durch die düsteren Aspekte der Emotionen zieht sich nicht nur durch die Texte, die mal nach körperlichem Schmerz als Auslöser von Empfindungen lüstern („Hit Me Till I Break My Bones“), mal die eigene Unsicherheit thematisieren („Uncomfortably Aware“), sondern entfaltet ihre volle Wirkung vor allem durch die Stimmung und Atmosphäre, die die Musik trägt. Das beginnt schon im Titeltrack, der den Grundton für die folgenden 42 Minuten setzt, entwickelt sich über „Skin On Skin“ mit seiner dröhnenden Synth-Bassline und dem im Refrain röhrenden Casper weiter und findet in Songs wie „Fistful of Hair“, „Self“ oder „Hit Me Till I Break My Bones“ seine Vollendung, in denen die Band die Hörer mit süßlichen Melodielinien umgarnt. All diese Songs wagen es gerade in den lauten Momenten verletzlich und greifbar zu bleiben. Wo Swain in der Vergangenheit gerne mal zur Hardcore-Keule griffen, traut sich die Band diesmal intimer zu bleiben und konsequenter eine Stimmungslage zu fahren. 

Die Produktion, die von J Robbins (Modern Life Is War, MewithoutYou) angeleitet wird, unterstützt Swain bei ihrem Unterfangen die Negativseite von Emotionen in Albumform zu bringen. „But Then What?“ wird von Xylophon-Klängen angeführt, „Hit Me Till I Break My Bones“ von einem Klaviermotiv in die Fänge des Gitarrenfeedbacks geführt und das Interlude „Dispel“ sogar nahezu in Gänze von Tasteninstrumenten dominiert. Auch der Gastbeitrag von Touché Amoré-Schreihals Jeremy Bolm, dessen markante Schrei- und tiefe Singstimme man überlappt und zunächst die eine, dann die andere in den Vordergrund rückt, wird perfekt in Szene gesetzt.

Gerade weil die Positivseite nur als Kontrast ihres Konträrstückes existieren kann, fühlt man sich nach jedem Hördurchgang lebendiger. Swain lassen einen in ihre düstere Gefühlswelt ein und machen dabei keine Kompromisse – weder in den Texten, noch in der Musik oder der Produktion. Diese Konsequenz und Zielorientierung machen „Negative Space“ zu einem der spannendsten Alben des laufenden Jahres. Trauer kann doch manchmal so schön sein.

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Und so hört sich das an:

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Die Rechte für das Albumcover liegen bei End Hits Records.

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