Priscilla – Königin der Wüste, Freilichtbühne Tecklenburg, 22.06.25

Priscilla

Snacks dabei, Piccolos eingepackt und die Sitzkissen parat? Ab geht’s nach Tecklenburg zur Freilichtbühne! Einmal hoch zur Burg wandern, noch schnell eine Pommes vom Kiosk essen und schon geht es bestens vorbereitet in „Priscilla – Königin der Wüste“. Priscilla ist vielleicht nicht das bekannteste Musical, doch in der queeren Community längst Kult. Dass dieses Stück in Tecklenburg gezeigt wird mit einem Publikum, das häufig aus Ü50er-Stammtisch- oder Kegelklubgruppen besteht ist eine mutige, aber sehr gute Entscheidung. Denn die Umsetzung der Tecklenburger Bühne ist wieder einmal grandios. Wer mit offenen Augen kommt, wird belohnt.

Das Stück beginnt mit dem Hit „It’s Raining Men“ und welche Rolle der Regen an diesem Sonntagabend noch spielen soll, wird schnell klar. Freilichtbühne bedeutet eben auch, der Natur ausgeliefert zu sein. Schon während der ersten Szenen grummelt es bedrohlich am Himmel, und am Ende der ersten Hälfte öffnen sich schließlich alle Schleusen. Dragqueens im strömenden Regen auf der Bühne? Undenkbar. Doch es wird souverän reagiert: Ein trockener Spruch von Bernadette und dann wird die Vorstellung unterbrochen. Nach 20 Minuten Warten, dass der Regen aufhört und die Bühne wieder getrocknet wird, geht es dann auch schon wieder weiter.

Die Geschichte des Musicals selbst ist nicht komplex: Basierend auf dem australischen Film „Priscilla – Königin der Wüste“ begleiten wir drei Dragqueens Tick, Adam und Bernadette auf ihrem Roadtrip durch das australische Outback mit ihrem Bus „Priscilla“. Auf ihrem Weg begegnen sie den unterschiedlichsten Menschen und geraten immer wieder in neue Situationen. Und wie es so schön heißt: Der Weg ist das Ziel und diese Reise ist definitiv sehenswert. Zugegeben, einiges wirkt etwas aus der Zeit gefallen, vor allem manche sehr stereotypisch gezeichnete Charaktere. Doch aktuelle Referenzen wie „RuPaul’s Drag Race“ oder ein überraschender Cameo-Auftritt aus dem am Vormittag gespielten Kindermusical bringen frischen Wind in die Geschichte. Und was die Regie von Ulrich Wiggers daraus macht, ist durchweg unterhaltsam. Es gibt schnelle Dialoge, teils sehr derbe Witze, kleine Seitenhiebe auf Popkultur und auch eine Referenz an den schwedischen ESC-Beitrag. Die Kostüme sind bunt, schrill, glitzernd und passen perfekt zum Stück.

Auch darstellerisch ist der Abend stark besetzt. “Tick” wird an diesem Abend von Karsten Kenzel gespielt, der mit viel Liebe zum Detail und einer sehr ehrlichen Darstellung vollkommen überzeugt. Gerben Grimmius als “Bernadette” begeistert mit starker Präsenz und zieht alle in seinen Bann. Tobias Bieri als “Adam” bringt besonders in der ersten Hälfte viel Energie auf die Bühne, die in der zweiten Hälfte ein wenig nachlässt, aber dennoch mit seiner verletzlichen Performance in Erinnerung bleibt. Unterstützt werden sie von einem tanz- und gesangsstarken Ensemble, bei dem zeitweise fast 50 Personen gleichzeitig auf der Bühne stehen. Und kurzzeitig muss auch das Publikum kurz mithelfen und mittanzen.

Und auch wenn ich sonst kein großer Fan von Jukebox-Musicals bin: Hier funktioniert es. Die Musik ist ein bunter Mix aus Klassikern der 60er bis 80er Jahre, darunter unsterbliche Hits wie „Go West“ oder „I Will Survive“, die Stimmung in den Abend bringen. Und so ist es insgesamt ein toller Abend für alle, die eine große Show mit bunten Kostümen und großartig performten Songs lieben.

Und so sieht das aus (Szenen aus der Linzer Produktion, 2022):

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Foto von Marie H.

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