CHVRCHES in der ausverkauften Live Music Hall – so darf ein Dienstagabend-Programm doch gerne mal aussehen! Ehrlich gesagt hätte ich der Band mittlerweile größere Locations zugetraut, im Ausland scheinen die Musiker teilweise auch größere Bühnen zu bespielen, aber in Deutschland war Köln die einzige Show, die tatsächlich „Ausverkauft“ propagieren durfte. Ich war also nicht der einzige, der die Band irgendwann nach dem ersten Album ein wenig vergessen hatte – zu Unrecht, das kann ich als Fazit des Abends schonmal vorwegnehmen.
Aber springen wir direkt rein ins Konzertgeschehen, los ging es nämlich gegen 20 Uhr mit der Vorband Let’s Eat Grandma. Die spielen das neu von mir erfundene Genre Weird Pop – Popmusik, die irgendwie weird ist und immer zwischen ganz geil und völlig daneben hin und herpendelt – oder, wie es im Promobooklet zu ihrem letzten Album „I’m All Ears“ heißt: Experimental Pop oder Bubblegum-Psych-Rock. Einige tolle Ansätze waren hier von den beiden jungen Britinnen herauszuhören, die alles andere als Massenware-Pop boten. Wirklich überzeugen konnte es mich dennoch nicht. Tolle Songideen sind auf jeden Fall vorhanden, aber spätestens nach dem 3. Song nerven die gefühlten 2 Minuten Extended-Outros mit Saxophon oder Electronica.
Nach kurzer Verschnaufpause und nachdem die Techniker schließlich alles sauber verkabelt hatten, konnten CHVRCHES ihr Set beginnen. Rein ging es direkt mit Songs von allen drei Alben, nämlich „Get Out“, „Bury It“ und „Gun“. Nach etwas holprigem Einstieg entdeckt das Publikum, dass man sich zur Musik auf Konzerten auch bewegen darf und die Energie der Band überträgt sich spätestens ab „God’s Plan“ und „Under The Tide“, zu denen Martin Doherty hinter den Synthesizern hervorklettert und das Mikrofon übernimmt, auf das Publikum. Sängerin Lauren Mayberry überzeugt im Folgenden bei Hits wie „Misery“, „Recover“ oder „Leave A Trace“ einmal mehr mit ihrem Gesang, beeindruckend, was für eine Stimmgewalt in dieser zierlichen Person steckt. Während des gesamten Konzertes hat sie zwei Dinge in der Hand: 1) Das Mikrofon 2) Das Publikum. Und auch neben den Songs zeigte sich die Band von ihrer sympathischen Seite. Da wurde gescherzt über die vielen Penisse, die sich im Backstagebereich der Live Music Hall an den Wänden und sogar an der Decke (!) entdecken lassen. Als Mayberry’s Schluck-Geräusch beim Trinken aus der Tee-Thermoskanne versehentlich durchs Mikro für die ganze Halle zu hören ist, wird das ebenfalls natürlich sofort selbstironisch verarbeitet und als „wooh, this was weird“ mit dem Publikum geteilt.
Das Ende des 18 Song starken Sets bilden die bekanntesten Singles „The Mother We Share“ und „Never Say Die“ zu denen die Band und das Publikum nochmal die gesamte Energie freiwerden lassen. CHVRCHES ist mehr als nur irgendeine gute Popband. Alleine musikalisch ist das Ganze aufregend, mal poppig eingängig, mal fast schon aggressiv laut. Mal mit klassischen Popsong-Strukturen, mal mit Beats, die nicht weit weg sind von dem, was auch der eine oder andere Techno-DJ im Odonien oder in Berliner Clubs auf die Plattenteller schmeißt. Ein spaßiges Konzert mit angenehmen Publikum und einer höchst sympathischen Band.
So hört sich das an:
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Weitere Tourdaten:
07.11.2018 Berlin, Tempodrom
08.11.2018 Hamburg, Docks
09.11.2018 Stuttgart, Longhorn
10.11.2018 München, Muffathalle
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Beitragsbild von Julia Köhler.
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