Interview mit Black Foxxes über „Reiði“!

Black Foxxes interview Reidi 2018

(English Version below) Seit nunmal drei Jahren mischen die Black Foxxes aus Exeter mit ihrem äußerst emotionalen Rock vor allem die britische Musikszene auf. Im Rahmen ihres zweiten Albums „Reiði“ kommt das Trio um Sänger Mark Holley, Bassist Tristan Jane und Schlagzeuger Ant Thornton nun erstmalig auch von der großen Insel auf das europäische Festland. Vor ihrer Show im Kölner Jungle Club setzten wir uns gemeinsam mit Jane (links) und Thornton (rechts) in den sonnigen Außenbereich des Clubs, sprachen über die mentalen und gesundheitlichen Probleme, mit denen ihr Kollege Mark zu kämpfen hat, die Inspiration hinter ihrer aktuellen Platte und ihre Pläne für ihr drittes Album.

minutenmusik: Hallo. Wie geht es euch? Wie war euer erstes Headline-Konzert auf dem Festland gestern Abend in Amsterdam?

Tristan: Uns geht es gut! Das Wetter ist hier viel besser, als in der UK. Ich sitze hier in T-Shirt und kurzer Hose, was toll ist. Wir hatten zuhause vor einige Wochen noch Schnee. Von Amsterdam bis nach Köln waren es jetzt einige Stunden Fahrt. Das war aber nicht allzu lange.

Ant: Und die Show gestern war toll! Das war eine Überraschung für uns.

minutenmusik: Super. Lasst uns über euer neuestes Album „Reiði“ sprechen! Ich habe gelesen, dass die Platte sehr von einer Reise, die euer Sänger Mark nach Island unternommen hat, beeinflusst ist. Ihr habt dort vor Ort auch ein Musikvideo gedreht. Wie steht das Land in Verbindung zu dem Album und warum genau Island?

Ant: Mark war dort mal vor einiger Zeit im Urlaub. Ihm gefiel es dort so sehr, dass er zurückkehren und einige Songs schreiben wollte, um sich von der Landschaft inspirieren zu lassen. Er hat sich also musikalisch und textlich sehr davon beeinflussen lassen. Als wir dann Promo-Sachen machen mussten, hat es nur total Sinn ergeben dorthin zurückzukehren und etwas von dem Land festzuhalten und das neben die Musik zu stellen.

Tristan: Warst du schonmal in Island?

minutenmusik: Ja, vor einigen Jahren! Wir waren aber nur für etwas fünf Tage dort und haben alles besucht, was es dort zu sehen gibt. Wir waren in Reykjavík, also der größten Stadt, sind auf einen riesigen Gletscher gefahren und haben die Steinwüste durchquert.

Tristan: Dort ist es wie auf einem anderen Planeten, oder? Ich finde man kann echt gut verstehen, woher Mark seine Inspiration genommen hat.

minutenmusik: Wird vor Ort nicht sogar ein Teil von Game Of Thrones gedreht?

Tristan: Ich meine ja.

minutenmusik: Das hat man uns damals erzählt, als wir dort waren! Das ist mein Island-Fachwissen – nicht viel, aber ein kleines bisschen!

(alle lachen)

minutenmusik: Auf eurer neuen Platte nutzt ihr Elemente, wie Streicher, Synthesizer und andere Studio-Effekte, viel häufiger als zuvor. Außerdem wirkt es auf mich so, als seien die meisten Songs eher klimaktisch aufgebaut und hätten weniger diese vielen Laut-Leise-Kontraste, die man auf eurem Debüt „I’m Not Well“ häufig findet.

Tristan: Das machen wir immer noch! Die Song bauen sich nur viel mehr auf.

minutenmusik: Genau! Was wolltet ihr auf eurem zweiten Album sound- und songwritingmäßig erkunden?

Ant: Unser Debüt war eigentlich eine Sammlung von Songs, die über mehrere Jahre entstanden sind – es widerspiegelt die ersten zwei Jahre des Lebens dieser Band. Der Vibe war also eher, dass wir endlich einen Plattenvertrag hatten, ins Studio und endlich diese Songs aufnehmen durften. Wir wollten einfach nur verdammt laut sein. Mit dieser Platte [„Reiði“] wollten wir die Dynamiken viel mehr erforschen und alles – wie du bereits sagtest – etwas klimaktischer gestalten.

Tristan: Ich glaube das ist auch einfach die Art, wie wir mit der Band gewachsen sind. Wie Ant das auch schon gesagt hat, setzt sich unser erstes Album aus Songs zusammen, die wir bereits hatten seitdem wir die Band gestartet hatten. Einige waren bereits fertig, bevor ich hinzu kam. Mark hatte „River“ sogar fertig geschrieben bevor es die Band überhaupt gab. Bei „Reiði“ haben wir nun bereits für einige Zeit zusammengespielt, was uns viel mehr zusammengeschweißt hat. Das war alles viel natürlicher hinsichtlich, wie wir als Band geschrieben haben.

Ant: Wir hatten etwas Zeit zum Atmen, konnten uns hinsetzen und überlegen, was wir wirklich machen wollen. Das ist die Platte, die wir – von Beginn an – machen wollten, was schön ist.

minutenmusik: Im Musikvideo zu „JOY“ sieht man Marks Hund durch die Natur springen. Woher kam die Idee zu dem Video? Warum lasst ihr einen süßen Hund den Protagonist eines Musikvideos sein?

Tristan: Wer mag bitte keine süßen Hunde, die herumspringen?

minutenmusik: Guter Punkt!

Ant: Wir sollten einfach ein Musikvideo drehen, hatten nicht viel Geld und fanden die Idee lustig.

Tristan: Wir haben ja auch schon sehr ernste Videos gedreht. Der Song ist so verrückt und nach vorne treibend, also wollten wir das komplette Gegenteil von dem. Ich denke, dass das auch gut funktioniert hat.

Ant: Das fügt dem Song etwas Humor hinzu.

minutenmusik: ich mag das Video auch sehr! In einem Interview mit HMV sagt ihr: „Zorn zu verstehen ist, was wir als Band machen. Vor allem in den Texten.“ Ich glaube ihr schafft es auch ganz gut das in der Musik einzufangen. Seid ihr oder vor allem Mark so negative Personen oder warum sind eure meisten Texte so verdammt traurig?

Tristan: Viele Texte auf „I’m Not Well“ sind sehr persönlich für Mark und seine geistige und physische Gesundheit. Da haben die Texte und unsere Auftritte oft einen sehr reinigenden und ausdrucksvollen Charakter.

Ant: Das war als könne er unterdrückte Gefühle endlich rauslassen. Mit all den Sachen musste er sich vermutlich schon, bevor es die Band gab, herumschlagen. Die Platte hat ihm also die Möglichkeit gegeben das herauszulassen. Das hat ihm geholfen.

Tristan: „Reiði“ ist da etwas kontrollierter im Bezug auf sein Denken. Dort gibt es definitiv einen guten Ausgleich zwischen hell und dunkel. Es gibt viel Zorn, aber im inneren versteckt sich auch viel Licht.

minutenmusik: Glaubt ihr, dass eure Musik sehr anders klingen würde, wenn Mark nicht mit solchen Dingen zu kämpfen hätte?

Ant: Wir wären wohl nicht die Band, die wir sind. Vielleicht gäbe es auch gar keine Band. Das ist irgendwie traurig, weil die Dinge, die er durchmachen muss, echt nicht schön sind.

Tristan: Ich glaube er spielt Musik, um sich dem zu widersetzen. Daher zieht er seine Leidenschaft.

Ant: Seine Motivation ist, seine Probleme nicht Überhand kriegen zu lassen. Das gibt ihm denke ich den zusätzlichen Antrieb.

Tristan: Seine Texte stellen eine Verbindung zu Leuten her, die mit ähnlichen Dingen konfrontiert sind. Sie helfen dabei die Diskussion über psychische Probleme anzuregen. Mark hat außerdem auch einige Aktionen über Morbus Crohn [Anmerkung: chronische Darmerkrankung, an der Holley leidet] gemacht. Oft denke ich, dass er über Dinge spricht, die Leute jeden Tag durchmachen. Das nicht in einer moralisierenden, sondern in einer sehr persönlichen Art – so als würde man mit jemandem von Angesicht zu Angesicht sprechen und alle hören zu.

minutenmusik: Manchmal fühlt es sich so an, als würden seine mentalen Probleme und seine Erkrankung, so schlimm beides auch ist, dazu führen, dass alles, was er berührt, nochmal eine Spur emotionaler und einzigartiger wird.

Ant: Die Emotionen sind etwas rauer. Er legt da eine starke Ehrlichkeit rein und versteckt wirklich nichts.

minutenmusik: Genau. Angststörungen und Depressionen sind eigentlich Themen, über die man nicht so wirklich in der Öffentlichkeit spricht. Sie gelten oft als Tabu-Themen. Wisst ihr, ob es Mark hilft seine Songs live zu spielen? Glaubt ihr es ist manchmal schwer für ihn sich in seinen Songs zu öffnen?

Ant: Ja, das ist der einfachste Weg für ihn das auszudrücken. Im Bezug auf unsere Live-Performance, ist das jeden Abend unterschiedlich. Die Show letzte Nacht wird auch komplett anders sein als die heute – vor allem für Mark.

minutenmusik: Lasst uns jetzt mal über etwas positiveres sprechen. Ihr seid relativ schnell darin schon über eure nächsten Schritte nachzudenken. Ich habe euch schon über euer drittes Album sprechen gehört. Gibt es etwas, was ihr auf eurer nächsten Platte auf jeden Fall anders machen wollt, als auf euren ersten beiden?

Tristan: Wir wollen immer weiter neue Dinge ausprobieren und offen gegenüber neuen Sounds und Songstrukturen sein. Wir werden niemals das gleiche Album zweimal machen.

Ant: Diesmal werden wir vermutlich mit einem anderen Produzenten arbeiten, um mal frischen Wind hineinzubringen und unseren Sound in eine andere Richtung zu bewegen. Momentan versuchen wir aber noch einige Songs zusammenzukriegen. Ich denke, wir werden jedoch auf jeden Fall mit mehr Instrumenten experimentieren, weil das auf „Reiði“ mit den ganzen Streichern und so sehr viel Spaß gemacht hat.

Tristan: Weiterentwicklung ist so eine natürliche Sache für Bands. Wenn man immer dieselbe Musik macht, wird man sich nicht vorwärts bewegen und im Endeffekt keine neuen Leute erreichen. Wir wollen jetzt keine Platte machen, die auf eine bestimmte Weise klingt, aber wir wollen das machen, was natürlich kommt. Das wird nicht dasselbe sein, wie beim letzten Mal. Außerdem könnte das alles bereits morgen zu Ende sein, also muss man alle Möglichkeiten ergreifen, die man kriegt und so viel entdecken, wie nur möglich.

minutenmusik: Ich bin sehr gespannt, was da dann kommt! Vielen Dank für das Interview.

Das Album „Reiði” kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Black Foxxes live 2018:

17.04. – München, Strom
19.04. – Hasselt, Cafe Cafe (BE)

Die Rechte für das Foto liegen bei Spinefarm Records.

English version:

minutenmusik: First of all: How are you? How was your first European headline-show last night in Amsterdam?

Tristan: Yeah, we are doing good! The weather is a lot nicer, than it was in the UK. I am in T-Shirt and shorts, which is nice. We had snow a couple of weeks ago home. But yeah, it was like a few hours from Amsterdam to get here. It did not take too long.

Ant: The show last night was great! It was a surprise.

minutenmusik: Lets talk about your newest record „Reiði“! I read, that it was hugely influenced by a trip your Mark, your singer, took to Iceland. You also shot a music video over there. How is that country connected to the album and why Iceland?

Ant: Mark went there on holiday a while back. He liked it so much, so he went back there again to write a bunch of songs and get really inspired by the landscape. So he kind of ran with it musically and lyrically. When it came to do promo-stuff it made totally sense to go out there, capture some of that and put it to the music.

Tristan: Have you ever been to Iceland?

minutenmusik: Yes, I have been there. We stayed for around five days and visited everything that it has to offer. We been to Reykjavík, drove to the top of a mountain, which was covered in snow, and drove through the stone-desert.

Tristan: it is like a different planet, isn’t it? You can really understand, where he [Mark] got the inspiration from.

minutenmusik: I think they also film parts of Game Of Thrones in the desert.

Tristan: Yeah!

minutenmusik: They told us, when we were there! That is my Iceland-Knowledge! It is not much, but a bit.

(everyone laughs)

minutenmusik: On this new album you started to use Strings, Synthesizers and other studio-effects a lot more. To me it also feels like most of the songs have a climactic feel to them, rather than having all those loud-quiet-contrasts you mostly had on your first record.

Tristan: We still do that! But the songs tend to build a lot more.

minutenmusik: Yeah! What did you want to explore with that new record soundwise and also songwritingwise?

Ant: The first record was like a collection of songs over a few years – like the first two years of this band’s life. So the vibe was more like having a record deal and going into the studio and getting any songs down. We wanted to be fucking loud. With this record we really wanted to explore the dynamics a lot more and – like you said – make it more climactic.

Tristan: I think it is just the way we grew with the band. Like Ant said the first album was comprised of songs, that we had since we started. Some of the songs we even finished before I joined. Mark had „River“ before either of us were in the band. So with „Reiði“ after playing together for so long we were more gelled together and it had a more natural feeling in terms of how we write as a band.

Ant: There was probably room to breath. We had time to really sit down and think about, what we wanted to do. I think, that it is the record were we – from the beginning – felt like we could end up. So it is nice to be there.

minutenmusik: The protagonist of the music video of the song „JOY“ is Mark’s dog walking and jumping through the nature. Where did the idea for the video come from? Why having a cute dog jumping around to that song?

Tristan: Who does not like dogs jumping around?

minutenmusik: Fair enough!

Ant: We just had to do a music video, did not have a lot of money, so this was gonna be a lot fun.

Tristan: We have done the whole serious-video-thing. And like Ant said, we needed something quick and easy. So that song is so crazy and break through the wall and we wanted something complete polar opposite of that. I think it worked.

Ant: It added a nice bit of humor to the song.

minutenmusik: I like it too! In an interview with HMV you said „Understanding rage is what we do as a band, particularly in the words“. I think you capture that pretty good in the music too, but anyway. Is Mark or a you guys such negative persons or why are most of the lyrics of such sad nature? I mean, you or he obviously has much to cope with.

Tristan: Certainly in „I’m Not Well“ a lot of the lyrics were very personal to Mark and his health and mental state. So the lyrics and the performances had very much like a cathartic and expressive character.

Ant: It was like him getting of his chest. He was dealing with all this stuff, probably even before the band was going. So that record enabled him to get it out. And it made it better for him.

Tristan: „Reiði“ is a lot more controlled in terms of his thinking. It is definitely a good balance of light and dark. There is a lot of rage involved, but there is also a lot of lightness hidden with it as well.

minutenmusik: Do you think your music would sound much different if Mark would not have to deal with such problems?

Ant: It probably would not be the band it is. Maybe it would not even be a band. It is sad to say that in a way, because the stuff he has to go through is not nice.

Tristan: I think he play music in spite of it. That is, where the passion comes from.

Ant: His motivation to not let his problems win over him, gives him the extra drive I suppose.

Tristan: His lyrics connect to people, who are dealing with the same sort of things. It helps getting the word out for things like mental health and he did lot of stuff with Crohn’s disease too. A lot of the time I feel like he is talking about the kind of stuff that people go through everyday. Not in a preachy way, but certainly like a one to one personal chat with everyone that listens.

minutenmusik: To me it feels like his crohn’s disease and his mental health problems mixed to get – as bad as both of them are – make everything he touches even more emotional, touching and unique.

Ant: A bit more of more raw emotion. There is an honesty to it. He is not hiding anything.

minutenmusik: Yes. Anxiety and depression are topics you usually do not talk about that open in public. They are often considered as taboo subjects. Do you know if it helps Mark to play those songs live? Do you know if it is sometimes hard for him to open up in them?

Ant: Yeah, I think it is the easiest way for him to express that. Talking about playing live, it is different every night. Last night will be totally different to tonight – especially for Mark. So it will be a different performance tonight!

minutenmusik: Lets talk about a more positive topic! You guys are pretty fast in thinking about the future. I already heard you talking about album number three. Is there anything you really wanna do different on the next record, than you did on the previous ones?

Tristan: Just keep exploring new things and keeping our minds open in terms of sounds and song structures. We will never do the same album twice.

Ant: With this one we are probably looking at a different producer to experience something different and move the sound of the band to a different direction. At the minute we are just trying to get together some songs in a back bones nature. But I think we are definitely gonna experiment with more instruments, because it made a lot of fun on „Reiði“ with all the strings and stuff.

Tristan: Progression is such a natural thing for bands in general. If you continue to make the same kind of music you are not gonna progress and you are not gonna reach new people at the end of the day. So it is not, that we set out to make a record that sounds a certain way, but we want to make whatever comes naturally and this will not be the same as last time. Plus this could all end tomorrow, so you gotta take the opportunities when you get them and explore as much as you can.

minutenmusik: I am really looking forward to what comes next from you guys! Thank you very much for taking your time and good luck with the show!

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