Seien wir doch mal ehrlich: Metalcore ist tot. Nachdem das Genre bis zur Perversion durch den Fleischwolf gedreht wurde und verschiedenste Bands und Firmen ihre Taschen voll machen konnten, ist das Szene-Genre schnell wieder im Untergrund verschwunden. Wirklich? Naja, nur teilweise möchte man meinen. Von Metalcore-Bands, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, ist im Jahre 2017 nicht mehr wirklich viel übrig geblieben. Das hat jedoch zwei verschiedene Gründe. Die Vorreiter des modernen Metalcores, wie Parkway Drive, Bring Me The Horizon, Heaven Shall Burn oder Asking Alexandria sind auch über die Szenegrenzen hinaus zu echten Headliner-Acts geworden, die riesige Hallen und Festivals ausverkaufen können. Gleichzeitig existieren mit While She Sleeps oder August Burns Red Bands, die die Größe der eben genannten nicht erreichen konnten (zumindest bisher) aber immer wieder musikalisch abliefern und immer noch viele Fans in Deutschland haben. Dahinter folgt dann lange gar nichts mehr und von Innovation in diesem Genre kann in den letzten drei Jahren nun wirklich nicht mehr die Rede sein. Diese Kritik muss sich das Genre gefallen lassen.
Aber es gibt sie noch, die oben bereits erwähnten Bands, die sich wacker halten. While She Sleeps gehören dazu, das beweist die Gruppe aus Sheffield auf ihrem nun mehr dritten Longplayer wieder einmal aufs Neue. Bereits 2010 mit der Veröffentlichung der ersten EP „The North stands for Nothing“ begeisterte mich die Band, als ich im Reisebus quer durch Italien fuhr und immer und immer wieder den gleichnamigen Titeltrack dieser EP hörte. Das war beeindruckend, selbst für mich, in einer Zeit, in der ich praktisch nichts anderes als Metalcore konsumierte. Die raue Stimme des Leadsängers Lawrence Taylor, das wilde Schlagzeug- und Gitarrenspiel und die emotionalen Clean-Parts. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich die ersten Klaviertöne von „Trophies“ höre.
While She Sleeps haben es nicht verlernt eingängige, emotionale Tracks zu schreiben. Auch auf ihrer mittlerweile dritten Platte „You Are We“ begeistern sie mit vielen eingängigen Songs, wie dem gleichnamigen Titeltrack, „Feel“, „Wide Awake“ sowie „Silence Speaks“, für welches man sich mal eben Oli Sykes von Bring Me The Horizon ausgeliehen hat. Einen Haken gibt es jedoch: Das neue Album von While She Sleeps macht Spaß, kann aber kaum noch neue Akzente setzen und hat deshalb nicht den gleichen Effekt, wie die ersten beiden Platten auf denen es immer noch Wow-Momente gab, die man sich immer und immer wieder gerne angehört hat. Inzwischen weiß man, was man von While She Sleeps geboten bekommt. Das ist toll und sollte auch weiterhin geschätzt werden. Zur Dauerrotation, wie es bei den ersten Veröffentlichungen der Band noch der Fall war, kommt es inzwischen leider nicht mehr.
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