Sookee, Gebäude 9 Köln, 24.11.2017

Sookee, Gebäude 9 Köln, 24.11.2017

In einer Welt, wie dieser, zwischen Rechtsruck und Rassismus, Homophobie, immer brutaleren Kriegen, Terroranschlägen und Diskrimierungen von Frauen noch seinen Humor zu behalten, scheint manchmal schier unmöglich. Die Wahlberlinern Sookee, bürgerlich Nora Hantzsch, befindet sich momentan auf Tour zu ihrem sechsten Album „Mortem & Makeup“, auf dem sie mal mehr oder weniger direkt gesellschaftliche und politische Missstände anprangert – übrigens das erste der Künstlerin, das es in die Top-100 der Charts schaffte! Auch das Gebäude 9 in Köln stand auf dem Tourplan der Rapperin, sollte bereits um Mai bespielt werden, der Termin musste jedoch spontan wegen Krankheit verlegt werden. Deshalb fand das schon lange ausverkaufte Konzert nun im frühwinterlichen November statt. Dort konnte Sookee nun aber endlich beweisen, dass sich trotz der gefühlt immer mehr ins Unglück stürzenden Weltlage ihren Humor erhalten hat.

Der Abend sollte ganz im Zeichen verschiedener Kopfbedeckungen stehen – ein recht ungewöhnlicher Umstand, da das Gebäude 9 eher dafür bekannt ist bei Konzerten besonders tropische Temperaturen zu bieten. Sookee ließ sich davon nicht beeindrucken, betrat die Bühne, die sie sich mit einem Live-Schlagzeuger und Bassisten teilte, gleich mit Sturmhaube bekleidet, trug die restlichen Songs des Sets entweder eine Mütze – sie habe einen „Bad-Hair-Day“ – oder auch einen selbstgebastelten Aluhut oder Schneckenmütze. Letztere bewahrte sie sich für den letzten Song der ersten Zugabe „Queere Tiere“, einer Ode an die nicht vorhandene Trans- und Homofeindlichkeit der Tierwelt, auf. Den Hauptfokus der Setlist legten die Rapperin und Band logischerweise vor allem auf das aktuelle Album der Künstlerin. Doch auch ältere Stücke, wie „Pro Homo“, natürlich von Regenbogenlicht unterlegt, und „Wortgewaltverherrlichung“, ein Poetry-Slam-Text der 33-Jährigen, schafften es in die gut 100-minütige Show.

Immer sympathisch und charismatisch leitete die Berlinerin durch das Set, ließ nicht aus, Panda-Kollege CRO wegen seines Sexismus und seiner Frauenfeindlichkeit zu dissen, wirkte sogar nicht unhöflich, als sie die teils doch ein wenig freche erste Reihe bat doch mal den Mund zu halten und lieferte die wohl gelungenste Tanz-Imitation von Feature-Kollege Grim104, dessen Part diesmal von der Düsseldorferin Tice übernommen wurde. Diese hatte zuvor die Ehre gehabt den sich füllenden Club mit ihrem „Alle-Gegen-Mich“-Rap aufzuwärmen, was erstaunlich positiv von der Menge aufgenommen wurde. Sookee hatte darauf aber klar die Nase vorne und riss das Publikum von Sekunde Eins an mit. Dieses tanzte, jubelte, gröhlte und wollte die Künsterlin am Ende auch nicht gehen lassen, weshalb es noch einmal „Q1“, den man schon zu Beginn des Sets präsentiert hatte, als spontane Zugabe gab. Besucht man ein Konzert Sookees, hat man danach das Gefühl, die Welt könne sich doch noch zum Guten wenden – als gäbe es eine Lösung für alle Probleme. Danke Sookee, dass du deinen Humor noch nicht verloren hast und unser letztes Fünkchen Hoffnung noch ein wenig glimmen lässt!

„Mortem & Makeup” erschien im März über Buback Tonträger und kann hier gekauft* werden.

Und so hört sich das an:

Website / Facebook / Twitter

Sookee live 2017 / 2018:

25.11.2017 – Pressure Air Festival, Druckluft, Oberhausen
30.11.2017 – Peter Weiss Haus, Rostock
09.12.2017 – Mousonturm Sex, Money and Respect, Frankfurt
05.04.2018 – Schlachthof, Wiesbaden
06.04.2018 – Jazzhaus, Freiburg
07.04.2018 – Frauenraum, Bern (CH)
18.04.2018 – Garage, Saarbrücken
19.04.2018 – Dynamo, Zürich (CH)
20.04.2018 – Desi, Nürnberg
21.04.2018 – Franz K., Reutlingen

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.