Schmutzki, die Band mit den roten Aufklebern. Besser hätte der Promoter den Nagel nicht auf den Kopf treffen können. Die Musik von Schmutzki hat bisweilen keine riesige Zielgruppe, gleich wenn 55.000 monatliche Hörer bei Spotify auch keine zu verachtende Zahl sind, die man so auch erstmal erreichen muss. Aber selbst wenn du die Musik nicht kennst, die Sticker der Gruppe hat jeder, der in den letzten Jahren ein Festival besucht hat, zwangsläufig schonmal gesehen. Auf jedem Festival tauchte die Truppe auf, spielte umjubelte Zeltplatzgigs und sorgte mit einer so einfachen und gleichzeitig genialen Taktik für reichlich Aufmerksamkeit: Tonnen an Stickermaterial. Der Zeltplatz beim Kosmonaut Festival 2015 enthielt zeitweise mehr rote Sticker als grünes Gras.
Nun stehen die Stuttgarter also mit ihrem dritten Album in den Startlöchern. Nach „BÄM“ und „Spackos Forever“ veröffentlichen Schmutzki Mitte September ihr drittes Album „Mehr Rotz als Verstand“ und sind damit eigentlich schon zu spät dran für dieses Jahr. Denn auch das dritte Werk der Punker klingt nach Sonnenstrahlen, sehr viel Bier und nächtelangen WG-Partys. Gerade zu Beginn der Platte feuern Schmutzki einen Gute Laune Song nach dem nächsten ab & laden mit „Sturmfrei“, „Zu Jung“ und „Mr. Dejot“ zum Pogen ein. „Heute wird gedaaaaanct!“
Warum die CD dann doch genau zum richtigen Zeitpunkt rauskommt, hört man den tanzbaren Nummern „Beste Bar der Stadt“ und „Kalifornia“ an. Im erstgenannten Song besingen die Stuttgarter ihre Lieblingskneipe, neben der erwarteten Feierlaune, erhält der Zuhörer hier jedoch auch eine Menge Geschichten, die Schmutzki mit diesem Ort verbinden und gleichzeitig auch eine Prise Melancholie. So heißt es in der Strophe „Wenn du dich auch fragst, welchen Sinn dein Leben hat, dann kenn ich keine Antwort, aber die beste Bar der Stadt.“ „Kalifornia“ transportiert mit diesem Titel bereits das Bild von Sonnenstrahlen und klingt dazu auch noch unverschämt sommerlich. Der Text ist dann jedoch eher traurig und handelt vom Vermissen oder geht es doch um die grundsätzliche Kritik der Darstellung in sozialen Netzwerken? Schmutzki lassen hier mal für eine Sekunde etwas Tiefe aufblitzen und die melancholischen Momente in diesen beiden Songs passen perfekt in den Herbst. Ein letztes Aufblitzen des Sommers noch einmal, bevor wir uns doch wieder an dunkle Tage und kältere Temperaturen gewöhnen müssen.
Von der eben erwähnten Tiefe entfernen sie sich dann wieder ganz schnell, es folgt der noch ganz okaye Titeltrack des Albums, danach verliert sich die CD ins totale Nichts. Obwohl noch ganze sechs Stücke folgen, passiert überhaupt nichts Spektakuläres mehr. Rein nach Zahlen gerechnet also kein wirklich gutes Album, aber mit Sicherheit werde ich die ersten fünf Stücke der Platte noch häufiger hören. Die gute Laune der Schmutzki-Jungs ist einfach ansteckend und diese nimmt man doch gerne nochmal mit, bevor es in die kalte Jahreszeit geht.
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Die Rechte für das Cover liegen bei Bäm Records / Cargo Records.
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