Freitagabend, sommerliche Temperaturen und ein Konzert vor der Brust – da kann schon mal Euphorie aufkommen! Für Fans der geneigten Schrei- und Brüllmusik (Zitat: Mama) spielten Counterparts gemeinsam mit Kublai Khan, Dying Wish und Paleface im April einige europäische Shows, unter anderem in der Kölner Kantine. Schlussendlich muss die Show wohl ausverkauft gewesen sein, denn auf dem Weg zur Show kamen mir mehrere Menschen entgegen, die noch auf der Suche nach den letzten Tickets waren. Die Kantine war gut gefüllt und bereits zu den Vorbands herrschte ordentlich Bewegung im feierwütigen Publikum. Da ich mit den genannten Vorbands herzlich wenig anfangen konnte, machte ich es mir erst einmal hinten in der Halle gemütlich und drang dann erst zu Counterparts in den vorderen Bereich der Bühne vor.
Nach der vom Publikum ebenso wie von der Band gefeierten K-Pop Umbau-Playlist – es war immerhin Freitagabend und das merkte man dem Publikum auch an – betraten Counterparts die Bühne, die sie bereits circa eine Stunde später wieder verlassen sollten. Eine normale Länge für ein Set von Bands im Hardcore/Metalcore-Bereich. Allerdings war im Nachgang doch die eine oder andere kritische Stimme zu hören, dass es bereits so schnell vorbei war. Zur Wahrheit gehört auch, dass Counterparts inzwischen sehr viele Fans haben, die die Band auf ihrem gesamten musikalischen Weg vom Erstlingswerk bis zum 2022 releasten „A Eulogy for Those Still Here“ begleitet haben. Bei diesen Fans sind dann natürlich so viele Songs beliebt, dass die Band kaum alle Wünsche erfüllen kann. Brendan Murphy und Co. sind bekanntermaßen auch nicht mehr die allergrößten Fans ihrer ersten musikalischen Werke – spielen aber dennoch immer noch den einen oder anderen Song für die Fans.
Nichtsdestotrotz gab es besagte Kritik nach dem Auftritt. Das betraf nicht nur die Konzertlänge, sondern auch die Show an sich: Zu wenig Action, zu wenig musikalische Leistung von Frontmann Brendan Murphy, der große Parts des Gesangs dem Publikum überließ und – das war in sehr vielen Äußerungen zu hören und im Nachgang zu lesen – kein Vergleich zu anderen Counterparts Shows in der Vergangenheit. Nun muss ich an dieser Stelle zugeben, dass ich das selbst nur bedingt beurteilen kann, war dies doch mein allererstes Konzert des Quartetts aus Ontario, Kanada. Und mir gefiel das tatsächlich ganz gut.
Unsere Redakteurin Lucie, die ebenfalls mit vor Ort war und Counterparts schon häufiger gesehen hat, fand die Show zwar nicht schlecht, bemerkte aber auch, dass sie schon bessere Counterparts Konzerte erlebt hatte. Sie vermutete, dass es wohl an der Größe der Halle lag (immerhin gab es sogar einen Bühnengraben) und, dass es der erste Tourstop war. Und tatsächlich, Brendan Murphy sagte gleich zu Beginn, dass dies die größte Show sei, die Counterparts je in Europa gespielt haben, er bedankte sich mehrfach bei den Fans für das rege und nicht geringer werdende Interesse. Selbstverständlich fehlten die üblichen Beleidigungen gegenüber dem Publikum zwischen den Songs trotzdem nicht, aber selbst hier blieb Brendan Murphy in der Interaktion fast schon zurückhaltend. Das mag wohl auch an dem ein oder anderen alkoholischen Getränk gelegen haben, dass der Frontmann vor der Show zu sich genommen hatte, was mit Sicherheit auch nicht zu einer Leistungssteigerung auf der Bühne beitrug.
Aber noch einmal: Ich persönlich habe keinen anderen Vergleich und fand das Konzert sehr gut. Murphys Shouts, wenn er sich nicht gerade eine Verschnaufpause gönnte, waren beeindruckend. Vor und auf der Bühne war eine Menge Energie. Alles, was die Musik von Counterparts ausmacht, war auch live präsent: Epische Sing-Alongs (besonders in “The Disconnect” mit „I fucking hate the world, I fucking hate myself“), brachiale Breakdowns (besonders Arms like Teeth, Bound to the Burn und Stranger), tanzbarer Two-Step. Die Setlist war selbstverständlich sehr auf die letzten beiden Alben „A Eulogy for Those Still Here“ und „Nothing Left to Love“ getrimmt, das war aus meiner persönlichen Sicht aber genau richtig so, habe ich die Band doch erst während der Pandemie für mich entdeckt.
Am Ende war es ein gelungener Hardcore-Abend in der Kölner Kantine. Vielleicht war das nicht die beste Counterparts-Show aller Zeiten, aber dennoch eine sehr guter Tour Auftakt. So häufig, wie die Band unterwegs ist, kommt die nächste Tour hoffentlich zeitnah. Ich jedenfalls hätte schon wieder Bock.
Und so hört sich das an:
Beitragsbild von Melvin Klein.
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