Anastasia Walker, Ross Cameron und Richard Gartland machen seit 2015 zusammen Musik. In einer Tapas-Bar kam dank einigen Tequilashots zu viel die zündende Idee für den Bandnamen, der an den Konflikt aus „Romeo & Julia“ erinnern soll. Doch „Bang Romeo“ war nicht genug. Da nämlich das entstehende Produkt öfter mal übers Ziel hinausschießt, wurde das erste Wort gedoppelt und Bang Bang Romeo geboren. Seit diesem Freitag steht das Resultat der letzten Jahre in Form des Debütalbums A Heartbreaker’s Guide To The Galaxy bereit und verspricht 46 Minuten überwiegend gelungene Tracks.
Wer im Sommer in den Genuss der letzten P!nk-Tour kommen durfte und nicht erst zur letzten Minute seinen Platz einnahm, ist bereits über Bang Bang Romeo gestolpert. Die waren zwar nicht die einzige Vorband, stahlen aber dem darauffolgenden Support Vance Joy gehörig die Show. Ein Hit in den Charts mag vielleicht ein Vorteil für den Australier gewesen sein – doch das, was Bang Bang Romeo zu hören gaben, war schlichtweg besser.
Der erste Longplayer klingt fast schon ein wenig Old School im Sound. Viel zu lange ist es her, dass so straighter Rock mit poppigen Melodien gehört werden konnte. Die Band aus Yorkshire haben in ihrer Heimat bereits eine starke Fanbase und bei Instagram und Facebook insgesamt über 85.000 Follower gesammelt. Das wird sich in der nächsten Zeit wahrscheinlich verdoppeln. Wären die deutschen Charts nicht so, wie sie aktuell sind, hätten einige Songs des Albums Potenzial, die Charts zu erobern.
Das Intro darf geskippt werden. Stattdessen lohnt es sich, direkt „Cemetery“ anzumachen, das dank seines wuchtigen Ohrwurmrefrains sofort zündet. Rock mit einer Prise Pop, Punk und Dramatik ist das Motto der Platte und kommt in dem Openingsong voll auf den Punkt. Bang Bang Romeo haben erkannt, dass unnötige Längen viele Songs verschandeln, so bleibt der Großteil der Lieder unter der 3:30-Grenze. Dann, wenn die Nummer auserzählt ist, kommt eben die nächste. Gut so. „Shame On You“ wendet sich ein wenig von dem Gute-Laune-Auf-Die-Fresse-Sound ab und groovt dafür ordentlich, gepaart mit Mitsinghook. Dass Rockballaden noch nicht ausgestorben sind, zeigt „Chemical“ und klingt ebenfalls nach Hit.
Stärkste Waffe der Band ist ganz klar der Klang und Stimmumfang von Sängerin Anastasia, die sich aus vollster Überzeugung auch gern Stars nennen lässt. Ihr Organ ist nicht nur technisch gut ausgereift, sondern erinnert stets an eine catchy Kombination aus vielen großen Powerfrauen. Werfen wir doch Beth Ditto, P!nk, Kelly Clarkson und Adele einfach in einen Topf. Hört sich geil und vielversprechend an? Ist es auch. Ab und zu treibt sie uns in schwindelerregende Höhen, stets mit genügend Druck, Soul und Timbre.
Trotz vieler sehr positiver Aspekte geht A Heartbreaker’s Guide To The Galaxy nicht als 100% gelungenes Werk durch. Gerade im Mittelteil huschen einige Titel doch in ein Ohr rein und aus dem anderen raus. Der Sound selbst ist schlussendlich nicht individuell genug, sodass besonders Stimme und Hook einfach stimmen müssen. Funktionieren die mal nur bedingt, zündet der Track auch nach dreimaligem Durchlauf nicht und bleibt ein wenig die Kreativität aus, kann man doch von einigen Fillern sprechen („Adore Me“, „Invitation“, „Runaway“). Das bügeln aber umso gelungenere Melodien aus, wie in „You & I“ und in dem teils verträumten, teils aggressiven Rauswurf „Beautiful World“.
Bang Bang Romeo liefern mit ihrer ersten großen Veröffentlichung eine Dreiviertelstunde gutes Material für Leute, die Wert auf eingängige Melodien legen, keine Lust auf zu weichgespülte Beats haben, gerne E-Gitarren klingen hören wollen und dazu eine hervorragende Gesangsperformance erwarten. Quasi Gossip 2.0. A Heartbreaker’s Guide To The Galaxy lässt noch ein wenig Luft nach oben, darf beim nächsten Mal noch essenzieller sein, bietet aber mehr als die Hälfte Songs, die auch mal auf Repeat laufen dürfen.
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