Für Fans funktionieren Tapetenwechsel ihrer geliebten Idole nicht immer. Ändert eine Band ihren Stil oder ihre Besetzung, so läuft sie immer Gefahr mit der Veränderung Menschen abzustoßen. Die britische Rock-Band Blood Red Shoes beweist, dass es auch anders geht: „Get Tragic“, das aktuelle Album des Duos, öffnete sich für neue Instrumentationen, schaffte es aber, den Kern der Kunst – das kluge Songwriting – beizubehalten. Mehr Instrumente brauchen auch mehr als vier Hände. Deshalb beschlossen Blood Red Shoes für ihre Live-Konzerte auf befreundete Musiker zurückzugreifen, die sie für einige Songs unterstützen. Auch das funktioniert erstaunlich gut, wovon der erste von vier deutschen Tourstopps im Kölner Bürgerhaus Stollwerck zeugte.
Als Laura-Mary Carter und Steven Ansell des späten Konzertbeginns wegen gegen 22 Uhr auf die Bühne spazieren, tun es ihnen deshalb zwei weitere Personen nach. Für die ersten drei Songs schwillt die britische Band nämlich bereits zum Quartett an. Bei dem blondierten Mann an den Keys und Sample-Pads handelt es sich um Tigercub-Drummer James Allix, bei der Frau am Bass um Lindsay Wilson, ehemals Teil der britischen Alternative-Rock-Band Grammatics. Vor nahezu ausnahmslos grünem Licht – man passt sich auch hier dem Look des aktuellen Albums an – lassen die vier Musiker*innen zunächst drei „Get Tragic“-Stücke auf die Fans los, die noch zurückhaltend tanzen.
Eine Stunde zuvor stehen ebenfalls vier Menschen vor der Menge. 45ACIDBABIES dürfen heute Einheizer spielen und erfüllen ihre Aufgabe voll und ganz. Vor allem Frontfrau Sophia de Geus bedient sich für ihre Bühnenpräsenz bei den ganz großen Vorbildern, was der halbstündigen Show der Elektro-Punk-Gruppe nur gut tut. Auch die beiden Hauptprotagonisten von Blood Red Shoes beherrschen die große Rock-Geste. Carter gibt die zurückhaltendere Hälfte des Duos, spricht nur sehr wenig und versteckt sich hinter ihrer blondierten Mähne. Mal fällt sie theatralisch auf die Knie, mal wendet sie sich ihren Verstärkern zu und versinkt voll und ganz in der Musik.
Ansell scheint es dahingegen kaum auf seinem Hocker zu halten. Er übernimmt die Kommunikation, drischt auf sein Kit ein, als wolle er es in ein Krankenhaus bugsieren und steigt gleich mehrfach auf sein Instrument herauf, um von dort die Menge anzuheizen. Für zwei Handvoll Songs übernimmt dann das Kernduo die Menge. Zu den alten Songs, die man nun spielt, nimmt die Stimmung immer weiter zu. Aus Kopf-Nicken wird so schnell ausgelassener Pogo.
Die euphorische Atmosphäre überträgt sich wiederum in das letzte Drittel des Sets, das sich erneut auf die neuen Stücke fokussiert. Die funktionieren live aber auch einfach gut. Der erste Ausbruch des Openers „Elijah“ knallt brutal, „Bangsar“ ist eine große Hüpf-Party und „Vertigo“ ein wahrlicher Disco-Banger. Das alles natürlich von grünen Scheinwerferstrahlen unterlegt. Für die Zugabe kommt schlussendlich alt und neu zusammen, wenn Allix und Wilson sich für das eklektische Outro von „I Wish I Was Someone Better“ und das etwas sperrigere „Colours Fade“ zu Carter und Ansell gesellen. Einfach gut.
Das Album “Get Tragic” kannst du dir hier kaufen.*
Tickets für die weiteren Shows der Tour gibt es hier.*
Und so hört sich das an:
Website / Facebook / Twitter / Instagram
Blood Red Shoes live 2019:
02.11. – Wien, Flex
05.11. – Berlin, Metropol
06.11. – Hamburg, Übel & Gefährlich
Foto von Jonas Horn.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.