Berq, Zeltfestival Ruhr, 29.08.2025

Freitagabend von einem der letzten Sommerwochenenden des Jahres. Ein großer Sommerschauer setzt das gesamte Zeltfestival unter Wasser und kurz auch außer Gefecht, das kurz zuvor noch dicht gepackte Gelände ist leer, die Leute verstecken sich unter den Zeltplanen. Was für die Besucher*innen des Geländes sehr schade ist, ist die Freude der Konzertgänger*innen – und von Berq. Der freut sich nach 40°-Shows in Festivalzelten auf angenehme Temperaturen. Und der Regen passt auch bestens zur heutigen Atmosphäre.

Mitsingen statt Support

Wir sind Helden, Juli, Tokio Hotel, Cro bis Herbert Grönemeyer: Die Vorab-Setlist bringt das Zelt zum Singen und ist von Berq und seinem Team selbst kuratiert. Der Grund: Wenn’s schon keinen Support-Act gibt, dann wärmt man das Publikum eben mit großen deutschsprachigen Hits auf. Diese persönliche Fürsorge ist am ganzen Abend spürbar und stellt der teils sehr dramatischen Art der Tracklist eine nahbare und liebevolle Geste an die Seite.

Berq erzählt nicht nur persönliche Annekdoten rund um die Songs, sondern bedankt sich auch regelmäßig und achtet auf das Wohlbefinden des Publikums. Ein Hinweis an das eigene Awareness-Team, das in Notsituationen zur Seite steht erntet großen Applaus. Und auch eine politische Ansage gibt es.

365° Berq

Punkt 20 Uhr verdunkelt sich die Bühne, sanfte Lichter pulsieren im Takt, die schmale Silhouette Berqs tritt vor, “Heimweg” läutet den Abend ein. Das Publikum jubelt und singt, die Atmosphäre ist für ein Zeltfestival-Konzert überdurchschnittlich intensiv. Das liegt zum einen an der schlichten, aber wirkungsvollen Bühne, die aus zwei Ebenen und einer Hauswand inklusive Tür und Fensterladen besteht. Ohne große Gesten oder Chores taucht die Bühne Berq und seine großartige Live-Band in verschiedene Stimmungsbilder, passend zum aktuellen Song.

Bei “Blauer Ballon”, dem Song über Berqs verstorbene Mutter, performt der Sänger auf der B-Stage mitten im Publikum, “Mein Hass tritt dir die Haustür an” wird dem AfD-Onkel entgegengeschrien, bei “Tourette” fließen Tränen und “SCHLEIERKRAUT” und “PIROUETTEN” werden dank der tollen Lichtpräsenz noch akzentuierter. Immer: Gänsehaut.

Jeder bisher veröffentlichte Song aus Berqs Diskographie kommt heute auf die Bühne, der Hype um jeden einzelnen Track wabert in der Luft. Mit zwei Streichern und intensiven Arrangements zeigt Berq, dass er für das Indie/Singer-Songwriter-Genre herausragende Momente schaffen kann. “Rote Flaggen” kommt – natürlich – am Ende und wird in den Refrains in einer gellenden Lautstärke mitgesungen. Wieder: Gänsehaut. Knapp 80 Minuten geht dieses Konzert, doch die Setlist ist jetzt schon voller übergroßer Songs. Es darf so weitergehen.

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Julia.

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