Eurovision Song Contest 2025, 2. Semifinale: Die Ergebnisse & Infos zum Finale

eurovision song contest 2025 visual

Ready für die letzte Runde: Am Donnerstagabend, dem 15.5., haben die zehn letzten Acts ihre Tickets ergattert – nun steht dem Grand Final des Eurovision Song Contest 2025 nichts mehr im Wege. Nach den zehn ersten Finalist*innen aus dem ersten Semi haben es nun die nächsten zehn geschafft, sechs weitere sind im selben Moment ausgeschieden. Korrekt eingeschätzt haben wir in unserer Prognose vorab dieses Mal gerade einmal sechs Acts, was wahrscheinlich unser Minus-Rekord ist. Shame.

Außerdem veröffentlichte das Produktionsteam gegen 2 Uhr nachts die Startreihenfolge für den Samstagabend. Erneut gab es eine Mischung aus Losverfahren und Entscheidungen, die mit Produktionsgründen zusammenhängen. Macht euch also bereit für den großen ESC, der zum 69. Mal Funk, Fernsehen, Social Media und Fans mitreißen wird und in der St. Jakobshalle in Basel in der Schweiz stattfindet. Deutschland wird vertreten durch das österreichische Duo Abor & Tynna, die mit ihrem Track “Baller” als 16. starten.

Und das sind die Finalist*innen – die Liste zeigt nicht, welches Land die meisten Anrufe erhalten hat, sondern ist nach Startreihenfolge der vergangenen Show sortiert:

Diese zehn Länder sind im Grand Final dabei:
Lettland – “Bur man laimi”, Tautimeitas
Armenien – “Survivor”, Parg
Österreich – “Wasted Love”, JJ
Griechenland – “Asteromata”, Klavdia
Litauen – “Tavo akys”, Katarsis
Malta – “Serving”, Miriana Conte
Dänemark – “Hallucination”, Sissal
Luxemburg – “La poupée monte le son”, Laura Thorn
Israel – “New Day Will Rise”, Yuval Raphael
Finnland – “Ich komme”, Erika Vikman

Ausgeschieden sind somit:
Australien – “Milkshake Man”, Go-Jo
Montenegro – “Dobrodošli”, Nina Žižić
Irland – “Laika Party”, Emmy
Georgien – “Freedom”, Mariam Shengelia
Tschechien – “Kiss Kiss Goodbye”, Adonxs
Serbien – “Mila”, Princ

Die Startreihenfolge für das Finale am Samstagabend:
01. Norwegen
02. Luxemburg
03. Estland
04. Israel
05. Litauen
06. Spanien
07. Ukraine
08. Vereinigtes Königreich
09. Österreich
10. Island
11. Lettland
12. Niederlande
13. Finnland
14. Italien
15. Polen
16. Deutschland
17. Griechenland
18. Armenien
19. Schweiz
20. Malta
21. Portugal
22. Dänemark
23. Schweden
24. Frankreich
25. San Marino
26. Albanien

NACHLESE ZUR SHOW:

Bitte lasst es nicht schon wieder geschehen. Bitte lasst die Entscheidung einfach bei der EBU. Wenn die EBU sagt, dass Israel mitmachen darf, dann darf Israel eben mitmachen. Ganz ohne Buh-Rufe konnte Yuval Raphael mit ihrem “New Day Will Rise” im 2. Semi nicht auftreten, aber wenigstens hielt sich das Getöse etwas in Grenzen. Dass sie weiterkam und somit am Samstagabend erneut teilnehmen wird, überrascht natürlich niemanden. Sowieso wird es spannend zu sehen, wie Israel nach einem 3. Platz im Jahr 2024 dieses Mal mit Solidarität überhäuft wird.

Doch bevor das geschieht, gab es am Donnerstagabend ein im Vergleich doch wesentlich schlechteres Halbfinale zu sehen. Ja, da waren drei, vier sehr starke Beiträge bei – aber locker auch fünf, sechs arg murksige. Da gab es im 1. Semi des Eurovision 2025 doch wesentlich mehr austarierte Balance.

Erneut bewies das starke Moderationsduo, bestehend aus Hazel Brugger und Sandra Studer, dass sie leichtfüßig und charmant durch 150 Minuten Show leiten können. Auffallend: Ein merkwürdiges Plastikkleid bei Hazel, auf dem sie sich für eine Moderation sogar stage-divend von Händen des Publikums tragen ließ. Jo, ok.

Richtig gut vs. richtig mies

Sechs Songs musste man warten, bis man womöglich (!) den Gewinner des diesjährigen, größten Musikwettbewerbs der Welt hören durfte: Der Österreicher JJ, Opernsänger an der Oper in Wien, lieferte mit seinem Pop-Oper-Electro-Konglomerat “Wasted Love” eine so irrsinnig gute Performance ab – ja ok, bis auf vielleicht einen hohen Ton – dass einem schwindelig wurde. Schwindelig von dem Durchgleiten diverser Oktaven, aber auch schwindelig von der in Schwarzweiß gehaltenen Inszenierung, die eine stürmische Bootsfahrt vor Leuchttürmen darstellte. Das ist in jeder Hinsicht Gänsehaut superdeluxe. Unser Favorit für die Trophäe.
Daneben steht der montenegrinische Auftritt. Ein wirklich unüberhörbarer Voice-Crack mitten im Refrain. Hupsi. Schade, hat das Land nach zweijähriger Pause erstmalig wieder teilgenommen, hat es mit der sperrigen Drama-Ballade von Nina Žižić nicht geklappt. Allerdings gerechtfertigt nicht geklappt.

69. Eurovision Song Contest. Neunundsechzig. Wer auch gerne mal ein paar naughty Gedanken hat, “kam” im 2. Semi gleich mehrfach auf seine Kosten. “Serving” von Miriana Conte aus Malta hieß ursprünglich “Kant”, der maltesische Ausdruck für “Singen” oder auch “Sängerin”. Nach einer Zensur lässt sie das Wort im Refrain einfach weg und macht stattdessen ein “aaaah”. Ihre super durchchoreografierte Body-Positivity-Performance geht von breiten Beinen über Reiten auf fremden Pos bis hin zu hüpfenden Bewegungen auf Sitzbällen. Das ist very entertaining und darf zurecht im Finale nochmal. Das erste Mal wieder für Malta seit 2019.
Bei “Ich komme” von Erika Vikman aus Finnland braucht es dann gar keine Subtilität mehr, hier wird gleich ein Orgasmus in Songform vorgetäuscht. Die Künstlerin wirft sich in engem Lederoutfit auf den Boden, steigt am Ende an einem riesigen Mikrofonständer (Ständer, hihi) in die Lüfte, der dann auch noch Feuerwerk sprüht. Dass das weiterhin Kommen darf, braucht man wohl nicht mehr zu erwähnen. Übrigens ist Erika seit letzter Nacht ein Meme: Wer gesehen hat, wie sie Käsefondue isst, weiß, warum.
Doch “Genau richtig” und “Zu wenig und deswegen doof” liegen nah beieinander: Der “Milkshake Man” aka Go-Jo aus Australien war jahrelang Footballer – wahrscheinlich sollte er das auch besser weitermachen. Nach mehreren schiefen Zeilen gen Anfang des Songs kam aus sehr viel Show in einem überdimensionalen Shaker einfach entschieden zu wenig Drink raus. Kein Finale für ihn.

Auch Dänemark darf nach einer Pleite-Periode erneut am Samstagabend mitspielen, worauf man vorher nicht allzu viel Geld gesetzt hätte. Hat sich Sissal zwar in den Vorrunden gesanglich immer enorm stark präsentiert, war ihr “Hallucination” parallel nur als generischer Mittelmaß-Pop-Song abgetan. Nun war sie im 2. Halbfinale tonal sogar unsicherer als sonst, gereicht hat es trotzdem. Auch unserer Nachbar*innen erreichen die letzte Runde das erste Mal seit 2019.
Fast ein Dauerkarteninhaber ist Griechenland. Äußerst selten ging es nicht ins Finale, 2025 sollte keine Ausnahme sein. Die interessant inszenierte Nummer “Asteromata” punktet keinesfalls mit ihrem typischen Südeuropa-Balladen-Bombast, sondern eben mehr durch den Spannungsaufbau, der zum Ende hin mit einem Quickchange und einer Atmo-Veränderung überrascht. Am Samstag darf das aber ruhig dann in der 2. Hälfte der Ergebnistabelle verweilen, ja?

Wenn aus Art-Pop eine Art-Show wird

Jährlich muss es genau einen davon geben: Dieser eine Song, der beim bloßen Zuhören so gar nichts reißt, dann aber mit der richtigen Inszenierung total fesselt. Das funktionierte im vergangenen Jahr extrem gut mit Irland, dieses Jahr gehört dieses Attribut Lettland. “Bur man laimi” ist eine alte Volksweise und besteht nur aus wenigen Zeilen, die sich ständig wiederholen. Sechs Frauen singen elfenartig dazu. Das ist eigentlich richtig lame. Wird das optisch jedoch mit spannenden Schattenspielen, crazy Outfits à la Björk und tollem, gut intonierten Chorgesang vorgetragen, macht das sofort viel her. Eindeutig die Überraschung des Abends.

Hookiger Bubble-Gum-Pop in zwei Formen. Einmal erfolgreich, einmal nicht. Luxemburg ist seit letztem Jahr zurück in der Show, worüber sich die Fans riesig freuten. Und glücklicherweise darf man auch das zweite Mal in Folge im Finale mitmachen. Die Hommage an France Gall “La poupee monte le son”, die textlich aber modernisiert wurde, wird dermaßen niedlich von Laura Thorn vorgestellt, dass man ihr in ihrem Puppenhaus am Anfang gebannt zuschaut. Viele schöne Ideen führen zu vielen schönen Anrufen.
Mit “Laika Party” von Emmy aus Irland hätte das auch klappen können, ist ihr Song schließlich ein Tribute an den im Weltall verstorbenen Hund Laika. Eine herzzerreißende Story, allerdings bleibt die Sängerin bei der Performance die gesamten drei Minuten auf ihrem Podest stehen. Da kann das sich sofort ins Ohr fressende “Bam bam, ba da dam bam bam bam bam bam” auch nicht mehr genug helfen. Arg schade, darauf hatten wir eigentlich ein Final-Ticket gewettet.

Und dann gibt es noch Beiträge, bei denen man sich eigentlich wünscht, dass sie nicht weiterkommen. Allen voran: Armenien. “Survivor” von Parg ist dermaßen Testo-geschwängert, prollig, macho-like und albern – ein oberkörperfreier Dude, der aussieht, als ob er zuvor zwei Stunden unter einem Auto gehandwerkt hätte und dazu sich in rockiger Manier als Kämpfer betitelt – dass das eigentlich in dem campy ESC-Universum gar nix zu suchen hat. Aber offensichtlich mögen einige so etwas, schließlich durfte das Televoting allein entscheiden, wer weiterdarf. Unschick.
Litauens Band Katarsis sind ebenfalls Rock, allerdings der äußerst depressiven Weise. Das litauische Stück “Tavo akys” (“Deine Augen”) ist, wenn man die Sprache versteht, besonders in der Pubertät womöglich eine Stütze, kommt aber mit dem lethargischen, lauten und monotonen Gesang nur schwermütig rüber. Überraschender Final-Entry, kann man nicht anders sagen.

Raus sind außerdem noch drei Titel, die alle spurlos an einem vorbeiziehen: “Kiss Kiss Goodbye” von Adonxs aus Tschechien kam in seiner zunächst beim maltesischen Vorentscheid präsentierten Akustik-Version richtig gut an, hat sich dann aber irgendwie in Belanglosigkeit verloren. Optisch äußerst interessanter Sänger mit wahnsinnig uninteressantem Song. Das war wohl nix.
Georgien ist bisher neun Mal ins Finale gekommen und seit diesem Jahr nun neun Mal auch nicht. Auch wenn man beim Junior Eurovision bereits vier Mal (!) siegen durfte und diesen Winter wieder austragen darf, so ist man beim Großen einfach ziemlich erfolglos. Der tragischen, politischen Ballade “Freedom” fehlte es eindeutig an Greifbarkeit.
Zuletzt ist Serbien einer der Loser. “Mila” nennt sich der Song, der eben klingt und aussieht, wie es bereits 836 solcher ESC-Balladen taten. Kommentar Ende.

Deutschland: Das Dark Horse!?

Durften am Dienstag drei der sechs bereits qualifizierten Länder ran, gibt’s im zweiten Semi mit dem enorm überfordernden Chaos aus dem Vereinigten Königreich drei Minuten ADHS-Herausforderung. “What The Hell Just Happened?” von dem gesanglich eigentlich starken Frauen-Trio Remember Monday wirkt im ersten Moment richtig super, dann aber wie nicht gekonnt. Die Hälfte an kreativen Ergüssen hätte locker ausgereicht, aber nein, man wollte einfach alles, hatte dafür nur nicht genügend Zeit zur Verfügung. Jetzt haben wir den Mist.
Das französische “Maman” der sehr erfolgreichen Sängerin Louane gilt als eines der Mitfavoriten. Die Performance, bei der die Sängerin von zunehmend mehr Sand erdrückt wird und gegen das Ertrinken daran ansingt, ist schon ganz ordentlich gemacht, aber auch ein wenig emotional manipulativ. Das ist wirklich sehr dick aufgetragen. Ob das jede*n kriegt? Wenn überhaupt nur die Jurys!
Doch wenn man hingegen als Deutsche*r beim ESC stolz sein darf, ist das eh schon eine Ausnahmesituation. Abor & Tynna liefern mit “Baller” easy das beste Package seit Lenas “Taken By A Stranger” aus 2011. Selten klang ein Eurovision-Beitrag so im Hier und Jetzt, ein deutscher Beitrag noch weniger. Der Club-Track etabliert sich gerade zum richtigen Fan-Hype und wird als potenzieller internationaler Sommer-Hit gelandet. Ob das am Ende sogar für die Top 10 reicht? Es wäre wahnsinnig gerechtfertigt. Auch die Performance steht dem Song wahnsinnig gut, wow!

Pausenacts aus Corona-Zeiten

Nicht unerwähnt dürfen natürlich die Postcards bleiben, die kleinen Einspieler vor den Auftritten. Die sind zwar eigentlich so wie immer, aber ja dennoch immer irgendwie sweet. Sie funktionieren genauso gut wie ein schöner Interval-Act, nämlich gleich vier auf einmal: Gjons Tears (Schweiz), The Roop (Litauen), Destiny (Malta) und Efendi (Aserbaidschan) haben zwar alle 2021 mitgemacht, wären jedoch für ihr Land auch schon 2020 angetreten, wenn die Pandemie das Ganze nicht gesprengt hätte. Sie präsentieren während der Auszähl-Zeit ihren Song aus dem Corona-Jahr, besonders bei “On Fire” von The Roop rastet das Publikum sichtbar aus. Ist und bleibt auch einfach ein heftiger Banger. Etwas random hingegen ist auch im 2. Semi der Abgang: Dieses Mal singt Moderatorin Sandra Studer “Insieme” während des Abspanns – den Siegertitel aus dem Jahr, in dem sie teilnahm. Wer sich das immer so ausdenkt…?

Das Finale ist komplett. Es gibt wie immer einen wilden Mix aus Ohrwürmen, unglaublichen Inszenierungen, spaßigen Momenten, Drama und allem, was man eben will, wenn man ESC will. Und wie man es nicht will, verstehen wir generell nicht. Somit: Stay tuned und bis Sonntag bei der letzten Nachlese.

Direkt weiterlesen:
Nachlese zum 1. Semifinale 2025
Alle 37 Songs aus 2025 im Check

Hier nochmal unser Favorit des Abends – JJ aus Österreich:

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