Manchmal braucht es nicht viel für einen perfekten Konzertabend. Als sich das Publikum im Gleis 22 versammelt, erwarten sie auf der Bühne nur Gitarren. Abgesehen von kurzen Spielereien werden heute auch keine anderen Instrumente zum Einsatz kommen. Schon vor Konzertbeginn spürt man die Euphorie, die den ganzen Abend bestehen bleiben wird.
Als Support-Act betritt Jules Ahoi die Bühne, ein junger Singer/Songwriter aus Deutschland. Dieser punktet mit seinem authentischen und sympathischen Auftreten und erzählt, dass er vor seinem ersten Support für Newton Faulkner erst zwei Stunden vor Showbeginn erfahren hat, so dass er noch in der S-Bahn zur Halle die Saiten seiner Gitarre gespannt hat. Bei diesem Auftritt spielt er ohne seine Begleitband, kann aber auch nur mit Gitarre überzeugen. Schon hier lässt sich das Publikum animieren und stimmt bei einem Lied gleich ins “Wolfsgeheul” ein. Mit seinen Songs kommt der Sänger direkt super an, die Menge ist sichtlich gut für den Hautpact eingestimmt.
Auch Newton Faulkner betritt heute alleine die Bühne. Mit seinen eigens für ihn konzipierten Gitarren kann der Musiker durch Klopfen an verschiedenen Stellen alle möglichen Schlagzeug-Geräusche imitieren. Zwei Fußpedale und ein elektrisches, einem Schlagzeug ähnelndem Gerät werden zudem als weitere Rhythmusinstrumente verwendet. Faulkner überzeugt neben seinem unglaublichen Gitarrenspiel, das man unbedingt erlebt haben sollte, aber auch mit seiner Stimme. Selbst Sprünge von den höchsten zu den tiefsten Tönen, wie in “Hit the Ground Running” meistert der Sänger ohne Probleme. Man kann wohl nicht abstreiten, dass man es hier mit einem wahren Vollblutmusiker zu tun hat.
Häufig leidet unter solchen Vorführungen der eigenen Fähigkeiten der Spaßfaktor oder die Stimmung. Nicht so bei Faulkner, zwischen den Songs werden immer wieder kleine Witze erzählt oder kleine Melodien zu Wörtern wie “Meine Füße” gesungen. Sonderlich ernst scheint sich der Musiker nicht zu nehmen und gewinnt stetig Sympathiepunkte. Da das aktuelle Album “Hit the Ground Running” erst letzte Woche erschien, erwartet Faulkner gar nicht erst, dass viele der Anwesenden die Songs schon auswendig kennen. Gesungen werden soll aber trotzdem und so wird das Publikum kurzerhand in drei Gruppen geteilt und mit Passagen der neuen Songs beauftragt. Während Faulkner also die Lieder singt, unterstützt ihn die Menge – so schöne Mitsingparts hört man selten! Selbst wenn verschiedene Parts gleichzeitig gesungen werden sollen, bleibt das Publikum dabei, das Ergebnis ist wirklich einzigartig. Dadurch kommen auch die neuen Songs super an, vor allem “Finger Tips”, das unglaublich gefühlvoll vorgetragen wird, geht direkt unter die Haut. Aber auch alte Songs wie “Dream Catch Me” oder “Write It On Your Skin” dürfen natürlich nicht fehlen. Besonders schön sind auch das Massive Attack-Cover von “Teardrop” und der Abschluss. Als letzte Zugabe – zuvor erwähnte Faulkner noch, wie idiotisch es eigentlich sei, 5 Meter von der Bühne darauf zu warten, noch ein Mal hochzukommen – wird schließlich “Bohemian Rhapsody” eingestimmt. So viele Musiker*innen haben dieses Stück schon versucht und sind gescheitert – Faulkner gelingt es, so einen gebührenden Abschluss zu präsentieren. So endet also ein rundum gelungener Konzertabend. Wer den Ausnahmemusiker bisher noch nicht live gesehen hat, sollte die nächste Chance auf jeden Fall wahrnehmen!
Und so hört sich das an:
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Newton Faulkner live 2017:
- 28.09.2017 Quasimodo Berlin
Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.
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