ok.danke.tschüss – Kaputt weil’s nicht funktioniert

ok.danke.tschüss

Ein Blick aufs Cover genügt, um festzustellen, dass dem Mannheimer Quartett ok.danke.tschüss der Schalk im Nacken sitzt. Und der ist bei den vier auf sein absolutes Maximum herangewachsen. Auf einer bunten Plastikflöte spielt er nun einen Song, bei dem sich der Wortwitz von Wir sind Helden mit den popkulturellen Referenzen von Blond und den Synthesizern von Bilderbuch gemeinsam an einen Tisch setzt. Gemeinsam mit Sorry3000 und Kochkraft durch KMA bildet sich hier ein Dreiergespann, das aus Trashhausen den großen Coup plant. Zwei Jahre nach Bandgründung darf die Menschheit nun aber zunächst in den Genuss des nächsten großen Hypes für alle Student*innen-WGs kommen. Denn als ein solcher müssten ok.danke.tschüss bei der Hit-Dichte  schnell gelten, wenn alles mit rechten Dingen zugeht.

Mehr Trash als Verstand

Eigentlich ist „Kaputt weil’s nicht funktioniert“ keine Platte, über die man eine Rezension schreiben sollte. Und das nicht weil es ein schlechtes Album ist – ganz im Gegenteil. Doch wenn ich euch hier von klebrigen „Sugar, Sugar“-Intonationen erzähle, die in schwitzigen Ü-40-Kellerpartys noch als besonders gewiefte Anmache gelten würden, käme da wohl ein falsches Signal an. Auch die quietschenden Synthesizer-Fetzen, die Tastenweltmeister Lucas Firmbach in ganzen LKW-Ladungen über die Songs verstreut, klingen auf dem Papier jetzt vielleicht eher nach dem heißesten Modern-Talking-Nachfolger denn als Campusradio-Garant. Aber natürlich tragen ok.danke.tschüss hier ihren dicken Mantel aus Selbstironie, um all die bewussten Trash-Elemente zu erklären. Entschuldigen müssen sie sich für diese hingegen nicht, denn dieses Album beinhaltet tatsächlich nicht einen einzigen schlechten Song.

Duden auf der Tanzfläche

Treue Fans der Band schätzen das Quartett natürlich genau für diese Hit-Maschinerie. Von den zehn Songs des Albums sind auch schon sieben bekannt. Was für eine Quote! Im gemeinsamen Paket ergeben die Stücke aber glücklicherweise auch ein schickes Stück Party ab, ohne dass es an einer Stelle platt oder langweilig wird. So steht „Zu laut in der Disko“ recht zentral und beschwert sich ähnlich sarkastisch wie Deichkinds „Keine Party“ über  zu laute Clubmusik, während hier selbst die Beats ordentlich lospoltern. Daneben schimpfen dann die Liebe dekonstruierende Tracks wie „Liebe?“ und NDW-Hymnen über Menschen, die alle aktuell geltenden Strömungen bewusst durchbrechen. („Böses Mädchen“) Auch im Hassliebe-Song „Ärger“ zitiert sich die Band quer durch die Popkultur, Frontfrau Eva Sauter intoniert „Ich denk an dich wie ein Veganer an einen Hühnchenschenkel, […] Ich denk an dich wie Luke an Leia.“ Überhaupt sind es ihre Worte und Stimmfarbe, die die Band ganz unauffällig als Markenzeichen trägt. Hier könnten auch einfach alle Lyrics abgeschrieben werden, denn nahezu jedes Wort hat einen doppelten Boden. Aber auch der oben erwähnte Lucas Firmbach, sowie Bassist Manuel Praxmarer (das Intro von „Dasselbe und das Gleiche“!) und Drummer Benjamin Doser als verlässliches Beat-Gerüst machen ganz starke Arbeit.  All das wird dann noch schön mit einem nicht ganz ernst gemeinten Rock-Festivalsong („Scherben und Bier“) und dem bislang erfolgreichsten Song der Band „Vincent van Gogh“ abgerundet.

ok.danke.tschüss kann man wirklich schlecht in Worte fassen, denn ihre Musik macht vor allem einen Heidenspaß. All der Charme, der aus jedem Takt quillt, ist so dick mit Zucker garniert, dass sich einige auf ihrer Diät wohl erstmal in Deckung bringen. Aber nach kurzer Wirkzeit geht man das Kariesrisiko dann doch gerne ein. Mit „Kaputt, weil’s nicht funktioniert“ beginnt eine hoffentlich lange Reise in die Line-ups der passenden Festivals. Man darf sich darauf freuen!

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Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei ok.danke.tschüss.

 

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