Gut zehn Jahre ist es her seitdem Mike Skinner mit The Streets im westlichen Teil Deutschlands unterwegs gewesen ist. Ich könnte nun versuchen, einen super informativen und gut recherchierten Artikel über das ausverkaufte Konzert am 19.02.2019 in der Live Music Hall in Köln zu schreiben, doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich gar nicht so recht wusste, wer The Streets eigentlich genau sind beziehungsweise welche Songs man von ihnen kennt.
Ich freute mich vor allem auf den Support Act, denn niemand geringeres als Fatoni läutete den Abend ein. Der Münchener Rapper war sich allerdings sicher, dass seinetwegen niemand zur Show gekommen war und dass das sichtlich gelangweilte Kölner Publikum kaum erwarten könne, bis er die Bühne endlich wieder verließ. Fatoni meisterte die etwas unbehagliche Situation jedoch souverän und heizte den Zuschauern mit einigen Mitsing-Parolen, Sprungpassagen und einem Freestyle ein. Sicherlich hätte sein Auftritt noch mehr Menschen begeistern können, wenn bekanntere Hits wie “Romcom“, “Modus” oder “Gravitationswellen” es in die Setlist geschafft hätten. Zum Abschluss outete sich Fatoni dann aber noch als kleiner Fanboy und beendete seinen Auftritt mit dem einprägsamen Titel “Mike“, der vom The Streets Frontmann und dessen musikalischer Vorbildfunktion handelte.
Bevor wir nun zum eigentlichen Auftritt von The Streets in Köln kommen, kurz ein paar Fakten für diejenigen, die hier eventuell genauso auf dem Schlauch standen, wie ich: die englische Alternativ/Hip Hop Band rund um Sänger Mike Skinner gründete sich bereits 1994, wobei The Streets irgendwie keine richtige Band sind, sondern eigentlich nur aus ihrem Frontmann und einigen Livemusikern besteht. Den Durchbruch erlangte(n) The Streets einige Jahre nach der Gründung, spätestens aber mit dem Song “Fit But You Know It” der auf dem Soundtrack des Videospiels “FIFA 2005” erschien. Zu den erfolgreichsten und bekanntesten Tracks zählt die Ballade “Dry Your Eyes” aus dem Jahre 2004, den sogar ich tatsächlich noch aus VIVA und MTV Zeiten kannte.
Dass The Streets in mir keine euphorische Vorfreude auslösten änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass Mike Skinner nach dem atmosphärischen Intro direkt mit seiner Coolness die gesamte Live Music Hall in Beschlag nahm. “Thank you for smiling on a Tuesday night!” bedankte er sich und integrierte immer wieder einige Ansagen mitten in seine Songs. So rettete er die Jacke einer Zuschauerin auf die Bühne, damit ihr nicht so warm wurde, gab einige Ratschläge für die Ausführung von Circle Pits, reichte einem Fan sein Bier oder kommentierte das Verhalten eines besonders betrunkenen Zuschauers, der durch die Reihen torkelte. Mike Skinners eingängiger Sprechgesang wurde von einer unfassbar guten Liveband begleitet, in der auch Kevin Mark Trail als allseits präsenter Back-Up Sänger zugegen war und nicht minder energiegeladen über die Bühne fegte als Mike Skinner. Dieser verabschiedete sich übrigens direkt beim ersten Song für einen Ausflug ins Publikum, spritzte mit Champagner um sich, kletterte auf eine Lautsprecherbox oder ließ sich von den Kölner Zuschauern auf Händen tragen – eben wie ein echter Rockstar.
Viele der Songs ähnelten sich musikalisch und dennoch hatte man das Gefühl, einen Großteil davon doch irgendwie zu kennen oder gerade lieben zu lernen. Egal ob seichte Reggae-Töne oder härtere Rock-Tunes: The Streets begeisterten ab dem ersten Ton. Während bei “Dry Your Eyes“, der das Ende einer Beziehung vertont, sogar einige Tränen flossen, fühlte man sich den Großteil des Abends wie der Besucher eines ausgelassenen Elektro-Raves. Das Publikum eskalierte, sang, tanzte und verkörperte eindeutig die Freude über die langersehnte Rückkehr von The Streets auf den deutschen Bühnen.
Musikalisch gab es von den Briten im vergangenen Jahr zwar einige neue Tracks bei Spotify, doch ein Album lässt bisher noch auf sich warten. Den Zuschauern reichten die alten Klassiker völlig und hinterließen hunderte glückliche Gesichter.
Und so hörte sich das an:
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The Streets: the darker the shadow the brighter the light
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