Wer sich im Math-Emo-Bereich auf die Suche nach der qualitativ besten Band machen möchte, um diese mit der Krone der Traurigkeit auszuzeichnen, wird nicht drumherum kommen, Tiny Moving Parts zu ehren. Keine Band versteht sich so fokussiert auf ihre Stärken darin, verfrickelte Tab-Gitarren, mitreißende Melodien und tieftraurige Texte miteinander zu vermischen – und das, obwohl die drei Bandmitglieder auf jeglichen Pressefotos wie die fröhlichsten Menschen überhaupt erscheinen. „Swell“ ist das bereits sechste Album des Trios, das nun schon knapp anderthalb Jahre nach seinem Vorgänger „Celebrate“ erscheint. Auch im Hinblick auf die Releasedichte können sich andere Bands also ruhig mal eine Scheibe abschneiden.
Gerade einmal zehn Songs haben Dylan Mattheisen und seine beiden Cousins Matthew und Billy Chevalier für ihr neuestes Werk geschrieben. Fans der Band werden hier auf eine nicht gerade ungewöhnliche Tatsache treffen. Der große Teil der Alben des Trios weist nur zehn Lieder auf. Tiny Moving Parts verstehen sich jedoch darin den Hörer innerhalb dieser kurzen Zeitspanne zu fordern und fesseln. Auch „Swell“ ist mit seiner knapp über 30-minütigen Spielzeit wieder ein kurzweiliges, aber intensives Werk geworden, dessen Melodien sich nach und nach in die Gehörgänge des aufmerksamen Lauschers bahnen und nach einigen Durchläufen gar nicht mehr verschwinden wollen.
Diesmal sind es neben den verspielten lauten Passagen, vor allem auch die ruhigeren Momente, in denen die Gitarrenmelodien glänzen. Natürlich dauert es aber auch hier nicht lange, bis diese von stürmischeren Songteilen abgelöst werden – hier zeigt der Blick in die Vergangenheit ebenfalls, dass sich Tiny Moving Parts oftmals nicht zwischen ruhig und eingekehrt und wild und extrovertiert entscheiden können. So ist ebenfalls „Swell“ von unzähligen Laut-Leise-Dynamiken mit Akzentverschiebungen versetzt. Diese tragen erheblich dazu bei, dass es wieder massenweise Parts gibt, bei denen man sich in der Live-Situation wundern darf, wie Mattheisen seine Doppelrolle als Sänger und Gitarrist derart konsequent und fehlerlos durchziehen kann.
Die wenigen Überraschungen, die „Swell“ bietet, werden vor allem von der Produktion beigesteuert. So fetten immer häufiger ein Klavier, Synthesizer oder eine Trompete den Sound der Band an, wie im Outro von „Wildfire“. Diese Ergänzungen fallen tatsächlich aber nur bei sehr genauem Hinhören auf. Ansonsten stellt der Tiny Moving Parts Sechstling vielleicht nicht die innovativste Veröffentlichung des Jahres 2018 dar, mit seinem gewohnt hohen Songwriting-Niveau beweisen die Amerikaner aber ein wiederholtes Mal, warum Emo-Jünger sie so verehren. Jetzt dürfen die Drei aber mal wirklich die Krone der Traurigkeit überreicht bekommen!
„Swell” erschien am 26.01.2018 über Big Scary Monsters und kann hier* bestellt werden.
Und so hört sich das an:
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Tiny Moving Parts live 2018:
18.04.18 – Köln, MTC
19.04.18 – Hamburg, Headcrash
20.04.18 – Trier, Lucky’s Luke
Die Coverrechte liegen bei Big Scary Monsters.
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