Der Kampf um die beste deutsche Live-Band: Er wird nie vorüber gehen, im Laufe der Diskussion fallen gefühlt tausend unterschiedliche Namen – das Spektrum der Künstler reicht dabei von super klein bis stadionfüllend – und letzten Endes wird man sich eh nicht einig. Ein Name, der in dieser friedvollen Auseinandersetzung häufig genannt wird, sind die Beatsteaks aus Berlin. Diese machten nun im Rahmen ihrer „Yours“-Tour in der Dortmunder Westfalenhalle Halt. War der Abend auszeichnungswürdig?
Sorgte das Hip-Hop-Duo Zugezogen Maskulin erstmal für verdutzte Gesichter im Publikum und schaffte es nicht, trotz eines äußerst bemühten Auftrittes, einen größeren Teil der bereits anwesenden Gäste zu erreichen, sorgte bereits das zugegebenermaßen sehr kurze Warmup der Hauptband für ordentlich Stimmung. Passend zum vielschichtigen Mixtape-Charakter des aktuellen Albums der Punk-Rock-Truppe, nach dem natürlich auch die Tour benannt ist, begleitet das Quintett momentan nicht nur Live-Schlagzeuger Dennis Kern, sondern hinzu noch ein DJ und ein Trompeter. Ersterer knallte den Zuhörern kurz bevor die Berliner die Bühne für 130 Minuten zu ihrem machen durften erstmal einige Althits um die Ohren.
War man mit der Bahn angereist, empfingen einen zuvor am Dortmunder Hauptbahnhof neben einer ordentlichen Portion böse dreinblickender Mienen, vor allem schwarze T-Shirts mit „HKNKRZ“- oder „Deutsches Reich“-Aufschriften. Passend dazu trug die komplette Band für den Abend „Für Dortmund, Gegen Nazis“-Oberteile. Ohne bereits ein einziges Wort gesprochen zu haben, setzen die Beatsteaks also bereits ein deutliches Statement. Doch auch musikalisch hielten die Berliner so einiges bereit. Neben vielen neuen Songs, spielte man sich – so Sänger Arnim Teutoburg-Weiß – einmal „von vorne bis hinten und rechts nach links“ durch die Bandhistorie. Da die Beatsteaks ja eh nur Hits haben – darüber lässt sich vielleicht auch diskutieren – stand in der Halle, deren Oberrang zwar abgehangen, der Unterrang jedoch fast komplett gefüllt war, ab den ersten Takten an wirklich jeder.
Entertainer Teutoburg-Weiß leitete Publikum und Band von Song zu Song, tanzte gemeinsam mit Crowdsurfern, bat darum die Smartphones mal in der Tasche zu lassen („Wie vor zehn Jahren!“) und begab sich für einen Headwalk hinter die kleine erste Welle. So kann selbst vor knapp 9000 Besuchern Clubfeeling aufkommen. Für den Fu Manchu-Banger „Frieda Und Die Bomben“ und das mittlerweile schon obligatorische Illona Schulz-Cover „Hey Du“ rückte der Frontmann auch gerne mal in den Hintergrund und überließ seinen Bandkollegen Bernd Kurtzke und Peter Baumann das Wort. Ansonsten hing gewohntermaßen jeder an Teutoburg-Weiß’ Lippen. Natürlich wirken Ansagen, wie die Aussage man spiele ab jetzt nur noch Songs auf Zuruf, etwas aufgesetzt, wenn darauf „durch Zufall“ zweimal „Barfrau“ von der ersten Platte der Gruppe gespielt wird. Der Stimmung schadet dies jedoch überhaupt nicht. Die Beatsteaks verstehen sich nämlich äußerst gut darin, den Zuschauern das Gefühl zu geben, in vollkommener Spontaneität zu handeln.
Da darf es dann kurz vor der Zugabe auch gerne etwas kitschig werden, als die Halle zum Sommerhit „Gentleman Of The Year“ mit Hilfe einer großen Discokugel in eine riesiges Lichtermeer verwandelt wird. Kurze Zeit später stehen auf einmal Kryptik Joe und Porky von Deichkind auf der Bühne, spielen mit den Beatsteaks nicht nur den gemeinsamen Song „L auf der Stirn“, sondern auch ihr eigenes Stück „So’ne Musik“. Es folgt der Versuch der Band die Bühne erneut zu verlassen, den das Publikum mit stürmischem Gejubel unterbindet. Also spielen die Beatsteaks noch zwei weitere Zugaben und ihr Cover des Beastie Boys-Klassikers „Sabotage“. Danach ist die Suche nach der besten Live-Band des Landes vielleicht beendet, vielleicht aber auch nicht. Mögen die Diskussionen beginnen!
Und so hört sich das an:
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Beatsteaks live 2018:
05.06. – Wien, Arena (AU)
06.06. – Wien, Arena (ausverkauft!) (AU)
09.06. – Berlin, Waldbühne (ausverkauft!)
03.07. – Innsbruck, Music Hall (AU)
22.08. – Dresden, Alter Schlachthof
25.08. – Berlin, Wuhlheide
Foto von Jonas Horn.
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