In Würde und wenn möglich auch mit Stil zu altern, ist ein Unterfangen, dem sich früher oder später wohl jede’*r mal stellen muss. Und auch wenn in unserer Gesellschaft mittlerweile die “New Age Norms” etwas mehr angekommen sein mögen – 40 ist das neue 30 etc. – sieht das bei Kunst Schaffenden oft noch ganz anders aus. Einige Genres und Giganten mal ausgenommen geht der Trend weiterhin Richtung jung und frisch, etliche Bands und Künstler*innen beschränken ihr Schaffen nach einigen Jahren im Business auf die simple Nachlassverwaltung, versinken in Belanglosigkeit oder verzetteln sich mit erzwungen wirkenden Verjüngungskuren. Ein starkes Statement also, wenn die Cold War Kids ihr siebtes Album nach diesen neuen Altersnormen benennen – und diesen mit zwei weiteren Teilen außerdem gleich eine ganze Albumtrilogie widmen wollen. Aber kann das US-amerikanische Quartett ihrem eigenen Vorhaben gerecht werden?
Schwingt das Tanzbein!
Wenn man diesen acht neuen Songs Glauben schenken mag, dann wäre das zumindest der grundlegende Tipp, den die vier Kalifornier ihren Freund*innen raten würden. Denn auch wenn die Cold War Kids – ihrem größten melancholischen Hit “First” zum Trotz – größtenteils ohnehin schon für tanzbaren Indie stehen, dreht die Discokugel bei “New Age Norms 1” eine Extrarunde. Auch Pharrell und Justin Timberlake wären auf Nathan Willetts einzigartige Kopfstimme stolz, wie sie schon den Opener “Complainer” vor einem lässigen Bass und hüpfenden Klavierklecksen mit unerreichter Coolness direkt auf die Tanzfläche führt. Auf der fühlen sich die Cold War Kids offenbar so wohl, dass sich gleich sechs der acht Songs in diesem klassischen Groove verlieren.
Kleines Werkzeug, große Wirkung
Künstliche Beats oder platt produzierte Tracks braucht das Album auch gar nicht, um noch jeden Tanzmuffel zumindest zum Mitnicken zu bewegen. Denn über weite Strecken beschränken sich die Cold War Kids auf das klassische Instrumentarium, klingen dabei mal so freudestrahlend wie Elton Johns Pop-Entwürfe (“Fine Fine Fine”), croonen lässig über das größte aller Gefühle (“Waiting For Your Love”) oder verbeugen sich im größten Hit “Dirt In My Eyes” ganz schamlos vor den Bee Gees, was Freund*innen der Leoniden stark an deren “Alone” erinnern wird. Kompositorisch sticht hingegen “4th Of July” heraus, das auf einem stoischen Beat ein verblüffend leichtfüßiges Klavier tänzeln lässt, während Willetts Stimme in der zweiten Strophe durch einen Vocoder gejagt wird. Neben der an Keane erinnernden, trotz simpler Instrumentierung mit Pathos beladenen Ode an die Treue “Beyond The Pale” besänftigt einzig der Closer “Tricky Devil” das Tempo. In dessen dessen dunkel-bedrückender Atmosphäre hört man vermeintlich schon die Disco-Tür ins Schloss fallen, damit der zweite Teil des Albums noch weitere Gebiete erkunden kann. In diesem ersten Teil haben die Cold War Kids zumindest schonmal bewiesen, dass es sich auch als alter Hase noch hervorragend feiern lässt.
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