Johannes Oerding – Konturen

Johannes Oerding_Konturen

Wie sagt man so schön? Viele Köche verderben den Brei. Ebenso lautet seit einigen Jahren das konsequente Prinzip bei Kritikern, wenn es um deutsche Singer – Songwriter geht. Entweder klingen sie alle zu gleich, singen nur schnulzige Liebeslieder, sind längst in den Schlager abgedriftet oder können gar nicht schreiben. Gut, Ausnahmen bestätigen immer wieder die Regel, aber über den Tellerrand geschaut wird dabei wenig. Einer, der sich eben diese Kritiken Album für Album immer wieder aussetzen muss, ist Johannes Oerding. Dieser ist bereits mit seinem sechsten Studioalbum zurück, das den Namen „Konturen“ trägt.

Vermeintlich angefangen hat bei Johannes Oerding alles mit dem Charthit „Alles brennt“ aus dem Jahr 2015. Dabei konnte er zuvor bereits als Vorband von Simply Red, Joe Cocker und Ich + Ich auf sich aufmerksam machen. Im Jahr 2009 erschien sein Debütalbum „Erste Wahl“ und legte den Weg für eine große Karriere frei. Knapp vier Jahre später belegte er beim Bundesvision Song Contest den zweiten Platz und erhielt im Jahr 2015 für sein viertes Studioalbum „Alles brennt“ sogar Platin-Status. Fünf Alben, die Teilnahme bei „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ und einige Gastauftritte auf Peter Maffays MTV-Unplugged Tournee später, erklimmt er nun erneut die Chartspitze.

Wie Johannes Oerding selber publik machte, hat er auf „Konturen“ deutlich darauf geachtet eben nicht nur etliche Liebeslieder zu schreiben. So setzt er sich erstmals auch mit politischen Themen und gesellschaftskritischen Bereichen auseinander. Der Mix ist ihm dabei sehr gut gelungen und schafft  zugleich eine gewisse Tiefsinnigkeit sowie eine Abrundung des Albums. Dreizehn Songs beinhaltet „Konturen“ und diese bieten einen bunten Mix aus Balladen und Up-Beat Nummern. Gerade die Balladen sind es aber, bei denen Johannes Oerding zuhause ist. Bei Songs, wie „Blinder Passagier“ kommt seine markante Stimme zur Geltung, harmonisiert viel besser mit den Instrumenten und schafft so deutlich mehr Tiefgang. Der Charme seiner Stimme kommt zum Tragen und seine Texte stechen mehr heraus. Anders ist dies bei Up-Beat Nummern, wie „Anfangen“. Hier vereinen sich klassische Radio Beats mit irrtümlich betrachteten belanglosen Texten. Es klingt wie jeder andere Song im Radio. Deswegen macht man sich kaum die Mühe auf die Lyrics zu achten. Auch stimmlich geht Johannes Oerding hier unter.

Schön sind aber vor allem die persönlichen Einschläge, die „Konturen“ mit sich bringt. Paradebeispiel sind Textzeilen wie „Das erwachsene Kind, das irgendwie immer 14 bleibt / Der Typ, der gerne austeilt, doch dann den Echos lieber ausweicht“ aus dem Song „Der Hut“. Johannes Oerding präsentiert sich sehr reflektiert, gibt persönliche Einblicke und vermag es mit solchen Lyrics zum Denken anzustoßen. Das einzige Duett auf dem Album besingt er im Song „Ich hab dich nicht mehr zu verlier’n“ mit Lebensgefährtin Ina Müller und überrascht. Wer hier jetzt ein Liebeslied erwartet, hat falsch gedacht. Die beiden besingen die Folgen einer Trennung und brillieren stimmlich wunderbar zusammen. Gerade hier ist Johannes Oerdings Stimme abermals so einprägsam und authentisch.

Bei deutscher Musik scheiden sich die Geister und doch ist es manchmal besser nicht voreilig zu urteilen. Zumindest Johannes Oerding hat in „Konturen“ viel Arbeit und Liebe gesteckt, was man durch jeden einzelnen Song mitbekommt. Gerade die ruhigen Songs stehen dem Sänger sehr gut, schaffen eine tolle Atmosphäre und im einen oder anderen Moment auch Gänsehaut. Andere Songs hingegen klingen wie jeder x-beliebige Song im Radio. Im Gesamtpaket allerdings ist „Konturen“ ein schönes, rundes Album, das gleichzeitig persönlich und geschickt konzipiert ist.

Das Album “Konturen” kannst du hier kaufen.*

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Die Bildrechte liegen bei Columia Records.

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