Tiny Moving Parts – Breathe

Albumcover Tiny Moving Parts - Breathe

Was macht man als junge Band, wenn man immer wieder denselben Song schreibt? Das einfach weiterhin tun und das neue Material mit Studiospielereien überladen? Anscheinend. Seit 2013 veröffentlichten Tiny Moving Parts sage und schreibe fünf Alben. Rein musikalisch lässt sich in dieser Zeit kaum Weiterentwicklung beobachten – außer, dass die Songs flacher und etwas poppiger wurden und man seit „Swell“, der letzten Platte, im Studio auch mit Synthesizern und Streichern arbeitet. Was auf dem Vorgänger noch gut funktionierte, wandelt sich auf „Breathe“ in eine Richtung, die nicht mehr zu überraschen weiß. Vielleicht war die Zeitspanne von anderthalb Jahren zu kurz, um sich kreativ wirklich austoben zu können.

Schon „The Midwest Sky“ hätte man in ähnlicher Ausführung bereits auf den Vorgängern antreffen können. Klar und deutlich scheint hier jedoch noch der Math-Rock-Einfluss des Trios durch – damit gehört der Song zu den besseren Stücken des Albums. Das sieht in „Light Bulb“ anders aus. Die Band versucht sich hier an einem straighten Pop-Punk-Song und nähert sich damit ironischerweise einem Genre an, das nicht gerade für Progressivität steht. Nunja. Das darauf folgende „Medicine“ gehört wiederum zu den Songs, in denen die neue Eingängigkeit besser funktioniert, auch wenn die Produktion alles versucht, um den Track doch noch irgendwie in die Knie zu zwingen. Die verspielten Math-Passagen reißen das aber zum Glück wieder raus.

In „Icicles (Morning Glow)“ schneidet dann auf einmal ein dünner, kläglicher Elektro-Beat durch den Mix. Der ist so fehl am Platz, dass man zunächst meint man habe sich verhört. In „I Can’t Shake“, einer eigentlich ganz guten Ballade, taucht dann aber erneut ein solch unpassender Midi-Loop auf. Unangenehm. Auch das ansonsten nicht sonderlich spannende „Vertebrae“ muss mit einem sonderbaren Studioelement angereichert werden. Frickelt sich Sänger Dylan Mattheisen ansonsten die Finger an seiner Gitarre wund, muss hier nun ein Banjo ganz getreu dem Motto „Wenn der Song nicht gut genug ist, muss man ihn eben mit der Instrumentierung interessant machen“ herhalten.

Mit „Polar Bear“ und „Bloody Nose“ finden sich in der zweiten Hälfte der Platte dann wiederum zwei Songs, die nicht komplett entfremdet werden und sich zu den vielen anderen knackigen Emo-Math-Punk-Hymnen vergangener Alben gesellen. Für das lästige „Soft Spot“ gilt das nicht. Mit flachen Kitsch-Zeilen wie „I want to be the breath inside of your lungs. So let’s breathe each other in“ und einer schrecklichen Backing-Vocal-Produktion verlieren Tiny Moving Parts hier jeglichen Charakter – und klingen auf einmal nach den mittlerweile überproduzierten Blink-182. Schade, stand die Band bislang doch immer für ihre unverwechselbare Mischung von Emo und Math-Rock.

Breathe“ kann und muss als der Versuch gedeutet werden mit einem zugänglicheren Sound ein noch breiteres Publikum anzusprechen – eigentlich ist das nichts verwerfliches. Tiny Moving Parts konzentrieren sich jedoch vor allem darauf, mit Studioelementen Fortschritt zu erzwingen, verlieren dabei jedoch teilweise das Songwriting aus dem Blick. Dadurch entstehen Songs, die sich entweder nur durch ihre Produktion von altbekanntem abheben oder qualitativ nicht mit diesem mithalten können. Die wenigen Songs, in denen sowohl Songwriting als auch die Aufnahmen miteinander statt gegeneinander arbeiten, fallen dabei leider komplett raus. Das ist besonders für Songs wie „The Midwest Sky“, „Medicine“, „Polar Bear“ und „Bloody Nose“ tragisch. Mal sehen, ob die Band ihrem Releaserhythmus getreu in anderthalb Jahren mit ihrer nächsten Platte dann auch mit dem Songwriting nachziehen kann.

Das Album „Breathe“ kannst du dir hier kaufen.*

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Und so hört sich das an:

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Tiny Moving Parts live 2019:

03.10. – Köln, Luxor
04.10. – Hamburg, Übel & Gefährlich
05.10. – Leipzig, Felsenkeller
06.10. – Berlin, Bi Nuu
08.10. – München, Feierwerk
09.10. – Wien, Flex (AU)

Die Rechte für das Cover liegen bei Hopeless Records.

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