Chvrches stehen für einzigartigen Indie-Bombast aus kühlen Synthesizer-Beats und melancholischem Gesang. Dabei schreit es immer wieder nach Indie-Party, vor allem beim aktuellen Album “Love is Dead” (hier unsere Rezension), das sich noch häufiger als die anderen Werke dem Pop zuwendet – und sich dafür überhaupt nicht schämen muss. Im Rahmen der Tour zu eben diesem Album durften wir uns von den Live-Qualitäten der Band überzeugen (hier der Bericht) und waren vor allem von der unglaublichen Präsenz der Frontfrau Lauren Mayberry überrascht. Die Töne saßen allesamt, der Gesang ging unter die Haut.
Umso mehr erfreut es nun, dass eben jener großartigen Qualität der Band mit einem ganz besonderen Projekt Raum geboten wird. In den Räumlichkeiten der legendären Berliner Hansa-Studios, in denen schon Größen wie David Bowie, Depeche Mode oder U2 aufnehmen durften, wurden 5 Songs der jungen Band in einem ganz neuen Gewand aufgenommen. Mit den Versionen, die man bisher kennt, haben diese gänzlich wenig zu tun – die Synthesizer werden gegen analoge Instrumente ausgetauscht, das Repertoire um ein Streicherquartett erweitert. Was dabei nun herausgekommen ist, sollte gefundenes Fressen für die Fans, aber auch für die sein, die bisher nur wenig mit der Band anfangen konnten. Wer bisher eher abgeschreckt von dem doch sehr tanzbaren Sound und den elektronischen Parts war, findet hier Zugang zu dem intimen Kern der Songs. Diese verwandeln sich vom Tanzflächen-Garant zu Gänsehaut würdigen Liedern, die großen Singer-Songwriter-Stücken in nichts nachstehen. Ausgewählt wurden fünf Songs des aktuellen Albums – “Graffiti”, “Heaven/Hell”, “Really Gone”, “Miracle” und “Get Out”, mit den letzten beiden also gleich die Flaggschiff-Singles. Im Zentrum steht dabei immer wieder Mayberrys kraftvolle Stimme, die hier aber noch viel bewegender in Szene gesetzt wird. “Really Gone” ist wie auch auf dem Album der ruhigste Song, der hier noch zerbrechlicher wirkt, die Up-Beat-Songs wie “Miracle” oder “Get Out” setzen als Ersatz auf die Streicher. Die Musiker*innen verzichten bewusst auf imposante Instrumental-Ausbrüche oder gigantische Chöre. Hier wird hingegen ganz klar auf Understatement gesetzt, was allen fünf Stücken zugute kommt. Projekte solcher Art entblößen die Musiker*innen, die sich sonst häufig hinter den Synth-Wänden verstecken können – hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Chvrches beweisen mit diesen fünf Songs, dass sie noch viel mehr können als Synth-Pop. Auf den nächsten Alben dürfen derartige Soundexperimente gerne das bisherige Repertoire erweitern!
Die EP “Hansa Sessions” kannst du dir hier kaufen.*
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Rechte am Albumcover liegen bei Universal Music.
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