Yassin – Ypsilon

Yassin - Ypsilon

Ypsilon – so heißt das Debütalbum des Rappers Yassin. Ypsilon ist jedoch auch der vorletzte Buchstabe des Alphabets, mit dem ebenfalls der Vorname des Wahlberliners beginnt. Mit seinem Kollegen Audio88 veröffentlichte der Hesse („Der einzige Kanacke, den Kanacken nicht feiern“) in knapp zehn Jahren fünf Alben, zog in die Charts ein, trat auf den größten Festivals auf, spielte ausverkaufte Tourneen. Für ein Soloalbum hat es in der Zeit nie gereicht („Vier Jahre Zeit für die intensive Suche nach der besten Beleidigung“) – dafür war der eigene Anspruch zu hoch, dafür mussten zunächst etliche Erfahrungen gesammelt werden. Einen sehr simplen Titel hat sich Yassin also für den ersten Schritt in Richtung Solokarriere überlegt. Der deutet jedoch bereits an, was eingefleischte Fans erwarten können: Eine persönliche Platte.

So verwundert es also nicht, dass auf den elf Songs ein autobiographischer Bezug den anderen jagt. Yassin spricht vom Älterwerden („Haare grau als wäre ich siebzig Jahre älter“), arbeitet die eigene Drogenvergangenheit auf („Zu dumm um abzulehnen, was vor mir lag“), widmet sich seiner Jugend und Beziehung zur Musik („Meine Eltern schenkten mir eine Welt, als sie ein Keyboard in mein Kinderzimmer stellten“) und schreibt fast schon kitschig romantische Liebesbekenntnisse („Suchst du immer wieder Heilung unter „Ypsilon“ im Iphone“). Wer den Rapper bislang nur gemeinsam mit Audio88 als Weltverbesser-Meckermaul („Laber so schlau, ich raff selber nur die Hälfte“) kannte, der wird hier wohl auf eine neue Seite des Berliners treffen.

Ganz kann Yassin diese Charaktereigenschaft natürlich auch auf seinem Solo-Debüt nicht ablegen. So lässt er sich gemeinsam mit seinem Bandkollegen und Casper über die Social-Media-Gesellschaft aus („Ich suche Menschen, doch finde nur Opfer“), rappt über Deutschland („Am liebsten lachst du über die anderen“) und widmet sich der elendigen Kriegs-Frieden-Problematik („In Zeiten des Krieges sehnt man sich nach Frieden. Doch je stärker die Sehnsucht, desto härter die Hiebe.“). Selbst in den eigentlich persönlichen Stücken scheint auch immer wieder die dringliche Gesellschaftskritik durch.

Wagt der Berliner sich also schon inhaltlich an viel Neues, so konzentriert sich auch die musikalische Ebene eher auf die Entdeckung neuer Gefilde. Die Songs kommen deutlich moderner und zeitgenössischer, sowie Autotune-lastiger als das Audio88 & Yassin-Zeug daher, sind mit analog-klingenden Synthesizern und Trap-Hi-Hats gespickt. Das klingt mal sperriger und unzugänglicher wie „Samthandschuhe“, mal melancholisch wie „Panzerglas“ oder „Ypsilon“ oder mal eingängig und poppig wie „Haare grau“. Die Beats sind dabei stets so detailreich produziert, die Autotune-Momente so clever arrangiert, dass selbst New-School-Hasser gelegentlich anerkennend mit dem Kopf nicken müssen („Yassin, du hast dich verändert“). Hart, dieses Hater-Leben.

Schlussendlich ist „Ypsilon“ dann zwar kein neues „Normaler Samt“ („Eine Runde Mitleid für dich“), stellt jedoch einen wichtigen Schritt für Yassin dar („Fick das Ende, ich fang gerade erst an“), mit dem der Rapper erstmals hinter dem Rücken seines Kollegen Audio88, der bereits einige Solo-Werke veröffentlicht hatte und gelegentlich etwas im Mittelpunkt zu stehen scheint, hervortritt. Auf eine neue gemeinsame Platte freuen wir uns trotzdem.

Das Album “Ypsilon” kannst du dir hier kaufen.*

Tickets für die kommende Tour gibt es hier.*

Und so hört sich das an:

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Yassin live 2019:

26.03.19 München, Strom
27.03.19 Stuttgart, Schräglage
28.03.19 Frankfurt am Main, Zoom
29.03.19 Berlin, Musik & Frieden
30.03.19 Leipzig, Naumanns
31.03.19 Hamburg, Prinzenbar
02.04.19 Köln, Yuca

Die Rechte für das Cover liegen bei Normale Musik.

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