March – Set Loose

March

Am internationalen Weltfrauentag machten viele Memes und Symbolbilder in den sozialen Netzwerken die Runde, in denen auf die weiterhin ungleichen Machtverhältnisse der verschiedenen Geschlechter aufmerksam gemacht wurde. Gern geteilt wurde dabei die große Liste, der Dinge, die sich Frauen für die Gleichberechtigung wünschen würden, unter anderem Chancengleichheit im Berufsleben und die Bekämpfung der Gender Pay Gap. Auf der anderen Seite stand die eine Sache, die Frauen stattdessen am Weltfrauentag bekommen: Rosen. Wie passend also, dass sich mit March die angepissteste aller Punk-Bands kurzerhand einen ganzen Strauß abfackeln will. Auf dem Cover züngeln die Flammen erst an einigen Knospen, doch den elf Songs von “Set Loose” zufolge verbeitet sich das revolutionäre Potential des Albums wie ein Lauffeuer.

Bedacht losgelöste Aggression

Im Opener “On High Heat” stürmt das niederländisch/belgische Quartett noch ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne, bis Frontfrau Fleur van Zuilen im Refrain mit einer tiefsinnigen Melodik konstatiert: “Two days is all I need to burn this to the ground”. Das möchte man auch gar nicht anzweifeln, denn was van Zuilen hier an Energie vom Stapel lässt, kommt der puren Live-Ekstase schon ziemlich nahe. Von der durften wir uns nämlich schon vor zwei Jahren beim Youth Brigade überzeugen lassen – und waren uns ziemlich sicher, dass March neben den Größen der Riot-Grrrl-Bewegung keineswegs verblassen würden. Glücklicherweise verliert auch das zweite Album der Band nicht an dieser Strahlkraft, was auch an der gewussten Portionierung der Ausbrüche liegt. Melodischere Distillers-Momente, wie in “Challenger” stehen gleichbedeutend neben polternden Krachern wie “Born a Snake” oder den Chören in “She’s A Hurricane”. Anstelle also bei der kompromisslosen Knüppelei im Stile der Clowns – siehe “Fear Of Roses” – zu bleiben, profitiert die Struktur ungemein von den dynamischen Melodiepfützen und den sich bedacht auftürmenden Instrumentalwände dazwischen.

Ohne Zündschnur keine Explosion

Aber vor allem geht es March um etwas. “Challenger” ist an van Zuilens Lieblingsfilm “Death Proof” angelehnt, in dem sich eine Gruppe von Frauen an einem Mann rächt, “Fear of Roses” widmet sich gleichzeitig den Ängsten und Möglichkeiten jedes Einzelnen, “She’s a Hurricane” metaphorisiert mit dramaturgischer Finesse den zurückschlagenden Ausbruch einer Frau als Naturgewalt, “Start Again” geht dann auf klassische Systemkritik zurück. Auch der Boden dieses knirschenden Pulverfasses wurde also mit den feinsten Mitteln verleimt: Die anstehende Detonation wird sogar die Wände der isoliertesten Quarantänestationen ins Wanken bringen. Bis March dann auch endlich auf Tour gehen dürfen, bleibt “Set Loose” also das beste Pflaster für die geschundene Punk-Seele.

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Rechte am Albumcover liegen bei Uncle M.

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