Suicideboys, Club Bahnhof Ehrenfeld Köln, 01.09.2018

Suicideboys, Club Bahnhof Ehrenfeld Koeln, 01.09.2018

Eine gewisse Nähe zu seinen Fans beizubehalten ist für aufsteigende Musiker nicht immer einfach. Die Hallen werden größer, die Promotermine und Interviews nehmen zu und immer mehr Anhänger wollen die Menschen hinter den Projekten treffen. Auch die Suicideboys aus New Orleans werden sehr bald zu den ganz großen der Amirap-Szene gehören – trotzdem gibt sich das Duo noch immer nahbar. Einige Wochen vor Veröffentlichung ihres Debütalbums „I Want To Die In New Orleans“ begab sich die Gruppe noch einmal auf Tour durch Europa und spielte einige wenige sehr intime Clubshows – unter anderem in Berlin und Köln. Die 300 und 400 Tickets für beide Deutschland-Konzerte waren da natürlich innerhalb weniger Stunden gänzlich vergriffen. Vor jedem Tourstop nahmen sich $crim und Ruby Da Cherry im Rahmen sogenannter „Pop-Up-Stores“ ordentlich Zeit, unterschrieben während nebenan Merch verkauft wurde T-Shirts, Hoodies, Schuhe und schossen Fotos mit ihren Fans.

Diese Nahbarkeit spürte man auch während des knackigen 60-Minuten-Sets der Suicideboys im Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld. Dessen Kapazität hatte man mit einem Wellenbrecher vor der Bühne etwas eingeschränkt, in der Vergangenheit konnte man die halbförmige Röhre unter den Bahngleisen Kölns schon einige Male deutlich voller erleben. Der energetischen Stimmung sollte dies aber keinesfalls schaden. Bereits bevor die beiden Cousins überhaupt die heiligen Räume des Clubs betraten, tönten immer wieder „G59“-Chöre durch die Hallen Kölns wohl bester Hip-Hop-Location. Nachdem sich die beiden – ganz bodenständig – durch die Crowd in den Backstage begeben hatten, begann der Tour-DJ der Gruppe die minimal zugedröhnte Menge mit dem zu versorgen, wonach sie gierte: Krachiger Musik. So brauchte es keine zwei Takte, bis der Floor förmlich vor kollidierenden Körpern explodierte.

Nach einigen Aufwärm-Bangern von Bones, Sheck Wes und co. betraten kurze Zeit später die beiden Männer hinter den Suicideboys die Bühne. Auch hier sollte die Stimmung sich noch ein weiteres Mal auf ein höheres Level steigern. Mit „Carrollton“, der ersten Hörprobe der kommenden Platte, stieg das Duo nach kurzer Feedback-Jagd gleich rasant in sein, vor allem die zurückliegenden „Kill Yourself“-EPs würdigendes, Set ein. In den Genuss von Prämieren vom bald erscheinenden Debüt kam das Publikum jedoch nicht. Dafür präsentierten die Suicideboys der pogenden Menge einen Querschnitt ihrer Historie. Diese fraß der Band aus der Hand. Ob Mitsing-Passagen, wie in „Kill Yourself (Part III)“ oder Moshpit-Banger, wie „FUCK“ oder „Paris“, die Crowd ging stets mit. Das Set der Suicideboys dominierte jedoch eher die laute Seite der New Orleaner, sodass der stets dröhnende Bass zunehmend auch mal für Kopfschmerzen sorgen konnte.

Veranstaltete man im Sommer 2017 nach einer wegen einer Buspanne verschobenen Show spontan am Aachener Weiher mitten in der Nacht eine Spontan-Session mit mehreren hundert Fans, gab man sich auch während seines bislang intimsten Köln-Konzerts nahbar. Hinter dem ganzen Kult, der um die Band herum entsteht, sei dies das Label G59, das bösartige Image oder die Drogenkultur hinter der Musik, stehen nämlich dann doch zwei Musiker, denen ihr Erfolg unglaublich viel bedeutet und Musik, die sehr vielen jungen Menschen durch ein beschwerliches Leben hilft. Dieses Verstanden-Sein ist wohl das Gefühl, was die aktuell von Übersee hinüberschwappende Welle an Rappern so besonders und gleichzeitig so nahbar macht. Die Suicideboys sind da ganz vorne mit dabei!

Und so hört sich das an:

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Foto von Jonas Horn.

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