So war die Erlebniswelt Grusellabyrinth NRW 2019 und die Show „Wallfahrer“

Der Oktober hat sich verabschiedet und damit auch die verbundene Gruselsaison. Die Halloween-Deko durfte bereits für das anstehende Weihnachtsfest weichen. Trotzdem lohnt es sich auf ein wirkliches Highlight der vergangenen Tage zurückzublicken: unser Abend in der Erlebniswelt Grusellabyrinth NRW und der dort stattfindenden Sondershow Wallfahrer.

Schon der Platzwart sorgt für die erste wohlige Stimmung: mit veränderter Stimme werden die Besucher im Auto beim Einfahren begrüßt und zu ihrem Parkplatz gewiesen. Das riesige, denkmalgeschützte Gelände in Bottrop bietet neben genug Fläche auch die passende Atmosphäre, um ein Stück amerikanisches Halloweenfeeling nach NRW, genauer in den Ruhrpott, zu transportieren. Man kommt natürlich nicht um einen Vergleich zum Halloween Horror Festival im konkurrierenden Movie Park Germany umher, der sich ungünstigerweise noch in der gleichen Stadt befindet. Aber tatsächlich stellt sich schnell heraus, dass doch ganz andere Akzente gesetzt werden.

An dem 2.11., einem Samstag, ist zwar Halloween offiziell schon vorbei – aber es wäre doch viel zu schade, wenn so ein Aufwand nur für einen einzigen Tag im Jahr betrieben werden würde. Außerdem wäre der Ansturm dann noch größer als sowieso bereits. Stattdessen eröffnen das Team um Holger & Ina Schliemann und Carsten Föhrweißer Ende September die Tore und machen erst Mitte November mit ihren Halloweenwochen Schluss. Doch selbst bis Anfang Januar ist eine reduzierte Form zu erleben.

Das stärkste Merkmal des Grusellabyrinths ist die Konsequenz in der optischen Gestaltung. Tatsächlich startet das Horrorgefühl bei der Auffahrt des Parkplatzes und endet auch erst beim Verlassen. Man muss wirklich exakt hinsehen, um auf dem 6000qm großen Gelände Ecken zu finden, die nicht zur Thematik passen. Jeder Mitarbeiter ist geschminkt, jede Wand dekoriert. Das hat einen Hauch von Parallelwelt, was absolut positiv hervorzuheben ist.

Einige Bauten gleichen einem Freizeitpark. Somit ist der Preis von knapp 50€ an den stark besuchten Tagen angemessen. Das angebotene Programm sorgt für gute fünf Stunden voller Erlebnisse, die einem vorkommen wie die Hälfte der Zeit. Selbst an dem stark gefüllten Halloweenwochenende benötigen die Warteschlangen nicht mehr als eine halbe Stunde, was klar in Ordnung geht.

Doch was genau bekommt man denn nun zu sehen? Schwierig zu beantworten, ohne zu spoilern. Die festen Attraktionen – insgesamt drei an der Zahl – befinden sich in der großen Fabrikhalle und sind demnach wetterunabhängig; zwei zusätzliche Attraktionen stehen im Außenbereich. An den sogenannten „Highlighttagen“ wird das eh schon gut gefüllte Programm um weitere Toppings ergänzt.

Inhaltlich gleichen sich die fünf möglichen Erlebnisse nur in der Hinsicht, dass sie einen Gruselfaktor beinhalten – ansonsten ist Abwechslung geboten: angefangen bei einem angsteinflößenden und verstörenden Horrorzirkuszelt namens „Variodrom“, das neben bösen Clowns noch durch eine Spiralbrille ergänzt wird und definitiv nichts für Angsthasen ist, über das „Imaginarium“, das ein kleines Theater mit einer irrwitzigen Zauber-Comedyshow darstellt, in dem auch gekühlte Getränke und Schoki angeboten werden, bis hin zu einem Märchenwald mit dem Namen „Route 666“, der mehrere aufwendige Kulissen aus unterschiedlichen Geschichten präsentiert und für Fotosessions einlädt. Der im Hintergrund beleuchtete Förderturm apropos ebenso. Da dürfte für jeden etwas dabei sein, auch für mutige Jugendliche. Unter 14 Jahren sollte man aber gefühlt besser zu Hause bleiben. Lediglich der passend zur Ortschaft eingerichtete „Schacht 13“ hält nicht ganz das, was er verspricht. Hier wird etwas zu stark auf Dunkelheit und Schreckmomente gesetzt, aber thematisch nicht alles ausgenutzt, was möglich wäre.

Im Gegenzug dazu steht die einzige zeitlich gebundene Attraktion: Das „Phantom Manticore“ ist zwar nicht die schaurigste Nummer im Grusellabyrinth, aber bei weitem die kreativste und innovativste. Direkt nach dem Ankommen – pünktlich sein ist hier absolute Pflicht – geht es in eine über 100 Minuten lange Reise durch unzählige Räume, in der eine zusammenhängende, spannende, berührende und interaktive Story erzählt wird. Eine Kombination aus Theater schauen mit soliden Schauspielern, selbst Theater spielen, Escape-Room-Feeling, Labyrinth und Gruppenstärke, abgerundet mit wundervollen Kulissen. Allein dieses Erlebnis rechtfertigt einen Großteil des Eintrittspreises und ist ein wirkliches Muss. Sensationell.

Doch damit nicht genug, wird an den Highlighttagen nochmal mehr aufgefahren. Neben zig Walking Acts, die Bonbons verteilen, Besucher angenehm, aber effektiv erschrecken und stets gut gelaunt für Fotos zur Verfügung stehen, ist mit der neuartigen Show Wallfahrer ein wahres i-Tüpfelchen ausgewählt worden. Zwei junge Typen, die ebenfalls aus dem Pott stammen, haben in den letzten zwei Jahren Stück für Stück ihre erste eigene Mixtur aus Zauberei, Theater und viel schwarzem Humor kreiert und damit grandios ins Konzept des Grusellabyrinths gepasst. Die beiden Charaktere Damon und Torx zeigen in ihrer 45minütigen Show teils bekannte Klassiker der Magie, teils neuartige Ideen, die stets nah am Publikum bleiben und sowohl durch die stark beeindruckenden Kostüme als auch die einfachen Mittel und Requisiten große Wirkung erzielen. Die Moderation ist von der ersten Sekunde fesselnd, sympathisch und klug gemacht. Der Zuschauer fühlt sich ernst genommen und hat mehrmals die Möglichkeit, bei sämtlichen Tricks dabei zu sein. Feuer, Guillotine, Gewehr, scharfe Nägel und weiteres. Am Ende gibt es noch die Chance, Fotos zu machen. Wir sind uns sicher, dass nach der Promo die Fangemeinde rasend schnell wachsen wird und mit dem passenden Budget da noch einige beeindruckende Dinge möglich sind.

Bei dem Gesamtpaket ist dann der Vergleich zum Movie Park trotzdem angebracht: bleibt der Movie Park doch an sich auch zu den Halloweentagen noch klar erkennbar und entwickelt seine mäßige Atmosphäre nur durch die Walking Acts und seine extremen Horror-Mazes, ist das Grusellabyrinth durch und durch eine schaurige Welt. Der Horrorfaktor fällt im Vergleich zum Movie Park etwas sanfter aus, bietet aber einen höheren Spaßfaktor, mehr familienfreundliche Unterhaltung und mehr Faszination. Im „Finsterladen“ gibt es Merch und beim „Klapprigen Kessel“ überraschend günstige Kleinigkeiten zu essen und dazu noch in großer Portion. Kompliment! Wem das Alles noch nicht reicht, hat am Ende des langen Abends die Gelegenheit im „Observatorium“ eine der gut besuchten Partys zu besuchen, in denen DJs auflegen, Flammkuchen und Cocktails auf einen warten und im Vergleich zur restlichen Location auch fast alle Besucher verkleidet sind.

Fazit: Frei nach dem Motto „Wenn, dann richtig!“ macht die Erlebniswelt Grusellabyrinth NRW gerade bei der optischen Komponente wirklich alles perfekt und beschert mehrere Stunden Spaß und Schauer. Gerne darf in vielleicht einer Attraktion noch einen Ticken mehr Horror aufgefahren oder ein Fahrgeschäft gebaut werden, was aber wirklich Nörgeln auf sehr hohem Niveau ist. Insgesamt handelt es sich nicht nur um das größte Gelände seiner Art in ganz Europa, sondern auch um eine wirkliche Empfehlung für Fans der schönsten Saison des Jahres.

Und so sieht das aus:

Website / Facebook / Instagram / Twitter / Wallfahrer

Bild von Christopher.

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