Von Wegen Lisbeth, E-Werk Köln, 12.10.2017

Von Wegen Lisbeth, E-Werk Koeln, 12.10.2017

Wirklich gewagt ist der Schritt nicht und überraschen tut es auch keinen so wirklich. Als die Berliner Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth im Frühjahr die „Hallo Dispo“-Tour für diesen Herbst angekündigt hatte, war die Verwunderung jedoch erstmal groß. Die Hallen, die man sich diesmal, knapp über einem Jahr nach dem Release seines erfolgreichen Debütalbums „Grande“, ausgesucht hatte, waren größer, als alle der zuvor als Headliner gespielten Locations. So sollte man im E-Werk in Köln, das 2000 Menschen fasst, die größte Show seiner bisherigen Bandgeschichte spielen. Dass die Locations dann zum Ende fast ausnahmslos ausverkauft waren, stellt trotzdem keine große Überraschung dar. Hatte man im letzten Jahr einige kleinere Locations wie das Kölner Gebäude 9 gleich doppelt oder dreifach ausverkauft, diesen Sommer Shows auf Festivals vor Massen an Menschen gespielt und dort erstmals bewiesen, wie gut man auch große Crowds händeln kann, so scheint es wirklich nur logisch, sich auch als Headliner in größeren Hallen zu probieren. Also begab man sich wieder auf Tour, um zu beweisen, dass man bald sicherlich zu den ganz großen Indie-Bands Deutschlands zählen wird.

Auf der Tour hatte man sich zuvor Unterstützung von unter anderem Giant Rooks, Goldroger und Blond geholt, die einige der Abende eröffnen durften. Für Köln hatten sich die Carsten Jancker Allstars angekündigt. Eine kurze Suche im Internet vor der Show ergab, dass es sich bei Carsten Jancker um einen ehemaligen Fußballspieler Kölns und aktuell Trainer einer Österreichischen Regionalliga-Mannschaft handelt. Eine Band mit einem derartigen Namen ließ sich jedoch nicht auffinden. Komisch, da konnte man doch fast vermuten, dass der Name nur ein Alias für eine bekanntere Band, die als Überraschungsgast auftreten wollte, sei. Und tatsächlich, pünktlich zu Beginn betrat niemand geringeres als Annenmaykantereit die Bühne des schon Wochen vorher ausverkauften E-Werkes, um eine halbe Stunde lang neben ihren größten Hits „Pocahontas“, „Oft Gefragt“ und „21, 22, 23“ auch ein Cover des durch Amy Winehouse so berühmt gewordenen The Zutons Songs „Valerie“ zu präsentieren. Die Freigetränke, die sie im Backstage bekommen würden, seien der eigentliche Grund, warum man heute hier sei, kommentiert Sänger Henning May, nachdem man sich an einem Cover des  so betitelten Songs der Hauptband gewagt hatte.

Nach einer derart geglückten Überraschung konnte es mit Von Wegen Lisbeth eigentlich auch nicht mehr schlechter werden. Zwischen Palmen und den gigantischen Lettern der Anfangsbuchstaben des Bandnamens, verausgabten sich die fünf Jungs aus Berlin knappe 90 Minuten lang zwischen Keyboards, Gitarren, Bass, Xylophon und Kinderglockenspiel. Neben Songs aus dem Album, einem noch unbetitelten neuen Track, der stilistisch an den Sound des Debüts anknüpfte, präsentierte man den gut 2000 Kölnern auch einige sehr alte Songs der ersten EPs. So gab es in der zweiten Zugabe das wunderbar tanzbare „Kafka Luise“ von der 2012 erschienenen „Promo 2012“-EP.

Das Publikum brauchte einige Zeit, um in Stimmung zu kommen. Spätestens zu „Wenn Du Tanzt“ entwickelten sich die zahlreichen Körper auf dem Parkett vor der Bühne dann aber zu einem riesigen Moshpit, in dem ausgelassen, aber rücksichtsvoll getanzt wurde. Der Auftritt von Von Wegen Lisbeth wurde von einer teils nebeligen, teils von Stroboskop-Licht gestützten Lichtshow untermalt. Die Band hatte die Menge, die jede Zeile lauthals mitsang, voll und ganz im Griff. Vor allem Sänger Matthias Rohde konnte durch seine ehrlichen und humorvollen Ansagen punkten. Wenn Von Wegen Lisbeth so weiter machen, steht dem Quintett bald sicherlich auch den noch größeren Hallen nichts mehr im Wege. In Köln hat man die Probe für größere Konzerte nämlich gemeistert. Die Band spielt zwar keine überaus spektakulären Live-Shows, weiß sich aber seine Songs live umzusetzen, sodass diese gut klingen, packt das Publikum auch ohne unnötige Show-Aktionen und erscheint authentisch und auf dem Boden geblieben.

Und so könnte das ausgesehen haben:

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Von Wegen Lisbeth live 2017 (“Hallo Dispo”-Tour):

17.10.17 – Trier, Tuchfabrik (AUSVERKAUFT)
18.10.17 – Dortmund, FZW (AUSVERKAUFT)
19.10.17 – Hannover, Capitol (AUSVERKAUFT)
20.10.17 – Bremen, Schlachthof (AUSVERKAUFT)
21.10.17 – Rostock, Moya (AUSVERKAUFT)
05.11.17 – Hamburg, Docks (AUSVERKAUFT)

Von Wegen Lisbeth live 2017 (Kraftklub Support):

27.10.17 – Bremen, ÖVB Arena
28.10.17 – Dortmund, Westfalenfalen 1
30.10.17 – Hamburg, Uebel & Gefährlich (AUSVERKAUFT)
31.10.17 – Hamburg, Sporthalle (AUSVERKAUFT)
02.11.17 – Berlin, Max-Schmeling-Halle, (AUSVERKAUFT)
03.11.17 – Leipzig, Arena Leipzig (AUSVERKAUFT)
04.11.17 – Frankfurt, Festhalle

Fotos von Jonas Horn.

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