Editors, Halle Münsterland Münster, 24.03.2018

Editors, Halle Muensterland Muenster, 24.03.2018

Nicht viele Bands können, ohne dass es von allen Seiten Kritik hagelt, zu ausufernden Stadiongesten greifen. Mit ihrem sechsten Album „Violence“ gelang es der britischen Indie-Rock-Band Editors erstmals ihre elektronischere mit der rockigeren Seite zu vermischen. Dieses Gebräu führte jedoch dazu, dass man nicht selten etwas wie Coldplay zu ihren besten Zeiten klang. Wir kamen zu dem Schluss, dass das Quartett trotz großer Gesten immer noch zu den wichtigsten Künstlern des ruhigeren Indie gehören. Auch für ihre Tour packen die Editors nun eine ordentliche Portion Theatralik ein und bringen Stadionatmosphäre in die deutschen Hallen. War das Konzert der Band in Münster zuerst in der beschaulichen Jovel Music Hall angesetzt, verlegte man die Show bereits eine Woche nach Vorverkaufsstart in die nebenan gelegene Halle Münsterland, die dann zwar etwas abgehangen, trotzdem aber sehr gut besucht war.

Bevor gegen 21 Uhr ein mattschwarzer Vorhang für die Indie-Vorreiter fiel, bekamen die Besucher jedoch zuerst einmal das instrumentelle Post-Rock-Nachrichten-Gemisch der Südlondoner Public Service Broadcasting serviert. Stahl man dem Trio zu Beginn noch den Sound, so konnte die Band, die Kommentare aus Nachrichten und Reportagen öffentlicher Fernsehanstalten über ihre instrumentellen Passagen legt und ihre Musik visuell mit auf einer Leinwand projezierten Videos begleitet, nach den kurzen technischen Schwierigkeiten doch begeistern. Als Kontaktmann zum Publikum fungierte vor allem Frontmann J. Willgoose Esq., der sich hauptsächlich über programmierte Computer-Ansagen bei der Menge bedankte.

Auch im Hauptprogramm des Abends hielt man sich eher wortkarg. Die Band um Tom Smith konzentrierte sich in ihren wenigen Ansagen vor allem auf Danksagungen, was die Wirkung der Performance und Musik noch einmal verstärkte. Angestrahlt von einer effektiv einfachen Lichtshow, die sich vor allem wegen der großen Stahlkonstrukte, die man zuvor mit Stahlseilen an der Hallendecke befestigt hatte, eindrucksvoll entfaltete. In der Live-Situation klangen die Songs der Briten noch einen Schwung voller und kraftvoller, was neben den gezerrten Gitarrenparts von Justin Lockey, der gerne mal einen Schlagzeustick als Bottle-Neck missbraucht, auch der treibende Bass von Russell Leetch begünstigte. Natürlich trug ebenfalls Frontmann Tom Smith mit seiner einzigartigen Baritonstimme, viel Theatralik und Rockstarposen zum breiten Sound- und Ästhetikbild bei und half seinen Kollegen mal an der Akustikgitarre, am Klavier oder den Sample-Pads aus.

In der gut 110-minütigen Show spielten die Editors neben vielen neuen Songs eine ausgewogene Mischung aus älteren Stücken, in der jedes Werk der Bandhistorie vertreten war. Für Gänsehaut sorgten besonders die akustischen Momente, wie das auf Smiths Stimme und Akustikgitarre reduzierte „No Sound But The Wind“, bei dem es dem Großteil des Publikums – viele schienen auch aus Belgien und den Niederlanden angereist – die Sprache verschlug. Das war bei Songs, wie dem elektronisch wabernden „Violence“ zum Glück anders, als sich im Refrain tausende Kehlen gen Himmel wandten um einen wunderschönen Stadionrockmoment zu zaubern.

Bei vielen Künstlern können derartige Situationen schnell aufgesetzt wirken. Bei den Editors fühlt sich die Entwicklung hin zu großen Mitsingchören und gigantischen Hallen hingegen sehr natürlich an. Vielleicht gibt es gerade deshalb kaum Protest aus den eigenen Fanreihen. Wenn es einer Band zuzutrauen ist, in Zukunft ganze Stadien zu verzaubern, dann der Indie-Band aus Birmingham. Der Auftritt in Münster war in jedem Fall magisch.

Und so hört sich das an:

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Editors live 2018:

31.03. – Hamburg, Mehr-Theater (ausverkauft!)
01.04. – Berlin, Tempodrom (ausverkauft!)
02.04. – Leipzig, Auensee
18.04. – Wien, Gasometer (AU)
20.04. – München, Tonhalle (ausverkauft!)
19.-22.07. – Cuxhaven, Deichbrand Festival
27.-28.07. – Lörrach, Stimmen-Festival
27.-28.07. – Dortmund, Juiy Beats Festival
17.08. – Leipzig, Highfield Festival

Foto von Jonas Horn.

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