Mit „Nächte“ haben Umme Block im Mai dieses Jahres ein Album veröffentlicht, das wie eine einzige Nacht wirkt – mit all ihren Momenten zwischen Dunkelheit und Licht bis hin zum Sonnenaufgang. Ein Gefühl zwischen Rausch, Melancholie und Aufbruch. Wir sprachen mit Leoni Klinger von Umme Block über das nächtliche Arbeiten, den Mix aus deutscher und englischer Sprache, kreative Erschöpfung, Euphorie und warum am Ende doch die Sonne wieder aufgeht. Viel Spaß beim Lesen!
minutenmusik: Ein Satz, der bei mir von euch hängen geblieben ist, lautet „Umme Block findet nachts statt“. Es ist 18 Uhr. Sind wir spät genug?
Leoni Klinger: (lacht) „Umme Block findet nachts statt“ ist mehr darauf bezogen, wie wir die Musik erschaffen, weil das hauptsächlich nachts passiert. Tagsüber haben wir andere Jobs. Natürlich nehmen wir uns auch mal frei – der meiste Urlaub geht normalerweise dafür drauf, tagsüber zu proben oder zu schreiben. Gerade bei diesem Album „Nächte“ haben wir uns am Ende der Fertigstellung eine Woche Urlaub genommen, damit wir es überhaupt schaffen, das fertig zu stellen. Aber sonst passiert Umme Block tatsächlich hauptsächlich nachts, wenn es dunkel wird, wenn die Welt ein bisschen zur Ruhe kommt und man das Gefühl hat, man ist alleine, man ist unter sich. Nur wir zwei und alle anderen gehen jetzt ins Bett, sozusagen. Da sind wir frei und können ohne Störfaktoren arbeiten, auch wenn die vielleicht teilweise auch nur imaginär existieren.
Das Album ist sowohl für die Nacht, aber auch für den Tag. Auch wenn es „Nächte“ heißt, sind das alles Situationen, die man auch auf den Tag übertragen kann. Ich höre dieses Album immer noch sehr gerne und das tatsächlich am liebsten auf dem Fahrrad. Tagsüber, natürlich nur mit einem Ohr.
minutenmusik: War der Albumtitel „Nächte“ dann im Grunde die folgerichtige Entscheidung?
Leoni Klinger: Ja, schon. Wir hatten lange keinen Titel für das Album. Nach unserem zweiten Album haben wir lange nichts geschrieben, da war ein bisschen eine kreative Flaute, wir hatten nicht die Energie dafür. Dann haben wir in einem langen Prozess das Stück „Nächte“ geschrieben. Die Lyrics waren kein längerer Prozess, auch die Grundstruktur war recht schnell da, aber bis wir den Song mit Mario [Radetzky, Blackout Problems/Munich Warehouse] ausproduziert hatten, hat das etwa anderthalb Jahre gedauert, also wirklich lang. Wir haben den immer wieder liegenlassen und dann wieder angeguckt. Dann hatten wir nur diesen einen Song, den wir auch veröffentlichten, bevor wir überhaupt wussten, dass wir wieder ein Album machen werden. Ursprünglich war die Idee dann, dass das Album „Details“ heißen soll. Wir sind eine sehr detailverliebte Band, aber das war die Idee, bevor wir die Songs hatten und bevor uns bewusst geworden ist, wie knapp unser Zeitplan eigentlich ist, den wir uns da gesetzt haben.
„Details“ hätte besser zur Platte „State of Limbo“ gepasst, denn da haben wir uns wirklich viel Zeit genommen und über Monate hinweg an den Songs geschrieben. Da lagen größere Abstände dazwischen. Bei „Nächte“ liegt hingegen eigentlich nur ein größerer Abstand zwischen dem Song „Nächte“ und dem Rest. Aber der Rest ist ein Miteinander, aus einem Gefühl heraus entstanden, einem halbverrückten Rausch, in dem man denkt, man kann alles schaffen.
Wir kamen dann drauf, dass das alles nachts passiert, weil wir den Song „Nächte“ haben und es schön fanden, am Anfang des Albums nicht den Sonnenaufgang zu haben, sondern den Sonnenuntergang. Am Ende des Albums geht sie wieder auf. Alles dazwischen passiert in der Nacht. Wir haben uns immer mehr in diese Idee verliebt und es hat gut zu den anderen Ideen gepasst, die wir hatten. „Nächte“ ist für uns so gesehen ein Spaziergang durch die Nacht. Es ist aber auch eine durchfeierte Club-Nacht, es ist auch der Spaziergang am Morgen danach, bzw. aus der Nacht hinaus in den Morgen hinein – bei dem man Revue passieren lassen kann, was so passiert ist. Es ist auch eine Art Befreiung von der Nacht. Eine Nacht kann wunderschön sein, funkelnd, hell und glitzernd, aber sie kann auch düster und beängstigend sein, sodass man froh ist, wenn sie endet und ein neuer Tag anbricht.
minutenmusik: Du hast gesagt, dass zwischen dem Titel „Nächte“ und dem Rest des Albums ein ziemlicher Zeitraum lag. Wann und wie kam der Moment, an dem ihr entschieden habt, dass ein Album draus wird?
Leoni Klinger: Das hatte mehrere Gründe. Wir haben auch neben dem Song „Nächte“ versucht, Sachen zu schreiben. Klara und ich jammen dann immer, stellen uns an unsere Instrumente und machen einfach Musik, spielen frei drauf los und gucken, was passiert. Da hatten wir auch Ideen, aber es entstand nichts, das wir so richtig mit Elan und mit einem Plan weiterverfolgt hätten. Ich würde schon sagen, dass Klara und ich beide tatsächlich sehr gut unter Druck arbeiten können und dabei vor allem viel produktiver arbeiten, weil dieser Spagat zwischen „Job-Machen“ und „Musik in der Nacht“ schon heftig ist. Wenn man sich da keine hohen Ziele setzt, dann kommt man leicht in dieses Larifari, in dem man mal hier und mal da was macht. Dann dauert es Wochen und Monate, bis etwas Konkretes entsteht.
Zudem war es so, dass wir das Problem hatten, dass wir leider wesentlich weniger live gebucht worden. Das war schwierig, da Live-Spielen für uns das Wichtigste ist. Also kam uns die Idee, dass wir, um Booker und Veranstalter auf uns aufmerksam zu machen, eine neue Geschichte erzählen müssen, neue Musik rausbringen. Das liegt in der Natur einer Band, dass sie irgendwann wieder Musik macht. Also dachten wir: „Okay, wir schreiben jetzt superschnell dieses Album, wir gönnen uns diesen Rausch, wir versuchen es einfach.“ Beziehungsweise haben wir ursprünglich gesagt, wir schreiben eine EP, um die Erwartungen nicht zu hochzusetzen und die Möglichkeit zu haben, gegebenenfalls auch weniger Songs zu veröffentlichen, da wir niemals etwas veröffentlichen würden, wo wir nicht zu hundert Prozent hinterstehen. So ist aus dem Anspruch, dass wir wieder viel mehr spielen wollen und dafür ein neues Werk brauchen, damit die Leute uns wieder auf dem Schirm haben, „Nächte“ entstanden. Da ist etwas total Magisches entstanden, was ursprünglich aus einem „Hey, wir brauchen das jetzt, um relevant zu sein“ hervorging.
Booking-technisch hat es leider nicht so funktioniert, das war aber auch etwas schnell gedacht von uns. Es braucht alles seine Zeit und Bands veröffentlichen oft im Herbst ihre Alben, damit sie für den nächsten Sommer wieder gebucht werden. Für uns war es aber keine Variante, zu sagen, wir veröffentlichen das Album im Herbst 2025. Das war uns einfach zu weit weg. Deswegen haben wir das aus verschiedenen, teilweise vielleicht gar nicht so schlauen, Gründen einfach gemacht und das Album veröffentlicht.
minutenmusik: Bei „Nächte“ fällt sowohl beim Albumtitel als auch beim Song die deutsche Sprache auf. Wie kam es, dass jetzt auch deutschsprachige Stücke neu mit dabei sind?
Leoni Klinger: Den Text für „Nächte“ habe ich eigentlich als Gedicht geschrieben. Ich habe früher als Teenie viel Poesie geschrieben, das war immer auf Deutsch. Wie ein Tagebuch. Teilweise waren das vielleicht auch Songtexte, aber vor allem war das ein „ich schreib mein Leben in Gedichten auf“. Das war damals ziemlich düster mit ganz viel Weltschmerz, wie Teenies halt so sind. Leider habe ich damit irgendwann aufgehört, weil andere Dinge ins Leben traten.
Das kam dann wieder, nachdem Klara und ich waren zusammen auf der Fusion waren und eine superschöne Festivalerfahrung hatten. Wir waren zwar nicht das erste Mal dort, aber irgendwie war es eine besondere Zeit. Darüber habe ich diesen Text geschrieben. Den hatte ich in der Hinterhand und mitgenommen, als Klara und ich uns zu einer Session getroffen haben. Sie war total begeistert und überrascht, weil sie davon nichts wusste. Wir haben dann gesagt, wir machen das einfach mal. Es war für mich ungewohnt, weil ich viel mehr mit englischsprachiger Musik sozialisiert bin als mit deutschsprachiger Musik. Vor allem, wenn es darum geht, das auch selbst zu singen… Aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hat es mir auch selber gut gefallen, in meiner Muttersprache zu singen. Ich denke, dass sich die Hörgewohnheiten sehr geändert haben in den letzten Jahren. Es kam so viel deutschsprachige Musik auf den Markt, die so vielfältig ist. Du findest inzwischen in jedem Genre etwas mit Qualität. Und mit den veränderten Hörgewohnheiten verändert sich auch der Output. So ist das bei uns immer. Man kann ziemlich gut anhand unserer Alben sehen, was wir in den Monaten und Jahren davor gehört haben. Natürlich beeinflusst einen das, was man gerade aktiv hört, auch im eigenen kreativen Schaffen.
Dann hatten wir „Nächte“, aber danach war ich erst einmal total gehemmt, weil ich dachte: „Okay, jetzt haben wir einen Song auf Deutsch rausgebracht. Muss ich jetzt auch immer auf Deutsch schreiben?“ Ich hatte erst einmal eine Schreibblockade. Das habe ich mit Klara geteilt und sie sagte zum Glück, das sei doch Bullshit. „Wir sind eine kleine Indie-Band bei einem wunderbaren Indie-Label, das uns nichts vorschreibt. Mit einem wunderbaren Management, das sehr gerne mit außergewöhnlichen Ideen mitgeht. Schreib, wie es rauskommt und in der Sprache, in der du es gerade fühlst.“ Ab dem Zeitpunkt war es für mich okay. Dann ist es geflossen. Dann hatte ich sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch Texte und so kam es, dass es ein gemischtes Album geworden ist.
minutenmusik: Würdest du sagen, dass manche Dinge sich auf Deutsch besser sagen lassen? Ein weiteres deutschsprachiges Stück ist „Du sagst“. Wenn ich euch da richtig verstanden habe, geht es dabei darum, dass wir alle viel mehr miteinander reden müssen und nicht alles in uns reinfressen.
Leoni Klinger: Exakt, genau! So schön die englische Sprache im Klang ist, gibt es in der deutschen Sprache oft viel differenziertere Beschreibungen. Ich habe das Gefühl, da ist es oft etwas einfacher. Man kann es sicher lyrisch ausgestalten und mehr umschreiben als mit nur einem Wort. Aber es ist in der deutschen Sprache auch cool, dass man sich an vielen spannenden Worten bedienen kann. Der Klang ist da natürlich die andere Frage.
Wenn ich improvisiere, mache ich das immer auf Englisch, weil sich der Klang da besser fügt. Witzigerweise habe ich gerade den neuen Podcast von Nina Chuba gehört. Da erzählt sie davon, dass sie, wenn sie improvisiert, das immer auf Englisch macht. Für die Melodiefindung improvisiert sie auf Englisch und erst den kommt der deutsche Text. Das kann ich gut nachvollziehen, dass das einfacher ist.
minutenmusik: Ein weiteres Stück, das ich mir rausgepickt habe, ist „Breathe“, wiederum ein englischsprachiges Stück. Ich finde, das sticht etwas heraus, weil es vom Tempo her sehr hoch ist. Worum geht es bei dem Stück?
Leoni Klinger: Musikalisch war es uns erst einmal wichtig, dass wir einen Song haben, der ein wenig in die Richtung „Melodic Techno“ geht – das ist für uns „Breathe“. Wir gehen beide gerne auf Melodic Techno tanzen und feiern gehen und mögen diese Musikrichtung gerne. Inhaltlich ist der witzige „Turn“ eigentlich, dass es darum geht, sich morgens im Bett wahnsinnig schwer zu fühlen und nicht rauszukommen. Entweder, weil man die Nacht durchgefeiert hat oder weil man sich im Leben zu viel aufgeladen hat, weil es einfach zu viel ist. Dieses Gefühl, sich morgens wie ein Fels zu fühlen und vom Lastwagen überfahren zu sein. Das Stück klingt eher nach Feiern wie in einem düsteren Club, aber eigentlich ist es dieses Gefühl von „hey, ich kann gerade eigentlich nichts anderes als zu liegen und zu atmen – und ich will auch nichts anderes.“ Das geht ein bisschen in eine negative Richtung, dass es einem damit nicht unbedingt supergut geht.
minutenmusik: Das Album endet mit einer Trilogie. Die letzten drei Stücke gehen ineinander über. Wie kam es dazu? War das geplant oder hat es sich ergeben?
Leoni Klinger: „Leise“, „Still“ und „Frühlicht“ sind für uns ein Gedanke. „Leise“ entstand als erstes. Wir waren drei Tage lang in so einer Art Trance, als wir das geschrieben haben. Wir haben die ganze Zeit den Beat gehört und die Synthie-Phrasen gespielt, diese Klänge gefunden und waren wie in Trance. Wie auf einem Drogentrip, aber völlig nüchtern. Es ist verrückt, was Musik manchmal mit einem anstellen kann, dass man komplett in sowas versinkt. In dem Song geht es um diese leisen Momente, dieses „ich liege abends im Bett und kann nicht schlafen, weil die Gedanken zu sehr kreisen und das das Leben so voll ist“. So dass man gar nicht alles verarbeiten kann. Da kommen abends Gedanken auf wie Verlustängste, manchmal ganz irrationale Ängste, die einen plötzlich so übermannen wie ein dunkler Schleier. Man schafft es nicht, sie loszuwerden, weil man wie gelähmt ist. Ich hatte das mal so schlimm, dass das richtig in Panikattacken endete. Aus diesem Gefühl heraus entstand der Song „Leise“ musikalisch und vor allem textlich – das hat hier perfekt ineinandergegriffen.
Ursprünglich waren „Leise“ und „Still“ mal ein Song. Aber der war wahnsinnig lang. Wir hatten die Vorstellung, dass der sich aufbaut und in einem Strudel von Gedankenkreisen endet. Immer noch ein Gedanke und es dreht und dreht und dreht sich. Das war ein wahnsinnig langer Song. Wir haben da echt mit Mario diskutiert. Am Ende sind wir drauf gekommen, dass wir diese zwei Parts draus machen. Dass das eine „Leise“ ist und das andere „Still“. Für uns war wichtig, dass diese Gedankenkreise nicht in ein paar Takten abgefrühstückt sind, sondern dass das seinen Platz bekommt und immer größer werden darf. Klara hatte von Anfang an ein richtiges Filmbild im Kopf, wie Dumbledore die Inferi verjagt –mit dem Zauberstab und Feuer drumrum (lacht). Das hat Daniel [Fahrländer], der das Album gemischt hat, geil umgesetzt. Wenn man sich „Still“ mit Kopfhörern anhört, kann man richtig verfolgen, wie einem die Synthie-Melodien und Arpeggios um den Kopf fliegen.
So hatten wir uns darauf geeinigt, dass das zwei Songs werden. Dann war aber für uns auch klar, dass wir so nicht das Album beenden können. Das war zu krass, zu düster. Wir brauchten für uns eine „Erlösung“ am Ende des Albums. Für uns war schnell klar, dass am Ende das Klavier sein muss. Das ist auch ein Ursprung von uns: Klara hat klassisches Klavier gelernt und das kommt uns sehr zugute, dass sie das kann, also war das sehr naheliegend. Das hat sich gut angefühlt, da zurückzugehen und die Harmonik weiterzuführen, aber mit einzelnen Klaviertönen ruhig zu werden und am Ende zwar noch im gleichen Song zu sein, aber in einer Art „Ausplätschern“. Wenn man genau hinhört, hört man Straßengeräusche, man hört mal Kinderlachen – das sind tatsächlich Geräusche aus unserem Leben, die wir im Handy mitgeschnitten haben. Das soll das Zurückkehren ins aktive Leben sein. Die Welt erwacht wieder. Man kommt raus aus dem Strudel.
Auch, wenn „Still“ mit einem positiven Satz endet („Alle Nächte gehen vorbei, solang die Erde sich noch dreht // du dachtest, dein Herz steht still, doch du hast weitergelebt“), ist musikalisch in „Still“ alles noch wahnsinnig packend. Dann kommt „Frühlicht“ und alles wird leicht, da ist eine Zuversicht drin, die sich entfalten kann. Ein neuer Tag, eine neue Chance. Vielleicht ist es der Heimweg von einer Clubnacht. Vielleicht ist man auch einfach nur zu Hause und froh, dass die Sonne wieder aufgeht, weil man die ganze Nacht nicht geschlafen hat oder ganz schlecht schlafen konnte. Jetzt geht die Sonne wieder auf und man wird zwar wahnsinnig müde sein, aber nimmt diesen neuen Tag an.
minutenmusik: Das Album ist jetzt bereits eine Weile draußen. Wie habt ihr die Reaktionen darauf wahrgenommen und empfunden?
Leoni Klinger: Das war tatsächlich durchweg positiv. Ich hatte anfangs ein paar Gedanken, weil einige Songs dabei sind, die vom Stil her neu sind, dann die deutsche Sprache dazu… Aber keiner das hat negativ kommentiert. Vielleicht hinter unserem Rücken, das kann natürlich sein – aber das, was wir mitbekommen haben, war alles positiv. Das hat uns riesig gefreut. Gerade von Fans, die uns schon seit Stunde eins begleiten, sowas zu hören wie „das ist spannend, das ist neu, das ist teilweise anders, aber man hört euch sofort raus“… Wir hatten oft die Rückmeldung, dass es zwar eine andere Sprache sei, hier und da ein paar neue Synthie-Sounds und ein paar BPM mehr, aber man würde sofort hören, dass es Umme Block ist. Das war für mich die schönste Rückmeldung, weil das der Spiegel ist im Sinne von: „Okay, wir sind uns treu geblieben, auch wenn wir neue Wege gehen.“ Das ist eine Fortführung des eigenen Stils, das auszubauen und sich auch mal was zu trauen.
minutenmusik: Ein paar Konzerte habt ihr mit dem Album bereits gespielt. Wie haben sich die Stücke im Set eingefügt?
Leoni Klinger: Beim Release-Konzert war das noch etwas holprig, würde ich sagen. Das Publikum hat das nicht gemerkt, aber für uns war es am Anfang super anstrengend. Früher war es so, dass wir die Songs erst „live“ an unseren Instrumenten geschrieben haben und deswegen auch gleich spielen konnten. Diesmal war es so, dass wir die Songs richtig produziert und auch die Vorproduktion selbst gemacht haben. Das heißt, wir haben die Produktion Stück für Stück eingespielt und nicht aus einem Guss. Das heißt, es war vieles neu zu lernen, vor allem für mich, ich bin da nicht so die Meisterin der Harmonien und hatte schon Bammel, dass ich alles vergesse. Das ist zum Glück nicht passiert, aber es war sehr anstrengend und es war erst einmal viel Neues.
Aber: Ich finde, dass es sich mit den alten Songs total schön zusammenfügt. Wir haben natürlich nicht nur unser neues Album gespielt und wir werden auch auf unserer Tour nicht nur neue, sondern auch ausgewählte Songs aus den ersten beiden Alben spielen und uns da besondere Sachen überlegen. Ich finde, das fügt sich sehr schön ein, auch wenn die Geschwindigkeit variiert. Das ist etwas, worauf man ein bisschen achten sollte: Man muss aufpassen, dass ein Song nicht untergeht, wenn man beispielsweise eine Nummer mit 80 BPM hinter eine Nummer mit 130 BPM packt. Das funktioniert vielleicht manchmal, aber manchmal ist das schwierig. Wir müssen auf jeden Fall genau hinschauen bei der Zusammenstellung unserer Setlist. Je mehr Songs, desto schwieriger wird das.
minutenmusik: Du hast gerade die kommende Tour erwähnt [Daten siehe unten]. Es sind vier Termine im Oktober und einer im Dezember geplant. Ganz platt gefragt: Warum würdest du sagen, sollte man unbedingt zu euren Shows kommen?
Leoni Klinger: Was wir von unseren Fans und auch von Menschen, die uns zum ersten Mal live sehen, zurückgemeldet bekommen, ist: Es ist die eine Sache, sich Umme Block auf Platte anzuhören, aber es live zu erleben, ist noch einmal ein viel krasseres Erlebnis. Ich glaube, bei uns ist der Punkt, dass Klara und ich einfach so schön zusammen in unserer Musik versinken können. Wir haben zum Glück nach wie vor unsere Spielfreude nicht verloren. Das ist für uns eine riesige Leidenschaft. Das springt auf die Menschen über. Wir haben eine ganz große Energie zusammen, die sich auf das Publikum überträgt. Das heißt, es passiert bei uns viel live. Wir stehen nicht wie zwei DJs auf der Bühne, die da auflegen, sondern machen wirklich handgemachte Live-Musik.
Selbstverständlich sind da vorproduzierte Sachen dabei, weil wir nur zwei Menschen mit zwei Händen und zwei Stimmen sind. Da müssen wir gucken, wie wir das live hinkriegen, aber wir spielen alles, was wir live spielen können, live. Das macht für uns auch die Magie aus, dass wir immer noch Raum für Spontaneitäten lassen, dass kein Konzert zu hundert Prozent dem anderen gleicht. Es gibt immer Momente, die anders sind.
Auch unsere Live-Visuals, die wir auf der Tour wieder dabei haben werden, sind eine schöne Besonderheit, die nicht jede Band hat. Bei Acts unserer Größe gibt es nicht so viele Live-Visuals, die so kunstvoll sind und das Ganze noch illustrieren. Ich würde jedem Menschen empfehlen, zu unserem Konzert zu kommen, der gerne auch mal die Augen bei einem Konzert zumacht. Nicht, weil er die Visuals nicht sehen will (lacht), aber man kann sich reinfallen lassen. Jeder Mensch, der sich einlassen kann, der nicht unbedingt erwartet, dass wir zu jedem Song ein „eins, zwei, drei – wir springen alle“ machen, sondern ein bisschen die Bereitschaft hat, sich darauf einzulassen und den Vibe einfach mitzufühlen. Umme Block ist ein Vibe!
Natürlich kann man auch fabelhaft tanzen zu unserer Musik. Es ist tanzbar, wir haben ruhige Momente, wir haben ganz viel Euphorie, wir haben viel Melancholie, aber am Ende überwiegt die Euphorie.
minutenmusik: Wir haben nun über das Album, die Tour und das bisherige Jahr gesprochen… Ist das erstmal das, was bei euch ansteht oder gibt es schon Pläne für das, was danach kommen soll?
Leoni Klinger: Wir sind noch nicht ganz sicher, was nächstes Jahr passieren wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir neue Musik machen. Wir haben noch nichts in der Pipeline. Wir haben uns nach dem Album eine kreative Pause gönnen müssen, weil es einfach zu krass war. Aber wir haben beide schon wieder viele Ideen und große Lust. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir beide weiterhin das Thema Produzieren angehen werden, um da mehr zu lernen, was das angeht. Wir haben die Vorproduktion von „Nächte“ ja bereits selbst machen können, aber sind da totale Laien und können da noch nicht wahnsinnig viel. Umme Block ist noch da und Umme Block wird es auch noch ein Weilchen geben!
Und so hört sich das an:
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Umme Block auf Tour:
13.10.2025 Köln, Tsunami Club
14.10.2025 Hamburg, Hebebühne
15.10.2025 Berlin, Kantine am Berghain
16.10.2025 Leipzig, Moritzbastei
13.12.2025 München, Ampere
Die Rechte an den Bildern liegen bei Marcel Chylla/Ideal Ent. (1), Marius Meyer (2, 4, 6) und Bernhard Schinn/Ideal Ent. (3, 5).
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