Marco Wanda (Lesung), Kultur Quartier Kufstein (A), 24.11.2025

Marco Wanda, Kultur Quartier Kufstein

„Natürlich nicht“, antwortet Marco Wanda auf die von ihm selbst in den Raum geworfene Frage, ob jemand, der so viele Shows gespielt hat und so oft vor Tausenden stand, bei einem solchen Auftritt überhaupt noch nervös sei. Die Lacher hat er damit sofort auf seiner Seite. Um seine Aussage zu unterstreichen, hebt er kurz die Hand – keine Spur von Zittern. Das wirkt nicht wie überhebliches Star-Gehabe, sondern angenehm menschlich, getragen von einer gesunden Portion Selbstironie. Und vielleicht sollte man das gleich vorweg erwähnen: Marco Wanda, der mit seiner Band Wanda über die Jahre ein bestimmtes Image aufgebaut hat – teils unabsichtlich, teils sicher bewusst –, zeigt sich an diesem Abend in Kufstein so gesetzt und reflektiert, wie es auch sein literarisches Erstlingswerk ist.

Von der Chronologie her folgt er dem Ablauf des Buches: Nach den ersten Ideen zur Band nimmt vor allem das Kapitel über seine Erlebnisse in Kairo einen Schwerpunkt ein – mit all seinen Grausamkeiten. Wie schon beim Lesen des Buches wird auch hier deutlich, was Marco Wanda auszeichnet: eine außergewöhnlich präzise Beobachtungsgabe, die er klar und eindringlich zu Papier bringt, und die nachvollziehbar macht, wie aus Erlebnissen Songs entstehen. Es ist nicht nur eine Schilderung des Erlebten, sondern auch ein Einblick in kreative Prozesse, hier am Beispiel von „Kairo Downtown“.

Auch wenn das mitunter schwere Kost ist, verliert der Autor weder Humor noch Selbstironie. Als während der Lesung ein nicht stumm geschaltetes Telefon erklingt, nimmt er es mit Gelassenheit und Witz: Er ermuntert den Anwesenden, ruhig dranzugehen und „von Marco Wanda zu grüßen“. Der Angerufene entschied sich zwar dagegen, doch die Situation löste sich für alle Beteiligten gesichtswahrend auf, und Wanda führte souverän fort. Neben Kairo nahmen auch andere Reise-Momente viel Raum ein, etwa seine Erlebnisse in Paris rund um die Anschläge auf das Konzert der Eagles of Death Metal und das Fußballspiel, oder ein Trip nach London gemeinsam mit der Band.

Gerade in London tun sich allerdings auch Risse auf. Eng verknüpft ist das Kapitel mit der tragischen Geschichte um Christian Hummer, den Gründungskeyboarder der Band, der im September 2022 verstarb. Man merkte an diesem Abend deutlich, wie nahe ihm dieses Thema weiterhin geht – trotz der humorvollen Anekdote, dass Wanda damals die erste Band seit 17 Jahren war, die in Österreich sowohl Single als auch Album auf Platz 1 hatte, und das nach DJ Ötzi. Hier zeigte sich erneut, wie gut es Marco Wanda gelingt, verschiedene Emotionen unter ein gemeinsames Dach zu bringen, ohne dass es gekünstelt wirkt.

Teilweise wirkten die Übergänge zwischen den Kapiteln etwas abrupt, sodass man erst im Nachhinein bemerkte, dass man sich bereits in einem neuen Abschnitt befand. Das als Kritik zu formulieren, wäre aber die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Stattdessen durfte man sich nach der Lesung noch über eine kurze Fragerunde freuen, bei der seine Lektorin Bettina Wörgötter die Fragen stellte. So erfuhr man unter anderem, warum das Schreiben in Badehose dem Werk besonders gutgetan hat: Es half dem Autor, sich noch einmal jung zu fühlen – und dadurch das eigene Leben zu reflektieren.

Am Ende des Abends stand die Erkenntnis des Autors: „Ich bin mit meinem Werk-Katalog versöhnt.“ Wenn das kein harmonischer Schluss ist.

Und so hört sich das an:

Weitere Infos zu Wanda: Homepage / Facebook / Instagram

Die Rechte am Bild liegen bei Marius Meyer.

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