„Life Is Not A Lesson“ ist knackig zusammengeschustert wie ein Mixtape mit dem Besten aus Indie, Punk und Rock. Doch wer braucht heutzutage noch liebevoll kuratierte, auf individuelle Interessen zugeschnittene, Songsammlungen?
Personalisierte Mixtapes haben in der verführerisch glitzernden Streaming-Welt tatsächlich kaum eine Chance. In der haben algorithmusbasierte Playlists die Aufgabe übernommen, Freund*innen neue Musik nahe zu bringen. Richtig gute Mixtapes hingegen für bestimmte Stimmungslagen, ein ganz anderes Phänomen, für die gibt es Platz. Der Mensch schlägt eben noch immer den Computer, was das Meistern von Stilspagaten angeht – vorausgesetzt er strengt sich an. In letztere Kategorie fällt auch das zweite Studioalbum von Title Fight Co-Leader Ned Russin als Glitterer.
Stringent ist an „Life Is Not A Lesson“ nämlich nur Russins markant-schräge Stimme. In 22 Minuten prügelt sich Glitterer ansonsten einmal quer durch Synth-Pop, Grunge, Punk und Indie. Den Takt geben daher viele verschiedene Instrumente an: In „Are You Sure“ ist es der Bass, der dann auch in einen befreienden Chorus samt Moshpit-Qualität leitet. Federführend sind die tiefen Frequenzbereiche ebenfalls in „How A Song Should Go“, statt einem Viersaiter dominiert hier jedoch ein knarzender Synthie. Liebliche Lead-Synths sind es dahingegen in „The End“, die dem Song seine Elektro-Pop-Nuancen verleihen. Und im nachdenklichen Titeltrack wiederum ist es ein Piano, das den Ton angibt.
Knackige Punk-Versatzstücke – viele der Ideen werden nur kurz ausgeführt, weshalb die Songs nicht selten nur knapp über eine Minute andauern – liefert „Life Is Not A Lesson“ selbstverständlich auch. Stücke wie „Bodies“, „I Made The Call“ oder „Didn’t Want It“ kommen mit ihrem angegrungeten Punk-Sound der Hauptband Russins ungewohnt nah – man streiche jedoch den Shoegaze-Anteil.
Der knappen Songlängen wegen, immerhin passen hier 12 Songs in 22 Minuten, ist „Life Is Not A Lesson“ jedoch nichts für jeden Anlass. Zu collagen- und sprunghaft sind die Ideen und Ausarbeitungen, die Russin aus seinem Schlafzimmer heraus in die Welt entlässt. Selbiges gilt jedoch auch für die besten Mixtapes. Die plätschern in den falschen Stimmungen vorbei wie ein Rinnsal, vermögen in den richtigen Momenten jedoch mitzureißen wie Stromschnellen.
Das Album kannst du dir hier (Vinyl) und hier (digital) kaufen.*
Und so hört sich das an:
Facebook / Twitter / Instagram
Die Rechte für das Cover liegen bei Anti- Records.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.