Portugal. The Man – Woodstock

Portugal. The Man - Woodstock

Ein Album fast komplett verwerfen und die Fans über vier Jahre auf ein Nachfolgewerk warten lassen. Das ist ungewöhnlich für die Indie-Band Portugal. The Man. Waren jährliche Albumreleases zu Beginn ihrer Karriere – immerhin jeweils ein Album zwischen den Jahren 2006 und 2011 – noch Standard, brauchte es jetzt wohl mal ein bisschen mehr Liebe und Zeit. „Woodstock“ heißt das bereits achte Album der Band aus Alaska und fällt im Vergleich zum Vorgänger „Evil Friends“ nochmal poppiger und elektronischer aus.

Das hat zur Folge, dass es tatsächlich mal einen kompletten Totalausfall auf einem Portugal. The Man Album gibt. „Easy Tiger“ ist vor allem in der Vocal-Produktion viel zu entfremdet – hier kämpfen Effekte und Filter förmlich um ihren Platz im Gesamtmix. Das tut dem Track überhaupt nicht gut. Dass sich unter der künstlichen Fassade ein eigentlich sehr gutes Lied verbirgt, geht leider komplett unter. Im Gegensatz dazu zeigen Tracks wie „Live In The Moment“, „Keep On“, „So Young“ oder „Rich Friends“ die Stärken der Band. Refrains, die gut ins Ohr gehen und eine gelungene Mischung aus Produktion und in der Live-Situation so umsetzbar – das sind die guten Portugal. The Man aus dem Jahr 2017.

Dass der Überhit „Feel Still“ jetzt schon in Indie-Discos rauf und runter gespielt wird, zeigt auch, wie stark das Songwriting – früher ein wenig verstrickter, heute straighter – des Sextettes immer noch ist. Hier hat man wirklich ein Monster erschaffen. Zeichneten die frühen Portugal. The Man Sachen vor allem die fast feminine Kopfstimme von Sänger John Gourley und die cleveren Gitarren-Arrangements aus, ist vor allem letzteres auf „Woodstock“ ein wenig versteckter. Wer in den neuen Songs der Band die Gitarren sucht, wird aber immer noch fündig. Diese sind nämlich immer noch genauso verspielt wie zu Bandbeginn, sind jedoch durch Effekte verzerrt und minimalistischer gehalten.

„Gloomin + Doomin“ sollte das Nachfolge-Album des siebten Werkes der Band eigentlich heißen. Große Teile dieses Projektes wurden jedoch verworfen, geändert und neu geschrieben. Das Ergebnis dieses Prozesses ist „Woodstock“, der Titel – eine Anlehnung an das so einflussreiche Musik-Festival der Hippie-Tage – kam Gourley in den Sinn, als er während eines Besuches bei seinen Eltern auf ein Originalticket der 69-er Ausgabe ebendieser Veranstaltung stieß. Stand das Festival damals schon für den politischen und gesellschaftlichen Auftrag von Musik, wollte die Band mit „Woodstock“ genau dort ansetzen, ihre Songs mit politisch relevanten Themen füllen – Globalisierung, Freiheit, Revolution. Das gelingt ihnen, indem sie die Inhalte zum Großteil sehr verpacken und abstrahieren.

„Woodstock“ setzt musikalisch dort an, wo „Evil Friends“ aufgehört hatte, besteht zum Großteil aus guten Pop- und Indie-Rock-Songs, die viel zu entdecken bieten, gewohnt tanzbar sind und sich allesamt in ein stimmiges Gesamtbild fügen. Wem die musikalische Seite dieser Platte jedoch nichts gibt, wäre mal ein Blick ins Booklet empfohlen. Zumindest textlich sollte es dann einiges zu entdecken geben. Portugal. The Man können es einfach noch immer.

Und so hört sich das an:

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Portugal. The Man live 2017:

13.09. – Les Docks, Lausanne (CH)
14.09. – Salzhaus, Winterthur (CH)
15.09. – Kiff, Aarau (CH)
16.09. – Posthof, Linz (AU)
17.09. – Ottakringer Brauerei, Wien (AU)
18.09. – Muffathalle, München
20.09. – Autumn Falls Festival, Ghent (BE)
21.09. – Paradiso, Amsterdam (NL)
22.09. – Astra, Berlin
23.09. – Reeperbahn Festival, Hamburg
24.09. – Substage, Karlsruhe
30.09. – Way Back When Festival, Dortmund

Die Coverrechte liegen bei Warner.

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