Die erste Headliner Tour. Das erste Konzert in Deutschland. Ausverkauft. Julia Michaels ist gerade einmal 25 Jahre alt und hat sich in der Vergangenheit dennoch einen Namen in der Singer-Songwriter Gemeinde machen können. Nachdem sie an verschiedenen Projekten für andere Künstler mitgeschrieben hat, veröffentlichte sie im Jahr 2017 ihre erste EP als Solo-Künstlerin. Die Single „Issues“ komplementierte diesen Erfolg einmal mehr und repräsentierte den Beginn einer sehr steilen Solo-Karriere. Bei ihrem ersten Deutschland Konzert hat Julia Michaels vergangenen Sonntag in der Live Music Hall für Stimmung gesorgt.
Und das ordentlich. Von Beginn an forderte Julia Michaels das Publikum immer wieder zum Tanzen, Spaß haben und Party machen auf. Dabei legte sie besonderen Wert darauf zu betonen, dass es sich bei diesem Konzert um einen „safe space“ handelt, wo jeder so sein kann wie er möchte. Ebenso stimmungsvoll präsentierte sie ihre Songs und nahm die Bühne spielend leicht für sich ein. Sie zeigte sich dabei äußerst selbstbewusst und gleichzeitig sehr natürlich. Besonders die lockere und ungezwungene Art, mit der sie ihre Songs performte, stach dabei heraus. Für ihre erste Headliner-Tour hat Julia Michaels zudem vollkommen in die „Klischee-Konzert-Kiste“ gepackt. Handys in die Luft, linke Seite gegen rechte Seite, in der Mitte des Publikums singen, sodass die Hälfte der Menschen gar nichts mehr sieht. Es wirkte an einigen Stellen viel zu durchgeplant, nicht immer so authentisch.
Musikalisch lässt sich das Konzert in zwei Teile einteilen. Der erste wurde durch diverse Up-Beat Nummern wie „Pink“ oder „I Miss You“ abgerundet. Hier lag der Fokus sehr deutlich auf dem Spaß und auf der Stimmung, konnte Julia Michaels selber kaum eine Minute still halten. Als Schade entpuppte sich allerdings die Tatsache, dass man von den Lyrics nur sehr wenig verstehen konnte. Diese gingen durch die doch sehr dominierenden Töne der Instrumente teilweise gänzlich verloren. Der zweite Teil des Konzertes wirkte dahingehend deutlich harmonischer. Hier zeigte sich Julia Michaels von ihrer emotionalen Seite und gab dem Ganzen ein wenig mehr Tiefe. Gerade Songs wie „Anxiety“, in denen sie offen über ihre Angstzustände und Mental Health-Probleme spricht, entfalteten eine viel größere Wirkung. An diesen Stellen vermochte sie es deutlich nahbarer und ehrlicher daher zu kommen. Eben diese ruhigeren Songs zeigten einmal mehr das Potenzial der Amerikanerin auf, die mit ihrer kratzigen Stimme auch live für unheimliche Gänsehautmomente sorgte.
Insgesamt hat Julia Michaels bewiesen, dass man auch ohne Album gute Konzerte geben kann. Sie und ihre Band waren mit super viel Spaß dabei und haben das Publikum spielend leicht für sich gewonnen. An einigen Stellen wirkte das Auftreten der Sängerin ein wenig zu aufgesetzt und durchgeplant, dies konnte sie aber in ruhigeren Musik-Momenten wieder wett machen. Gerade die ehrliche, tiefgründigen Songs stachen heraus. Nicht zu vergessen ist natürlich auch ihr Hit „Issues“, den sie als Zugabe spielte und bei dem das Publikum noch einmal seine Textsicherheit unter Beweis stellen konnte.
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