Er jammte jahrelang auf seiner Gibson Les Paul mit dem Bandgründer von Fleetwood Mac, Peter Green. Er war es, der bei Pink Floyd zahlreichen Welttourneen und Konzerten in den 70er und 80er Jahren als Gastmusiker beiwohnte. Er spielte sowohl mit der nordirischen Blues-Rock-Gitarrenlegende Gary Moore als auch dem Kopf der Band Thin Lizzy, Phil Lynott zusammen. Aber Schluss mit dem Namedropping, denn eigentlich geht ́s mit der Veröffentlichung seines neuen Albums “Something On Me” nur um ihn: Snowy White.
Der mittlerweile 72-jährige Engländer ist mit allen Wassern des Musikbusiness gewaschen und spielt seine Paradedisziplin, den altehrwürdigen Blues mit einer Selbstverständlichkeit, bei der man sich manchmal fragt, was eigentlich zuerst da war: Der Blues? Oder Snowy White?
Seine neue Platte “Something On Me” ist zugleich eine Liebeserklärung an den Blues und ein Zeugnis verschiedener Einflüsse durch Musiker, deren Weg Snowy in seiner langen Laufbahn gekreuzt hat. Klassische sechsachtel Bluesballaden wie „It ́s Only The Blues“, erinnern an Gary Moore. Komplexität im Ablauf und eine rege Abfolge unerwarteter Beatwechsel verspricht die eingespielte Studiobesetzung mit Thomas White am Schlagzeug und Rowan Basset am Bass, sowie Pianist Ferry Lagendrijk an den Keys („I Wish I Could“). Die langjährige Band des alten Bluesgitarristen „The White Flames“ kommt in “Something On Me” erst sporadisch, dann aber im vorletzten Track in voller Gänze zum Zuge. Dieser Titel („Whiteflames Chill “) besticht durch die Improvisationsfreude von Snowy an den Saiten und dem jazzaffinen Tastenvirtuosen Max Middleton. Der Jamcharakter wird durch einen beständigen, experimentellen sechzehntel-Beat vom Schlagzeuger Juan van Emmerloot unterstrichen und ist vielleicht auch ein Zeugnis aus vergangenen Tagen, als Snowy White noch gemeinsam mit seinem leider verstorbenen, kongenialen Freund Peter Green an seinem Stil feilte.
Insgesamt ist “Something On Me” bestimmt keine Ansammlung müder Bluesnummern von Männern, die im tiefen Herbst ihres Lebens stehen. Das Album sprüht nur so vor Energie und Spielfreude und der altbekannten Magie des Blues. Besonders die Soli-Parts sind ein musikalischer Leckerbissen der Extraklasse. Setzt euch zu Snowy White ans lodernde Lagerfeuer der Musikgeschichte und lauscht seinem Spiel aus vergangenen Tagen, als Gary Moore und Peter Green noch lebten und Corona nur als mexikanische Biermarke bekannt war.
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Super Sound. Hier spielt der Maestro des Blues.