Irgendetwas geht in Australien nicht mit rechten Dingen zu. Wie sonst soll man sich erklären, dass immer wieder Metalbands aus Down under auftauchen, die dem Genre Metal innovative neue Sounds beisteuern? Parkway Drive, Karnivool, Northlane, I Killed The Prom Queen oder Make Them Suffer sind nur einige Namen der letzten zwanzig Jahre.
Besonders spannend waren für mich aber von Anfang an Thornhill, die ich zufällig schon 2016 mit der Veröffentlichung ihrer ersten EP entdeckt habe. Alles, was Thornhill seitdem veröffentlicht haben, hat mich gelinde gesagt völlig vom Hocker gehauen. Auch, wenn die Band ihren Sound von anfänglich relativ klassischem Metalcore inzwischen zu eher dem Alternative Metal zugewandten Stil entwickelt hat, der viele an Deftones erinnert.
Der Vergleich passt und erklärt ein wenig, warum ich davon ausgehe, dass Thornhill noch ein deutlich größeres Ding werden als sie aktuell sind, denn auch Deftones ist ja momentan wieder extrem angesagt. Trotzdem spricht man Thornhill mit einem solchen Vergleich völlig ihren eigenen Sound ab und das ist definitiv nicht treffend.
Denn Thornhill haben ihren eigenen Sound: ein anspruchsvoller Mix aus brachialen Gitarrenriffs und harten Breakdowns, die schon Sekunden später wieder in atmosphärische Klangteppiche übergehen. Besonders prägend ist das gigantische Stimmvolumen von Frontmann Jacob Charlton. Seine Screams drücken eine immense Kraft aus, nur um einem im nächsten Moment mit seinem hohen, klaren Gesang Tränen in die Augen zu treiben.
Von diesem Spektakel konnten sich am Sonntag hunderte Konzertbesucher*innen in der Kölner Kantine selbst überzeugen. 16.000 Kilometer zwischen Melbourne und Köln hatten Thornhill nicht davon abgehalten, ihr neues Album BODIES auch in Deutschland vorzustellen. Mit im Gepäck: BLOOM und Ocean Grove – ebenfalls australische Bands, so dass der Abend ganz im Zeichen des australischen Metal stand.
Während ich von BLOOM nur ein paar Töne mitbekam, habe ich das Set von Ocean Grove komplett gesehen – es ließ mich allerdings etwas ratlos zurück. Jahrelang habe ich mir gewünscht, dass Nu Metal zurückkommt. Jetzt ist er wieder da, und doch konnte mich Ocean Grove nicht ganz abholen. Vielleicht lag es an der Band, vielleicht hat sich auch mein Geschmack verändert – man weiß es nicht.
Danach war es Zeit für Thornhill. Der Hype um die Band ist spürbar gewachsen – die BODIES-Tour ist ihre erste eigene Headline-Tour, viele Shows sind ausverkauft oder kurz davor. Auch wenn Köln nicht ganz ausverkauft war, war die Kantine bestens gefüllt.
Mit DIESEL und Revolver starteten Thornhill mit zwei der explosivsten Songs von BODIES – das Publikum war sofort in Bewegung. Nachdem Jacob Charlton, der als einziger sprach und sich ansonsten im Laufe des Sets mit Ansagen zurückhielt, das Publikum begrüßt hatte, leitete die Band direkt über in Mercia. Eine neue Single, der vielleicht beste Song den Thornhill bisher veröffentlicht haben. Spätestens nach dem Song war mir klar, dass das ein sehr gutes Konzert wird, denn obwohl der Thornhill-Sound anspruchsvoll ist und Charlon insbesondere in Mercia sein gesamtes Stimmvolumen unter Beweis stellt, klang es auch live exzellent. Nahezu genauso wie auf Platte, wirklich beeindruckend.
Es folgte mit Lily & The Moon und Where We Go When We Die ein Exkurs in das Debütalbum The Dark Pool. Meiner Meinung nach eins der besten Metalcore-Alben, die jemals geschrieben wurden. Und auch hier saß jeder Ton, auch wenn die Songs schon etwas älter sind. Natürlich war das Publikum hier auch am Start und konnte viel mitsingen, was Frontmann Charlton natürlich sofort nutzte und das Mikrofon mehrfach ins Publikum hielt. Im weiteren Verlauf des Sets wurde auch das zweite Album Heroine bedacht, auch daraus gab es zwei Songs. Heroine hatte seinerzeit einen schweren Stand, da es Thornhills stilistische Weiterentwicklung hin zum Alternative Metal markierte. Ein Schritt, der nicht allen Fans gefiel. Mir fiel er damals auch schwer, eben weil The Dark Pool so ein Meisterwerk ist, doch nach diesem Konzert muss ich sagen: Die Songs funktionieren live hervorragend.
Thornhill machten dem Namen ihrer Tour alle Ehre: Von 15 Songs stammten neun vom aktuellen Album. Besonders Silver Swarm und TONGUES sorgten zum Ende hin für maximale Energie. Gerade bei letzterem Song drängt sich die Frage auf: Wie sexy kann ein Gitarrenriff eigentlich sein? Was Thornhill hier an ihren Instrumenten abzog, ist aller Ehren wert, insbesondere die Skills von Drummer Ben Maida haben mich beeindruckt.
Nach rund 70 Minuten endete das Set und fühlte sich für mich sehr rund an. BODIES ist ein Album, das sicherlich auch in meinen Jahreshighlights auftauchen wird. Umso schöner, dass das Material auch live so stark funktioniert. Thornhill sind eine beeindruckende Liveband mit innovativem, eingängigem Sound. Wenn sie diese Qualität halten, steht ihnen eine große Zukunft bevor.
Weitere Termine in 2025:
21.10. Hannover, Musikzentrum
22.10. Hamburg, Kent Club
23.10. Berlin, Hole 44
25.10. Wien, Flex (AT)
27.10. München, Backstage
28.10. Nürnberg, Hirsch
29.10. Frankfurt, Das Bett
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Foto von Melvin Klein
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