Praktisch ein großer, überkreativer Haufen Freunde. Phoebe Bridgers, Lucy Dacus, Julien Baker, Conor Oberst – und auch Christian Lee Hutson. Sie alle Teil des amerikanischen Singer-Songwriter-Indies, kollaborieren, featuren, produzieren sich gegenseitig, sind eng befreundet. Auch das neue, zweite Album von Christian Lee Hutson profitiert von diesem dichten Kollaborationsnetz, denn es wurde gemeinsam von Bridgers und Oberst produziert wurde.
Schon „Beginners“, das niedlich-melancholische Debüt Hutsons, hatte damals Bridgers produziert. „Quitters“ nun ist nicht ganz so piano (aka behutsam und bedacht) gespielt wie sein kleiner Bruder, aufgenommen direkt auf Band, dirigiert diesmal von Bridgers und Bright Eyes-Kopf Oberst gemeinsam. Komplett auf den Kopf stellt Hutson Songwriting und Sound aber nicht. Auch „Quitters“ ist melodieträchtiger Indie-Folk in der schwermütigen Tradition des Elliot Smith – nur eben minimal enthusiastischer als zuvor.
Eröffnen darf „Strawberry Lemonade“, eine anekdotische Aneinanderreihung des Schmerz-Erlebens, die sich nach anfänglicher Zurückhaltung erst behutsam, dann immer windiger auftürmt. „Endangered Birds“ fängt diese Aufruhr wieder ein und stellt Fingerpicking neben weiträumige Streicherläufe. „Rubberneckers“ dann ist nicht weniger träumerisch, dafür vollgepackt mit packenden Melodien. Im nahezu kraftvollen Chorus dann singen Hutson und Bridgers gemeinsam gegen Schlagzeug und Herzschmerz an. Ein heimlicher Hit.
So schreitet Hutson entspannt durch das Album, das wie in einem Museum die eine detailliert umschriebene Szenerie neben die nächste stellt. Herantreten, in Ruhe betrachten, wirken lassen, mitfühlen, zurücktreten, entspannt zum nächsten Stück laufen, herantreten. Das Ganze von vorne. Zu erkunden gibt es vieles. Bridgers und Oberst Stimmen in den Weiten des Mixes zum Beispiel. Außerdem: „Blank Check“ hat ein Gitarrensolo, „State Bird“ Grunge-Vibes, „Black Cat“ tiefste Melancholie.
„Quitters“ also ist gelungen. Durchweg. Singer-Songwriter-Musik für Menschen mit Hang zur Melancholie und dem Bedürfnis nach kollektivem Ausdruck. Und eben: Eine Teamarbeit unter Freund*innen. Spürbar.
Hier kannst du dir das Album kaufen.*
Und so hört sich das an:
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Christian Lee Hutson live 2022:
03.05. – Berlin, Prachtwerk
05.05. – Hamburg, Nochtspeicher
Die Rechte für das Cover liegen bei Anti-.
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