Jared Hart, Die Trompete Bochum, 21.09.2018

Manche Konzerte bestechen durch riesige Bühnen, eine aufregende Bühnenshow mit Konfetti, Choreos, viel Tamm-Tamm und einfach ganz viel von Allem. Bei all diesen Trümpfen rückt manchmal das in den Hintergrund, worum es eigentlich geht: die Musik. Das kann am heutigen Abend kaum passieren, in der Trompete gibt es nämlich kaum Ablenkung. Auf der kleinen Bühne stehen einige Sofas, Sessel und Lampen, die glatt aus Omas Wohnung stammen könnten. Gemütlich und so anders als die bombastischen, kalten Hallen. Einzig zwei Akustik-Gitarren deuten darauf hin, dass hier heute ein Konzert stattfinden wird.

Während der Hauptact Jared Hart sich noch öfter an die Bar stellt und frische Luft schnappen geht, begibt sich gegen 21.30 der Begleitmusiker Rocky Catanese auf die Bühne und hat unverzüglich die gesamte Aufmerksamkeit des Raumes für sich. Man könnte den ganzen Abend über eine Stecknadel fallen hören – eine Eigenschaft, die beide Musiker sehr zu schätzen wissen, da dies in den USA ganz anders abliefe. Mit einer sehr sanften Stimme präsentiert der Singer-Songwriter seine sehr traurigen Songs, die derart feinfühlig komponiert sind, dass sie weitaus mehr her machen als manche Lieder, die mit einer vollen Band gespielt werden. Neben seinen eigenen Songs und einem Cover von Melissa Etheridge begeistert der Künstler auch mit seinen sympathischen Erzählungen und Kommentaren, wenn er gerade auch selbst zugibt, kein einziges Lied im Katalog zu haben, dass nicht traurig ist.

Ohne große Umbaupause schließt sich Jared Hart schließlich Catanese an und sie performen den Großteil des Sets gemeinsam, so dass Catanese die zweite Stimme singt. Im Folgenden spielen die beiden sich durch ein Set, das aus fast allen Liedern des Albums “Past Lives & Pass Lines”, einem Cover von den Menzigers und dem ersten Song der neuen Band Mercy Union (bei denen auch Catanese mitspielt) besteht. Was Hart von anderen Singer-Songwritern abhebt, ist seine Stimme. Jeder Ton sitzt, die Gänsehaut ist vorprogrammiert. Sanfte Passagen, aber auch die lauten Momente gehen unter die Haut und die gesamte Trompete ist von seiner Musik erfüllt – ganz ohne viel Elektronik. Das Publikum kennt die meisten Songs und ist Jared nicht nur musikalisch verfallen. Sympathisch ist der Musiker nämlich auch und dazu zeigt er sich so fannah, wie es nur geht. Ob nun eine Partytour durchs Bermuda-Dreieck oder warum er der größte Leonardo DiCaprio-Fan ist, Jared plaudert ganz unverblümt aus dem Nähkästchen. Mit Catanese überlegt er, wie ihre Talkshow “Men in Black” wohl aussehen würde, da das Setting auf der Bühne doch sehr nach einer aussieht. Als eine Frau aus dem Publikum behauptet, “Titanic” sei ein schlechter Film, zeigt sich Hart bestürzt und spielt lieber schnell weiter. Gegen 23 Uhr erklingt mit “Heads & Tails” schließlich das letzte Lied, bei dem das Publikum den Refrain übernimmt und man ist einfach nur traurig, dass der Abend so schnell zuende ging. Hart und Catanese verkaufen im Anschluss ihren Merch selbst und stehen für viele Fragen zur Verfügung.

Manchmal braucht es nicht viel für einen schönen Abend. Gut, dass Musiker wie Jared Hart und Rocky Catanese beweisen, dass im Endeffekt ja doch nur eins für ein perfektes Konzert zählt: die Musik.

Und so hört sich das an:

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Jared Hart live 2018:

  • 22.09.2018 Nörgelbuff Göttingen
  • 23.09.2018 Astra Stube Hamburg

Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.

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