Es war an der Zeit frische Saiten aufzuziehen. „Morbid Stuff“ hatte den Sound der kanadischen Punk-Rock-Chaoten Pup auf die Spitze getrieben, was Härte und Melodiösität anging. Die EP „This Place Sucks Ass“ danach ließ ihn in die Sackgasse laufen: viel Neues zu entdecken gab es da nicht mehr in dem sarkastisch-humorvollen Noise-Punk des Quartetts. Es brauchte also neue Ausdrucksformen. Ausgerechnet eine altertümliche Holz-Villa in einer kleinen Großstadt nahe der US-Ostküste lies die Band diese ergründen. „The Unraveling Of Puptheband“ heißt das neue, vierte Pup-Album, das in ebendiesem Haus entstand.
In dem laut Interviews auch von Fledermäusen heimgesuchten Haus in der Küstenstadt Bridgeport ist nämlich ein Studio untergebracht. Es heißt Tarquin Studio und gehört Produzent Peter Katis. Der arbeitete in den zurückliegenden Jahrzehnten vor allem mit Indie-Größen wie Interpol und The National zusammen und verantwortet nun erstmals auch eine Pup-Platte. Zur Indie-Band macht das die Kanadier nicht. Nach drei Alben mit Ex-Stammproduzent David Schiffman in der Heimat Toronto jedoch bringt es die nötige Würze.
Es gibt daher gute Nachricht für all jene, die sich mehr Bewegung im Pup-Sound wünschen: Katis und sein widriges Studio-Haus tröpfeln noch unerforschte Soundsubstanzen in den Cocktail Pup ohne dessen Färbung und Note richtungsgebend zu verändern. „Habits“ beispielsweise folgt nur bedingt festgefahrenen Gewohnheiten und beginnt mit triolischen Hi-Hat-Patterns sowie flächigen Soundverflechtungen. Auch wenn kurz der Eindruck aufkommt, Pup würden sich nun an einem Pop-Punk-goes-Hip-Hop-Querschlag neuer Schule versuchen, so verwandelt sich das Instrumental dann aber doch in ein (fast) Pup-typisches. Auch der den Flow des Albums maßgeblich leitende „Four Chords“-Dreiteiler könnte nicht mehr Pup sein und gleichsam Neues wagen: Klavier trifft auf Babcocks nasales Gezirpe, Verspieler auf „Fuck“, Humor auf Pomp.
Doch es gibt auch gute Nachrichten für all jene, die sich vorweg neue Pup-Hymnen alter Schule herbeisehnen: Von der Kernessenz ihres Schaffens lassen die Kanadier nicht ab, selbst nicht – das deutet sich bereits an – wenn die Suche nach Experiment deutlich erkennbar ist. Die ein oder andere zynisch-selbsthassende Kellerclub-Hymne schleicht sich so auch in die Tracklist: „Totally Fine“ etwa, „Waiting“ oder auch „Matilda“.
„The Unraveling Of Puptheband“ also ist ein Drahtseilakt, den die Band getreu ihrem Selbsthass-Selbstbild stolpernd, fallend, balancierend über die Ziellinie bringt – und noch Raum für weitere Figuren und Kunststücke lässt. Hoffentlich halten die neuen Saiten. Nicht, dass Pup beim nächsten Mal schon wieder neue aufziehen müssen.
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Und so hört sich das an:
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Pup live 2022:
26.10.2022 Köln, Bürgerhaus Stollwerck
28.10.2022 Berlin, SO36
02.11.2022 München, Strom
03.11.2022 Hamburg, Gruenspan
Die Rechte für das Cover liegen bei Rise Records.
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