Es ist die erste Berq-Tour. Vielfach hochverlegt, dennoch in Sekundenbruchteilen ausverkauft. Anderthalb Jahre nach dem Köln-Debüt im kuscheligen Yuca jetzt per Tiktok-Katapult in die ein paar Querstraßen entfernt gelegene Live Music Hall. Auch diese nur ein Zwischenstopp hin zum bereits gebuchten und dicht-verkauften Palladium. Dennoch: Hier muss sich Berq erstmals beweisen. Vor den dicht gedrängt 1000-irgendwas Fans. Sie werden Zeugen eines besonderen audio-visuellen Gesamterlebnisses.
Es ist kein Gong, der dieses Spektakel einläutet. Stattdessen eine Erzählerstimme, wie geschaffen, um ausufernd Märchen-Geschichten vorzulesen. Sie bittet darum, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Zu Awareness rufen auch kleine, überall in der Halle verteilt klebende Pösterchen auf. Der Erzähl-Onkel hat noch ein zweites Anliegen. Die Show arbeite vor allem in der ersten Hälfte mit vielen Lichtkontrasten. Die Handytaschenlampen sollen daher gerne ausbleiben. Erscheinen derart Bitten oftmals übertrieben, so könnte die 80-minütige Show diese nicht mehr unterstreichen.
Es flackert gewaltig. Und scheint von hinten oder der Seite auf die Bühne. Die wiederum ist leicht unförmige, auf zwei Ebenen verteilte Kulisse für vielfältige Schattenspielchen. Einmal fällt Licht wie durch halb-verschlossene Rolladen auf den 20-Jährigen. Ein andermal wird seine Silhouette auf eine weiße Wand geworfen. Ein zweites Mal wird all das erneut angedeutet, bloß um sich als Zeit-schindende Illusion herauszustellen. Berq nämlich ist mittlerweile zur Hallenmitte geeilt und wird dort nun das Emotionen-schwangere “Blauer Ballon” singen. All das ist perfekt abgestimmt, ausgefuchst umgesetzt und wie geschaffen für große, begeisterungsfähige Menschenmengen.
Berq währenddessen singt nicht nur fantastisch, sondern zeigt, wie sicher und charmant er durch ein Konzert geleiten und selbst das Ausmaß der Fangesänge regulieren kann. Köln sei – so die allgemeine Redensart – immer eine sichere Nummer. Applaus. Geschenke – ein von vielen Fans unterschriebenes Shirt oder ein Poster etwa – werden sorgsam am Bühnenrand gehortet. Begeisterung. Der Running-Gag, dass man wegen einer im Anschluss stattfindenden Party unter Zeitdruck stünde. Lacher. (Die Panik, man müsse wegen der “epischen Leseparty” – die Lyrics der Songs werden abgebildet – früher aufhören, stellt sich glücklicherweise als Theater heraus.) Ein sprachloser Berq als sich zu einem Song hunderte Papierherzen in die Luft strecken. Zum Dahinschmelzen. Eine Ansage für offene Arme und Herzen. “Ganz Köln hasst die AfD”-Chöre und Sympathiepunkte.
Begleitet wird Berq von einem vierköpfigen Live-Ensemble, das gemeinsam mit vom Band laufenden Backingtracks die Basis konstruiert, über die Berq singt. Auch hier sitzt jeder Handgriff. Gespielt werden selbstverständlich zu allerletzt das virale “Rote Flaggen”, aber auch sonst jeder Song aus der noch überschaubaren Diskographie Berqs. Es fehlt also an nichts. Die Sorge um die großen Momente sollte bei all der Exzellenz also eine unbegründete bleiben.
Und so hört sich das an:
Foto von Jonas Horn.
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