Es ist tatsächlich gelungen. Parkway Drive haben es geschafft, sich mit ihrer neuen stilistischen Ausrichtung eine komplett neue Fanbase zu erspielen. Das neue Album „Reverence“ chartete auf Platz 1, schon das zeigte den bahnbrechenden Erfolg der Australier, aber auch das Publikum auf der folgenden „Reverence“-Tour zeigte zumindest in Köln ganz deutlich, wo es sich musikalisch wohlfühlt. Caps, Tunnel und Shirts von anderen Szenebands wie Architects, While She Sleeps oder Stick To Your Guns waren eher weniger zu entdecken beim gestrigen Konzert im Palladium. Natürlich waren sicherlich auch einige im Publikum, die Parkway Drive besonders zu „Horizons“ und „Deep Blue“ Zeiten gefeiert haben – so wie der Autor dieses Textes – aber ein sehr großer Teil der Parkway Drive-Anhänger vor Ort trug bestickte Metalkutten, Slipknot-Hoodies und fiel durch geballte Fäuste in der Luft und die headbangende Mähne auf.
Bevor die fünf Herren aus Byron Bay jedoch die Bühne betraten, ging es erstmal mit Thy Art is Murder, zu denen ich nichts sagen kann, weil ich sie verpasst habe. Killswitch Engage folgten dann als zweite Vorband und machten ihren Job: Sie heizten der Menge ordentlich ein. Mich persönlich konnte der Liveauftritt der Herren aus Massachussets überhaupt nicht begeistern, da kam wenig rüber und auf Platte klingt das irgendwie alles Welten besser. Naja, egal – Mund abputzen, weiter! Um 21 Uhr betraten dann endlich Parkway Drive die Bühne. Bereits der Gang zur Bühne wurde gleich schon einmal theatralisch inszeniert, so zogen die Musiker mit Pechfackeln vom Ende der Halle bis zur Bühne und begannen dort ihr Set mit „Wishing Wells“ und „Prey“. Ich erwartete irgendwie eine Musical-Inszenierung – und das meine ich keineswegs negativ. Bereits im Vorfeld hatte ich mitbekommen, dass man eine Show mit starken Special Effects erwarten durfte mit vielen Feuerfontänen, aufwendiger Lichtshow und zahlreichen großen und kleinen musikalischen und optischen Highlights. Außerdem war “Reverence” definitiv ein stimmiges Album, was meinen persönlichen Geschmack zwar nur noch am Rande traf, aber von Anfang bis Ende durchchoreographiert klang – wie ein Musical eben.
Ich war also gespannt, wie die Metalband ihre neuen Songs live inszenieren würde. Und wurde nicht enttäuscht. Nach Silvester haben Parkway Drive wohl einfach mal den Keller aufgeräumt und geschaut, was von all der Knallerei und Böllerei noch übrig blieb und was man gut für die kommende Tournee benutzen könnte. Hier knallte und explodierte es andauernd, kaum ein Song kam ohne ein spezielles Highlight aus. Neben Funkenregen, Feuerfontänen, Hebebühnen, auf denen die Gitarristen ihre Soli spielen durften und wechselndem Bühnenbild, wurden „Writings on the Wall“ und „Shadow Boxing“ mit vier Streichern performt. Für einen weiteren Song verschwand Sänger Winston McCall kurz von der Bühne und tauchte schließlich zusammen mit einer Violinistin am Mischpult wieder auf, um von dort aus „The Colour of Leaving“ zu präsentieren. Das wäre mit Sicherheit ein emotionaler Moment gewesen, wäre er nicht von laut plappernden Konzertbesuchern kaputt gemacht worden. Produktionstechnisch konnte der Zuschauer hier kaum enttäuscht sein. Ständig gab es etwas Neues zu entdecken und Parkway Drive haben sehr viel Geld in die Hand genommen, um eine einzigartige Show zu präsentieren. Als einziger Kritikpunkt an der Produktion könnte man anmerken, dass das Set doch weniger durchchoreographiert war, als anfangs angenommen. So gab es zwar unzählige Special Effects, diese wirkten aber irgendwann ein bisschen wahllos – und im Laufe des Konzertes nicht perfekt abgestimmt. Das ist aber Kritik auf sehr hohem Niveau
Die Setlist bot generell nicht viele Überraschungen. So spielten Parkway Drive acht Stücke von „Reverence“ und fünf von „Ire“, womit ein absoluter Großteil der Show aus den letzten beiden Alben bestand. Das dürfte bei kaum einer Band überraschend sein und auch Parkway Drive haben ja inzwischen häufig kundgetan, wie stolz sie auf ihren neuen Stil sind und, dass sie – zumindest aktuell – nicht mehr so einen starken Fokus auf ihre alten Songs legen. Mit „Idols and Anchors“, „Carrion“, „Karma“ und „Wild Eyes“ haben es aber dennoch vier Publikumslieblinge der Vorgängeralben in die Setlist geschafft, tatsächlich verhielt sich das Publikum hier in Teilen aber zurückhaltender als bei „Prey“ oder „Vice Grip“ – den neueren Hitsongs. Obwohl ich ein riesiger Fan der Metalcore-Band Parkway Drive war und bin, und die neue Musik lediglich okay finde, waren es erstaunlicherweise die alten Songs im Set, die störten. Sie brachen ein wenig mit dem martialischen Sound, den Parkway Drive heute spielen und fielen dann auch durch dünneren Sound auf.
Aber einen Großteil des Publikum schien das, wie anfangs erwähnt nicht wirklich zu interessieren. Denn für Parkway Drive hat der Wandel, von einer großen Metalcore-Band zu einer riesigen Metal-Band funktioniert. Es ist somit nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch die ganz großen Festivals wie Rock am Ring headlinen. Mit dieser Produktion spielen sie jedenfalls schon in der höchsten Liga.
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