So war Die Festung Rockt 2019!

Die Liebe zur Musik ist es, was Festivalbesucher am meisten verbindet. Umso schöner ist es natürlich, wenn dies auch auf die Organisatoren zutrifft und ein Festival nicht nur aus Profitgründen, sondern der Liebe wegen ins Leben gerufen wird. So auch das Tagesfestival Die Festung rockt in Bayern bei Bayreuth, das seine Besucher am 25.05.2019 zum zwölften Mal nach Kronach lockte und dabei vor allem ehrenamtlich organisiert wurde.

Das Besondere an Die Festung rockt ist sicherlich die außergewöhnliche Location: inmitten der Festung Rosenberg fanden sich über 2.500 Besucher ein, um das überwiegend punkige Line-Up zwischen den alten Mauern der Burg zu feiern. Auf zwei Bühnen gab es bei prallem Sonnenschein in diesem Jahr elf bunt gemischte Bands zu bestaunen. Auch für die Verpflegung war ausreichend gesorgt: neben den obligatorischen Pommes- und Pizzaständen fand man neben Hot Dogs und Subs auch einen veganen Foodtruck. Faire Getränkepreise von gerade einmal 1-2€ für Softdrinks bzw. 3€ für einen 0,5 Liter Becher Bier begeisterten das bunt gemischte Publikum. Das Team von Die Festung rockt hatte im Vorfeld äußerst vorbildlich auf ihren Social Media Kanälen über jegliche Do’s und Don’ts ihres Festivals informiert. Auf der Website hieß es unter anderem: „Auch Shirts irgendwelcher „Grauzonenbands“ möchten wir nicht so gerne sehen. Wir stehen für eine bunte und offene Welt und hoffen, ihr auch…“ Dass sich dennoch zwei Onkelz-Fans zwischen das Meer aus Bandshirts verirrten, sei mal dahin gestellt. Ansonsten fand man zwischen den zum Line-Up passenden Punkrockern vor allem auch viele jugendliche Musikfans und einige Familien mit Kindern. Außerdem tummelten sich auf dem Gelände neben den ehrenamtlichen Helfern an Bar und Kasse auch die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft), das THW  (Technisches Hilfswerk), sowie zum Teil umherstreunende Securitykräfte, die ihre wachsamen Augen stets offen hielten.

Bei Die Festung rockt war es aber vor allem wichtig, seine Ohren offen zu halten, denn das Line-Up hatte es ebenso in sich, wie die Festivalorganisation. Außerdem war die Veranstaltung in diesem Jahr restlos ausverkauft! Da wir aus Nordrhein-Westfalen eine etwas längere Anreise hatten, verpassten wir leider die in höchsten Tönen gelobten Panzertape, deren selbst betitelter Taperock für viele Festivalbesucher wohl DAS Highlight des Tages darstellten.

Stattdessen ging es für uns mit Holly Would Surrender los, die mit ihrem etwas poppigerem Punk auf diesem Festival wohl genauso herausstachen wie die mit Bananen gemusterte blaue Boxershorts von Sänger Ole. Obwohl die Hamburger Band auf der Nebenbühne spielte, sorgten die vier Herren für gute Stimmung. Dass es sich am Bass nur um Gastarbeiter Bruno handelte, dessen Mutter fast so alt wie Sänger Ole ist, merkte man der Band nicht an. Holly Would Surrender versuchten uns zu lehren „Life sucks when you are 21„, obwohl wir von den Pop-Punk-Kollegen blink-182 doch eigentlich wissen, dass es erst mit 23 bergab geht. Das Publikum begeisterten sie schlussendlich jedoch am meisten mit ihrer Coverversion des Vengaboys‚ Klassikers „Boom Boom Boom„, die hervorragend zur ausgelassenen Festivalatmosphäre passte!

Auf der Hauptbühne ging es am frühen Abend mit Days N Daze weiter – eine aus Texas stammende Folk-Punk-Band, die sich mit verrückten Akustik-Songs und ungewöhnlichen Instrumenten wie einem Waschbrett als DIE Neuentdeckung des Tages für uns herausstellten.

Weit mehr als ein Geheimtipp waren hingegen Emil Bulls, die Die Festung rockt bereits 2012 und 2014 beehrt hatten. Nun war es an der Zeit für eine Rückkehr der Alternative-Metal-Band aus München, die einen Tag vorher ihre neue Platte „Mixtape“ veröffentlicht hatte, auf der ausschließlich Cover zu bekannten Pophits zu finden sind. Diese wurden in Kronach nicht gespielt – stattdessen überzeugten Emil Bulls mit einem energiegeladenen Mix ihrer anderen Alben. Sänger Christ bedankte sich zum Ende hin bei den Zuschauern: „Einen riesen Applaus für euch, denn ihr seid der Grund warum es uns noch gibt!“ Wie passend, denn genau das Gleiche könnte man auch von Die Festung rockt und ihren Helfern sagen.

Aufgrund von technischen Problemen mit den Mikrofonen begann das Set von zebrahead eine halbe Stunde später als geplant – ungünstig, wenn man eigentlich nur 70 Minuten Spielzeit hat. Die fünfköpfige Punk-Rock-Band aus Kalifornien meisterte diese Hürde jedoch mit Bravour und entschuldigte ihre Verspätung mit einer zu langen Toilettensitzung ihres Sängers Matty. Vom ersten Song an zeigten sich zebrahead von ihrer besten Seite und animierten die Fans nicht nur zum Crowdsurfen, sondern sorgten auch für ausgelassene Mosh- und Circle Pits, während sie ältere Songs wie „Rescue Me“ oder neue Stücke wie „All My Friends Are Nobodies“ spielten. Für einen Song über Party und Bier lagen sich die Festivalbesucher schunkelnd in den Armen, während das kleine Mädchen, das auf den Schultern ihrer Eltern abrockte, zebrahead beinahe die Show stahl.

Zum Schluss war es an der Zeit für den ersten Hip-Hop-Headliner in der Geschichte von Die Festung rockt. Doch so richtig Hip-Hop war die Antilopen Gang eigentlich gar nicht, denn im Gepäck hatten sie eine dreiköpfige Liveband, die den Hip-Hop-Beats eine ordentliche Prise Punk verlieh. Im Vergleich zu ihrem Festivalset des vergangenen Jahres hatte sich die Gang in diesem Jahr einige neue Sachen einfallen lassen: ältere Stücke wie „Ikearegal“ und das aktuell sehr passende „Ibiza“ fügten sich hervorragend zwischen Klassiker wie „Beate Zschäpe hört U2“ und „Verliebt„. Auch Tracks der Solo-Platten von Danger Dan und Koljah gab es zu hören. Zwischen den Songs driftete man in leicht verwirrte, ausufernde Ansagen ab, die jedoch nur zeigten, dass es auch für die Antilopen Gang das erste Festival des Jahres war.

Wir hätten uns in jedem Fall keinen besseren Auftakt für unseren Festivalsommer 2019 wünschen können und sind begeistern von all der Liebe, die das Team von Die Festung rockt in diese wunderschöne Veranstaltung gesteckt hat. 2020 soll das Festival außerdem noch nachhaltiger gestaltet werden – ein Vorhaben von dem sich größere Festivals gerne mal eine Scheibe von abschneiden könnten.

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