Architects, Palladium Köln, 30.01.2018

architects palladium köln

Schon als die Konzerte der Architects, zusammen mit While She Sleeps und Counterparts angekündigt wurden, stand für mich fest: Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Tour des Jahres 2018. Besonders freute ich mich darüber While She Sleeps nach 3 Jahren endlich wieder zu sehen.

An der Halle angekommen, wurde ich weniger freundlich darauf hingewiesen, dass keine Taschen, auch keine leeren, mit in die Halle hineingenommen werden dürfen. Die Ankündigung des Veranstalters las sich zwar nicht so, aber viele verärgerte Fans mussten der Anweisung folgen ihre Taschen an einem Container abzugeben. Vor der Bühne angekommen war das natürlich alles vergessen und es ging pünktlich los. Bei Counterparts erwartete ich nicht viel mehr als Kopfwippen im Takt und Geklatsche. Als sich dann aber direkt beim ersten Song ein Pit öffnete, war ich vom Gegenteil überzeugt. Counterparts kamen mit ihren eingängigen Melodien und dazu kontrastreichen Breaks hervorragend beim Publikum an, beeindruckend waren vor allem die perfekten Tempowechsel. Meine Highlights waren die Songs „Haunt Me“ und „The Disconnect“, bei denen das Publikum sich als besonders textsicher erwies.

Nun fing die Halle an sich zu füllen. Man merkte sofort, dass so ziemlich jeder Anwesende auch großer While She Sleeps Fan ist, denn der Menschenstrom Richtung Bühne nach Counterparts hörte gar nicht mehr auf. Kurz vor Beginn fühlte ich mich dann wie eine Ölsardine in der Dose – das ist jedoch leider nichts Neues in einem ausverkauften Palladium. Die Band um Frontmann Lawrence Taylor eröffnete ihren Auftritt mit dem Titeltrack ihres Albums „You Are We“. Die Menge tobte und feierte die Songs wie auf einer Headlinershow. Trotz kurzer Setlist von gerade mal 8 Titeln, fanden sich Songs aus jedem ihrer Longplays wieder, dominiert haben aber Lieder des aktuellen Albums. While She Sleeps präsentierten sich extrem energiegeladen und zeigten, dass sie eine innovative und kreative Band sind. Für mich gehören sie auch schon seit langem zu meinen absoluten Lieblingen, was sowohl Musik als auch Texte angeht.

Es folgte eine weitere, lange Pause zwischen While She Sleeps und dem eigentlichen Hauptact des Abends. Als das Licht nach einer Stunde dann endlich erlosch, betraten Architects die Bühne und begannen ihren Auftritt mit „A Match Made In Heaven“. Gefühlt waren jetzt 8000 statt 4000 Menschen im Palladium und ich verbrachte die ersten Songs damit einen Platz zu finden, an dem ich mich halbwegs bewegen konnte – vergeblich. Ab dem dritten Song fand ich eine einigermaßen zufriedenstellende Position und ließ mich zusammen mit dem Rest des Publikums bei dem energiegeladenen Song „Naysayer“ völlig mitreißen. Passend zu einzelnen Liedpassagen wurden immer wieder Flammenwerfer gezündet – nicht gerade förderlich für die sowieso schon vorhandene Hitze in der Halle, cool sah es aber trotzdem aus!

Das Set bestand hauptsächlich aus Songs der letzten beiden Alben, die Band versuchte aber auch die Herzen der Old-School-Fans höher schlagen zu lassen. So spielten sie drei Lieder des Albums „Daybreaker“. Den Song „The Devil Is Near“ widmeten Architects den Organisationen Hardcore Help Foundation und Sea Shepherd. Sänger Sam Carter sprach in diesem Sinne zum Publikum und forderte auf „Nein“ gegen Hass und Ungerechtigkeit in der Welt zu sagen und sich auch öffentlich für die eigenen Werte stark zu machen. Immer wieder erwähnte er auch, wie unfassbar es sei, in dieser riesigen Halle vor 4000 Leuten aufzutreten. Nach einiger Zeit, wie so oft bei Liveshows, wurde der Platz zum Bewegen doch noch größer und so erhaschte ich nun auch als kleine Person endlich einen Blick auf die Bühne. Die schon bei der letzten Tour großartige Lichtshow ließ die Band oft in Nebel und Stroboskop verschwinden, Architects wollen eindeutig nicht sich, sondern die Musik in den Vordergrund stellen und das gelingt ihnen verdammt gut. Die fünf Briten beherrschen ihre Instrumente einwandfrei, im Vergleich zu einer Studioaufnahme muss man hier auch bei Liveshows keine Abzüge in der Qualität der Musik machen. Mit “Doomsday” verließen Architects schließlich vorerst die Bühne, um dann für eine Zugabe noch einmal aufzutauchen. Ganz zum Schluss gab es dann mit “Gone With The Wind” noch einmal ein absolutes und sehr emotionales Highlight. Dan Searle übernahm das Mikro und sprach über sich und seinen Bruder Tom, welcher im August 2016 mit viel zu jungen 28 Jahren gestorben war.

Und so hört sich das an:

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Text von Lucie Kreß, Beitragsbild von Jennifer McCord.

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