Soundtrack: Various Artists – The Greatest Showman: Reimagined

Greatest Showman Reimagined

Mit The Greatest Showman erschien im Januar nicht nur einer der besten Musicalfilme der letzten Jahre – der Soundtrack ist zweifelsohne der stärkste, den man 2018 in die Hände bekommen kann (lest HIER nochmal unsere Kritik). Dass grandiose Musik sich gut dafür eignet, neu aufgelegt zu werden, dachten sich wohl auch die Produzenten und werfen nun fast ein Jahr nach der ursprünglichen VÖ neben einer Sing-A-Long Edition gleich ein ganzes Coveralbum auf den Markt, bei dem jeder Track von gegenwärtigen, etablierten Popstars präsentiert wird. Ein absolutes Feuerwerk an großen Namen – aber lässt der Inhalt es genauso knallen? Überschattet er womöglich das Original? Eine Track by Track-Analyse ist die logischste Konsequenz! Julia und Christopher haben die Platte durchgehört und sind sich größtenteils einig:

Panic! At The Disco – The Greatest Show

Julia & Christopher: Das pompöse Lied des Soundtracks wird nun also von Panic! At The Disco vertont, die ja mit ihren ersten Alben selbst teils sehr pompöse Songs produziert haben. Mittlerweile sind sie doch schon sehr im Pop angekommen, was auch bei dieser Version zu hören ist. Brendon Urie beherrscht natürlich auch dieses Lied ohne Probleme, etwas epischer ist die Musical/Film-Version aber doch im Vergleich zum Pop-Konkurrenten.

P!nk – A Million Dreams 

Julia & Christopher: Im Film berührt uns dieser Song immens, da die Stimme von Hugh Jackman beeindruckend schön ist. Wer könnte dieser Rolle besser gewachsen sein als P!nk, eine der größten Stimmen des 21. Pop-Jahrhunderts? Sonderlich viel geändert wurde am Arrangement des Stückes nicht, auch hier werden auf Pop-Rhythmen verzichtet und stattdessen lieber einige Streicher eingebaut – wunderschön!

Willow Sage Hart – A Million Dreams (Reprise)

Julia & Christopher: Wie passend, dass hier P!nks Tochter einspringen kann, wo im Film die Töchter der Protagonisten singen. Ähnlich zuckersüß ist die Reprise auch hier geworden.

Years & Years & Jess Glynne – Come Alive

Julia & Christopher: Mit dem Dance-Pop von Years & Years können wir generell schon wegen der dünnen Stimme von Frontmann Olly Alexander wenig anfangen, ähnlich ergeht es uns mit dem doch recht vorhersehbarem Pop von Jess Glynne. Hier übertragen sie den großen Chorgesang vom Film, der uns unglaublich gute Laune bereitet hat, in einen doch ziemlich platten Popsong, der 80s-Feeling atmet. Wir bleiben gerne bei der Film-Version.

MAX & Ty Dolla $ign – The Other Side

Julia & Christopher: MAX ist der einzige für uns unbekannte Name der Setlist, gefällt aber mit seiner samtweichen Stimme. In Kombination mit dem Rapper Ty Dolla $ign bietet diese Interpretation die bisher vom Original am meisten veränderte Version. Immerhin wagt der Song etwas, wir würden aber auch hier beim Film bleiben.

Kelly Clarkson – Never Enough

Julia: Im Film traute sich die grandios gecastete Rebecca Ferguson nicht selbst an dieses unglaublich schwere Stück heran – hier übernimmt es das Stimmtalent Kelly Clarkson. Ja, gesanglich ist sie der Rolle wohl gewachsen, auch wenn das Original noch etwas mehr überzeugen kann, da es nicht alle Töne derart nach vorne herausschreit. Nur die etwas poppigere Version vermindert die Emotionalität um einiges.
Christopher: Hier müssen wir dann wohl doch getrennt unsere Meinung schreiben… “Never Enough” ist in meinen Augen die großartigste Gesangshymne seit “Let It Go” aus “Frozen”. Leider ist davon wenig bis gar nichts übrig geblieben. Ja, natürlich kann Kelly Clarkson die Nummer singen – wie aber aus einem Meisterwerk so billiger Alltags-Pop mit schlechtem Drumcomputer werden kann, ist mir ein Rätsel. Eine Verschandelung an sich selbst!

Keala Settle, Kesha & Missy Elliott – This Is Me (The Reimagined Remix)

Julia & Christopher: “This Is Me” ist ein ganz wunderbarer Empowerment-Song für alle, die irgendwie anders sind. Die Auswahl für Kesha und Missy Elliott, zwei Frauen, die generell für derartige Themen einstehen, ist äußerst gelungen. Missy Elliotts Rappart ist wie gewohnt über alle Zweifel erhaben, auch die Vermischung der Original-Stimme Keala Settle mit der leider viel zu oft unterschätzten Kesha gefällt zudem. Diese Version gefällt uns zumindest genauso gut wie die Film-Version!

James Arthur & Anne-Marie – Rewrite the Stars

Julia: Ich werde niemals ein Fan von schnöden Liebes-Duetten werden. Wie könnte man nun also den Song, den ich sowieso schon am wenigsten mag noch schlimmer machen als mit gesäuseltem Pop-Gesang? James Arthurs Stimme ist zwar an sich sehr schön, aber die hingeschmachteten Kopfstimmen-Passagen in Kombination mit der gekünstelten Anne-Marie geben mir den Rest. Lieber weiterschalten.
Christopher: Im Vergleich zu Julia liebe ich das Original und war von der Szene im Kino völlig gefesselt und berührt. James Arthur & Anne-Marie singen die Nummer fast 1:1 nach, nahezu jede Phrasierung ist gezockt. Völlig unnötige Version.

Sara Bareilles – Tightrope

Julia & Christopher: Auch im Film ist der Song eher eine versteckte Schönheit, hier fällt er durch seine simple Instrumentierung und den zarten Gesang von Bareilles durchaus positiv aus – manchmal ist weniger eben mehr. Und uns persönlich überzeugt die sehr echt wirkende Performance von Bareilles mehr als die meisten Pop-Schmachter. Etwas mehr Drums, etwas weniger Walzer – passt!

Zac Brown Band – From Now On

Julia & Christopher: Während des Films haben wir nicht darüber nachgedacht, aber ja, irgendwie scheint der Song wie für eine Folk-Band gemacht zu sein. Die Zac Brown Band macht sich also mit Banjos ausgerüstet auf in den Soundtrack. Heraus kommt dabei eine ziemlich schöne, handgemachte Version des aufmunterndem Songs. Inklusive Mumford & Sons-Feeling – anders und würdig. Für Christopher sogar das Highlight der “Reimagined”-Ausgabe und für ihn die einzige Version, die besser ist als die vorige.

Pentatonix – The Greatest Show [Bonus Track]

Julia: Ich habe eine große Schwäche für A-Capella-Gesang. Überraschend kam es für mich daher kaum, dass mir auch diese Version um einiges besser gefällt als die von Panic! At the Disco. Denn das hier ist wirklich beeindruckendes Handwerk und kann das Feeling des Originals irgendwie viel besser einfangen.
Christopher: Mir geht A-Capella-Gesang gehörig auf den Keks, weswegen ich auch mit den Pentatonix wenig anfangen kann. Ja, natürlich ist das ordentlich gemacht, mir ist es aber irgendwie zu kitschig. Da fehlt es einfach an Wumms. Lieber Panic!, aber am liebsten Hugh & Crew.

Craig David – Come Alive [Bonus Track] 

Julia & Christopher: Als wäre die erste Version nicht schon poppig genug gewesen, kommt hier gleich nochmal eine zweite. So ganz will sich uns nicht erschließen, was diese nun zu dem Ursprünglichen hinzufügen soll, außer dass hier sogar noch mehr Schmier-Beats eingebaut wurden… möchte gerne Justin Timberlake sein, ist aber nicht mal 20% von ihm!

Kesha – This Is Me [Bonus Track]

Julia & Christopher: Und zum großen Abschluss noch einmal Kesha ganz alleine. Wir können hier nur noch einmal an alle appellieren, die generell etwas für gute Popmusik übrig haben: Gebt Kesha noch eine Chance, denn sie ist so viel mehr als “Tik Tok”. Mit dem Abschluss kommt also auch einer der besten Songs des Albums.

Fazit: Insgesamt ein Coveralbum, das sehr viel versprach und am Ende ein doch eher unbefriedigendes Gefühl hinterlässt. Wirklicher Mist ist The Greatest Showman: Reimagined natürlich nicht geworden – wie auch bei so guten Originalsongs und so renommierten Künstlern? Aber irgendwie wurde die Kreativität nur teilweise ausgelebt und wenn, dann häufig etwas unschön. Kann man mal aus Neugier hören, viel verpassen wird man aber nicht, wenn man es lässt!

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Atlantic Records.

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