Es war im Winter 2016, als die Mecklenburg-Vorpommerschen Punk-Rocker Feine Sahne Fischfilet im Kölner E-Werk unter Beweis stellten, dass sie auch in Hallen absolutes Clubfeeling rüberbringen können. Dieser erste Schritt in größere Locations damals kann wohl als mehr als gelungener Testversuch gesehen werden. Seitdem hat die Band ein neues Album aufgenommen, das im vergangenen Januar erschien, Platz drei der deutschen Charts erklomm und den Titel „Sturm & Dreck“ trägt. Die Tour zu diesem Album führt die Band nun in nochmal größere Hallen, so beispielsweise in das gegenüber vom E-Werk gelegene, doppelt so große Palladium. Hier zeigte sich, dass jedes verkaufte Ticket und Album, jeder Fan hart erkämpft und verdient ist.
Wer auch vor 4000 Menschen das Gefühl vermitteln kann, jeden Fan in einer schwitzigen Umarmung auf der Bühne begrüßen zu wollen, der ist es würdig, auch große Crowds spielen zu dürfen. Feine Sahne Fischfilet erreichen ihr Publikum bereits bevor sie die Bühne betreten. Wenige Minuten vor ihrem Auftritt tönt Zugezogen Maskulins „Plattenbau O.S.T.“ und „Halbstark“ der Toten Hosen aus den Boxen, die doch recht angetrunkene Meute – ist ja Punk – gröhlt jede Zeile mit und pogt bereits, was das Zeug hält. Das ändert sich auch nicht, als das Sextett mit einem Schlag wie aus dem Nichts ihr 110-minütiges Set mit „Zurück In Unser Stadt“ einläutet. Der Vorhang fällt, Sänger Jan „Monchi“ Gorkow verteilt erste Bierduschen an das Publikum und befördert die dazugehörigen (Plastik-) Flaschen in das Publikum. Das freut sich über seine Alkohol-Marinade und begrüßt die Band euphorisiert. Wie liebevoll Feine Sahne Fischfilet empfangen werden, zeigt sich spätestens zu „Mit Dir“, dessen Endteil spontan nochmal gespielt wird, weil die Menge einfach nicht aufhören möchte, den Refrain zu singen.
Dass die Gruppe trotz des Erfolges noch immer fannah ist, zeigt sich nicht nur in den direkten Körperkontakt, den man immer wieder mit dem Publikum sucht oder dem Bierversorger Monchi, sondern auch in verschiedenen Aktionen, die man bringt. Neben dem obligatorischen Pfeffifass, holt die Band Fan Alex auf die Bühne, der den Jungs seit Jahren hinterhertourt, sich vor einigen Wochen aber das Bein gebrochen hat und die Show deshalb gemeinsam mit seiner Freundin vom Bühnenrand schauen darf. Wenn Monchi und die beiden sich in den Armen liegen und gemeinsam mit der Menge zu „Geschichten Aus Jarmen“ feiern, hat man dann doch kurz Pipi in den Augen. Ebenso, wenn sich vor der Zugabe bei den Zeilen „Ich liebe dich, ich liebe Freiheit und ich liebe meine Freunde“ alle in den Armen liegen. So Momente sind genau diese, die Live-Musik so besonders machen.
Für eine Punk-Band spielen Feine Sahne Fischfilet überdurchschnittlich lange. Das Sextett präsentiert neben alten Klassikern vor allem neue Songs und spielt alle Stücke ihres aktuellen Werkes. So auch das flotte „Dreck Der Zeit“, das in den ersten von zwei Zugabenblöcken fällt. Monchi und Bassist Kai Irrgang befinden sich auf zwei kleinen Erhebungen vor der ersten Reihe auch hier nah am Publikum. Einigen ruhigere Stücke später ist dann auch schon wieder Schluss und der einzige Kritikpunkt bleibt das doch unangenehme Palladium, das für Ausverkauf zwar durchaus leer ist, trotzdem von Grund auf immer Stress mit sich bringt. Feine Sahne Fischfilet lassen einen das aber vergessen und bringen selbst in den ungemütlichsten und riesigsten Venues eine Energie in den Raum, die sonst nur bei Club-Konzerten herrscht.
Und so hört sich das an:
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Feine Sahne Fischfilet live 2018:
16.03. – Berlin, Columbiahalle (ausverkauft!)
17.03. – Berlin, Columbiahalle (ausverkauft!)
23.03. – Rostock, Stadthalle
25.05. – Graz, PPC (AT) (ausverkauft!)
26.05. – Linz, Posthof (AT)
27.05. – Wien, Arena (AT) (ausverkauft!)
27.07. – Leipzig, Parkbühne
Foto von Jonas Horn.
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