Press Club, Helios37 Köln, 22.04.2019

Um einem erstklassigen Debütalbum ein standesgemäßes Willkommen zu bereiten, sollten alle Parameter stimmen. Für ihren allerersten Auftritt auf europäischem Festland haben sich die Australier*innen Press Club zumindest das richtige Wetter ausgesucht – endlich weicht der Schnee dem warmen Frühling. Am Ostermontag kann sich das Publikum nach einem langen Wochenende voller Entspannung bei einer abendlichen Show verausgaben. Klingt auf dem Papier erstmal perfekt, doch leider reichen auch die günstigsten Umstände nicht immer für einen perfekten Konzertabend aus.

An diesem Abend ist das Helios37 nämlich leider nur spärlich besucht, was vor allem wegen der durchweg positiven Rückmeldungen zum Debüt „Late Teens“ verwundert. Gerade deswegen ist der Verzicht auf einen Support Act gleich noch gewagter – dafür ist das Publikum heute generell einfach zu wenig enthusiastisch. Im Interview hatte uns die Band zuvor noch von den allseits berühmt berüchtigten deutschen Shows vorgeschwärmt – über das heutige Publikum würde wohl niemand positive Worte verlieren. Vor allem Frontfrau Natalie Porter verausgabt sich komplett, hüpft unentwegt über die gesamte Bühne, stampft und wütet, klettert am Ende gar einen der Bühnenpfeiler nach oben – doch das nützt alles nichts. Bis auf ein paar mutige Ausnahmen bleibt das kleine Publikum nahezu reglos. Der Auftritt rechtfertigt diese verhaltene Reaktionen in keinster Weise. Gespielt werden natürlich die meisten Songs vom Debüt, doch auch viele neue Stücke haben sich ins Set geschlichen – ob da wohl schon das nächste Album in Anmarsch ist? Insbesondere die aktuelle Single „Get Better“ zeigt auch live noch mal eine hymnischere, weniger rohe Version der Band und ruft zur Reflexion des eigenen Verhaltens auf. Songs, die unter die Haut gehen beherrschte die junge Band aber schon auf dem Debüt und so geben die Stücke trotz der etwas traurigen Umstände einen Vorgeschmack auf das, was Fans blühen könnte, wenn die Band den verdienten Durchbruch auch in Deutschland geschafft hat. Mit hymnischen Oh-Oh-Chören wird den Vorstädten in „Suburbia“ gehuldigt, dem krachenden Empowerment-Song „My Body’s Changing“ ist sowieso nichts gefeit, für das gefährliche Gender-Konstrukte anklagende „Headwreck“ schwingt sich Foster gar von der Bühne, um einem der wenigen energetischen Fans den Refrain zu widmen. Trotz des eher mäßigen Sounds überzeugen Press Club so von vorne bis hinten mit einem atemberaubend kraftvollen Auftritt.

Doch wo bei den Oh-Oh-Chören mitgesungen werden müsste, herrscht Schweigen, wo die Pits sein müssten, stehen die Menschen betreten nebeneinander, wo das Klatschen im Takt antreiben müsste, bleibt es still, wo das Publikum Fosters Beispiel folgend die Hände in die Lüfte recken müsste, bleibt die Hand der Australierin einsam. Die Band hätte einen unsterblichen Auftakt in Europa verdient gehabt. Wenn in den folgenden Monaten jedoch alles richtig läuft, könnte schon ihre zweite Tourrutsche den verdienten Durchbruch darstellen – und dann sollten bitte auch Reaktionen und Performance in einem angemessenen Verhältnis stehen!

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=1VKbm0__G7o

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Press Club live 2019:

  • 24.04.2019 Strom, München
  • 29.04.2019 SO36, Berlin
  • 30.04.2019 Uncle M Fest, Münster

Beitragsbild von Julia.

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