„Dark“ ist das Werk einer Band, die sich zunehmend mit den Prädikaten „selbstsicher“ und „eigenständig“ schmücken darf. Nach dem stellenweise grandios atmosphärischen, aber gerade in den Refrains teils flachen „Kaos“ legt das dritte Album der Münchener Blackout Problems weite Entfernungen zurück: Was die Qualität, aber auch was die Stilentwicklung angeht.
Sein Album bei all der textlichen Härte sowie bedrückend eindringlichen Atmosphäre mit einem Song wie „Murderer“ zu eröffnen, ist ein Statement. Doch Erwartungen scheinen bei Mario Radetzky, Marcus Schwarzbach, Michael Dreilich und Moritz Hammrich allemal keine Rolle zu spielen. Dafür spricht auch, dass ein eklektisches Stück Musik wie „Drive By“ – wohl der typischste Rock-Song des Albums – direkt neben dem Electronica-Dreigespann „Lovers“-„Seven“-„Fireman“ stehen kann. Ohne Achtung von Konventionen geht es auch im Anschluss weiter: „Heaven“ trägt als traurig-hoffnungsvolle Ballade dick auf, holt Chor und Geigen aus dem Studioschrank und führt die introvertierte Stimmung, die die zweite Albumhälfte voranstellt, weiter.
Aufgefangen wird das vom grand Finale „Ghost“: Das Schlagzeug überschlägt sich, die Gitarren zeichnen offene Melodiebögen und Radetzkys Stimme ringt mit sich anbahnender Verzweiflung. Bis auf „House On Fire“, das mit seinen Trip-Hop-Vibes schon früh den Rahmen neu definiert, in dem die Musik der Münchener stattfindet, durchziehen diese Energien auch die erste Hälfte von „Dark“. „Germany, Germany“ lässt treibende Punk-Refrains auf brodelnden Electronica folgen, „Darling“ stilisiert sich in sieben Minuten als waberndes, in Musik gegossenes Auf und Ab und „Lady Earth“ versucht sich daran, die nächste moderne Öko-Hymne zu werden.
„Dark“ folgt in seiner Dramaturgie demzufolge einer Konsequenz, die nur wenige Alben für sich beanspruchen können: Nach dem kraftvollen Einstieg in Teil eins folgt das Spiel zwischen Hoch und Tief in Teil zwei. Fernab von alldem verbindet die zwei von ihren Dynamiken her sehr unterschiedliche Albumhälften gerade ihre verdichtete Atmosphäre, die immer wieder von Electronica-Spielereien gestützt wird. Dass der Albumtitel Programm ist, zieht sich zudem auch durch Radetzkys Texte, die mehr denn je Politisches und Persönliches miteinander verschmelzen. Das alles hat mit dem euphorischen Alternative-Rock, den man bis zum Debüt noch gespielt hatte, oftmals zwar wenig zu tun, verfügt als Stil jedoch über sehr viel mehr Alleinstellung. Und gerade darüber verfügen nicht sehr viele Bands, die aus der deutschen Rock-Szene hervorgegangen sind.
„Dark” von den Blackout Problems erscheint am 15.01.2021 und kann hier* oder hier* bestellt werden.
Unser Interview-Feature zu dem Album gibt es hier. Mehr Blackout Problems gibt es hier.
Und so hört sich das an:
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Blackout Problems live 2021:
13.04. – München, Muffathalle
14.04. – Hamburg, Grünspan
15.04. – Berlin, Columbia Theater
16.04. – Köln, Essigfabrik
Die Rechte für das Cover liegen bei Run For Cover.
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