So waren die Parklichter 2018!

Ein Mal im Jahr sind die Parklichter DAS Event des Sommers in Bad Oeynhausen bei Bielefeld. An drei Tagen wird im Kurpark ein buntes Programm an Livemusik, Lichter- und Familienfest geboten, dessen musikalischen Teil wir uns am Freitag, den 03.08.2018, mal etwas genauer angesehen haben. Und so viel sei gesagt: es war genau so, wie wir es erwartet hatten.

Die Anreise führte durch die beschauliche Altstadt von Bad Oeynhausen zum strahlenden Kurpark, der mit seinen prunkvollen Gebäuden an einen prächtigen Schlossgarten erinnerte. Vorbei an einem Hollywood-Sign-ähnlichen „Parklichter„-Schriftzug erreichte man die DJ-Bühne und ihre breite Tanzfläche. Auf der anderen Seite des Platzes konnte man sich an einer für die Besucher aufgehangenen Sprinkleranlage abkühlen oder sich an einem der zahlreichen Bier-, Cocktail- und Essens-Ständen ein erfrischendes Getränk oder sogar ein Eis besorgen (dieses kostete mit 5€ allerdings ein halbes Vermögen). Für Verwirrung sorgte dann allerdings das Infield der Hauptbühne: zwischen Bühne und Bierstand befand sich dort ein kleiner Brunnen, der zwar ringsum abgezäunt war, aber dennoch inmitten des Zuschauerbereiches stand. Auch das zum Backstage-Bereich umfunktionierte Badehaus links neben der Bühne verlieh dem Konzert eine ganz besondere Atmosphäre.

Bei üppigen 37 Grad eröffneten zunächst Wunderwelt den Konzertabend. Sängerin Melissa und ihre Band präsentierten elektronische Pop-Songs, die hervorragend zum Sonnenschein passten. Mittlerweile hatte sich das Gelände des Kurparks gut gefüllt und wurde besuchertechnisch insbesondere von jungen Mädchen und wandelnden SDP-Bandshirts dominiert.

Als nächstes war es Zeit für Kaas, den die meisten Zuschauer als Teil der Gruppe Die Orsons kennen dürften. Mit langer Mähne und Lederjacke präsentierte der Rapper nicht nur die Tracks seiner eigenen Alben, sondern auch einige Songs seiner Band. Insbesondere die Single „Ventilator“ sorgte hierbei für die ersten lauten Fan-Gesänge und eine ausgelassene Party-Stimmung des sonst bisher eher verhaltenen Publikums.

Rapper Weekend betrat als nächster die Bühne und überzeugte mit den Songs seiner mittlerweile vier Alben. Gemeinsam mit seinem Back-Up rappte der aus Gelsenkirchen stammende Künstler seine kecken Tracks und begeisterte vor allem durch seinen Hit „Schatz, du Arschloch!„, den er als Zugabe präsentierte, und der mit tosendem Applaus belohnt wurde.

Nach dem Auftritt von Weekend blickte man dann zunächst in fragende Gesichter. „Keine Ahnung, was die für Musik machen.“ – „Kenn ich nicht!“ hörte man die jungen Zuschauerinnen über den nächsten Act tuscheln. Auch bei facebook hatte es im Vorfeld in den Kommentarfeldern einiges an „Kritik“ gegeben – denn als nächstes spielte die Antilopen Gang, deren links-politische Einstellung den Bewohnern von Bad Oeynhausen scheinbar nicht ganz so gut in den Kram passte. Doch als das Set des Rap-Trios mit einigen weniger politischen Hip-Hop-Tracks begann, nickten auch die jungen Fans in den ersten Reihen zum Takt der Musik. Als die Antilopen Gang schließlich ihre Hitsingle „Pizza“ zum Besten gab, wurden dann aber sogleich zahlreiche Handys begeistert in die Höhe gestreckt, doch diese Begeisterung fand schon bald ein jähes Ende: als am Ende des Songs eine Liveband den punkigen Teil des Sets einläutete, startete eine kleine Gruppe von Fans einen Moshpit. Dabei trafen sie auf entsetzte Ablehnung und Beschimpfung seitens des jüngeren Publikums – Bewegung bei einem Konzert? Wie konnte man das nur wagen. Einige der männlichen, etwas kräftiger gebauten Antilopen Fans nahmen diese Reaktion zum Anlass, erst recht gegen die empörten Zuschauer zu randalieren, so dass die Antilopen Gang während der Ballade „Enkeltrick“ ihr Set kurzzeitig unterbrechen  und für Ordnung sorgen musste. Als der Auftritt mit dem Klassiker „Fick die Uni“ sein Ende fand, konnte man die Erleichterung über das Ende des Auftritts in zahlreichen Gesichtern der jüngeren Zuschauer ablesen. Spätestens nach diesem Auftritt war für uns klar, dass es sich bei den Parklichtern zwar um eine musikalische Veranstaltung mit populären Künstlern handelte, jedoch nicht um ein Festival im klassischen Sinne.

Nach einer kurzen Verschnaufpause folgte für viele Fans nun das Highlight des Abends: während im Hintergrund langsam die Sonne unterging, betrat Bausa die Bühne. Der Rapper, der sich mit seiner Single „Was du Liebe nennst“ neun Wochen lang auf Platz 1 der deutschen Single-Charts gehalten hatte, dekorierte seine Bühne mit einem Banner im Stil klassischer Metal-Bands und gab die Songs seines 2017 erschienenen Debütalbums „Dreifarbenhaus“ und dem Nachfolger „Powerbausa“ zum Besten. Die schlechte Laune der jungen Fans war vergessen und voller Freude feierten sie den Auftritt des attraktiven 29-Jährigen. Dass seine Texte zwar nicht politisch, dafür aber ziemlich sexistisch waren, schien hier niemanden zu stören. Zeilen wie „Sag der zugekoksten Bitch, ich will mein Blow“ (aus „Baron„) oder „Wilde Dreckssau, will sie weghauen, will auf ein Zimmer mit ihr, geb‘ ihr ’nen Sekt aus. Baller ’ne Runde wie ein Maschinengewehr.“ (aus „Tropfen„) trafen genau den Geschmack des begeisterten Publikums. Alternativ erinnerten einige Tracks lyrisch Helene-Fischer-artig ans Schlager-Genre („Ich bin geboren, um dich zu lieben“ aus „FML“ zum Beispiel), so auch die Erfolgssingle „Was du Liebe nennst„, die es kurzerhand direkt zwei Mal ins Set schaffte und in der Dämmerung vom lauten Gesang des Publikums unterstützt wurde. Ein wenig ratlos entließ uns der Auftritt von Bausa schließlich in die letzte Umbaupause des Abends.

Der Aufbau eines riesigen Bühnenbildes kündigte bereits an, dass es Zeit für den Headliner der Parklichter war. Eingeleitet von einer selbstironischen Bandansage betrat die selbstbetitelte „bekannteste unbekannte Band der Welt“ die Bühne: SDP! Zwar hieß der erste Track „Leider wieder da!„, doch traurig war über die Rückkehr des Duos sicherlich niemand. Gleich von Anfang an präsentierten sich SDP inmitten von Rauch- und Lichteffekten energiegeladen und gut gelaunt. Der Sound war laut und riss die Menge sofort mit – der gesamte Kurpark sang und tanzte. Gemeinsame Choreographien der beiden Sänger Vincent und Dag machten den Auftritt genauso unterhaltsam wie der Einsatz von aufblasbaren Bällen, die in die Menge geworfen wurden. Radio-Songs wie „Ich will nur, dass du weißt“ und „Ich muss immer an dich denken“ ließen zahlreiche Handys in die Höhe schießen, während schnellere Tracks wie „Ne Leiche“ oder „Die Nacht von Freitag auf Montag“ zum Tanzen einluden. Dass Rapper Weekend sich für den gemeinsamen Track „Tanz aus der Reihe!“ dazu gesellte dürfte zusätzlich für einige glückliche Fans gesorgt haben.

Insgesamt war das musikalische Angebot der Parklichter für eine Stadt wie Bad Oeynhausen sicherlich ein Meilenstein, doch nicht alle Künstler passten hier gemeinsam ins Bild. Dass der Abend insbesondere die nahe gelegenen Anwohner lockte und nicht so sehr auf den Besuch von Festival-Fans abzielte, dürfte wohl auch den stolzen Preis von rund 40€ erklären. In den vergangenen Jahren waren dafür mehr Künstler auf verschiedenen Bühnen geboten worden.

Ob der Konzert-Abend auch nächstes Jahr wieder stattfinden wird, steht noch in den Sternen. Berichten zufolge überlegen die Veranstalter, den musikalischen Teil der Parklichter in Zukunft abzuschaffen.

 

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