Musik muss nicht immer einen tieferen Sinn haben, sie kann auch einfach nur dazu zu dienen, zu unterhalten. Fatherson aus dem Herzen Schottlands sind in ihrem Heimatland bereits fester Bestandteil der Musikszene. Schlug ihr zweites Album dort bereits auf Platz zwei der Charts ein, ist das Trio in Deutschland noch nicht über den Geheimtipp-Status hinausgekommen, konnte sich durch Supportshows für Biffy Clyro und Frightened Rabbit jedoch bereits bekannt machen. Nun erscheint das dritte Album der grundsympathischen Band, die stets für von vorne bis hinten perfekt durchdachten Pop-Rock stand. Fuhr der Vorgänger „Open Book“ noch recht seichte Produktionen auf, so überlässt die Gruppe dem Hörer auf „Sum Of All Your Parts“, wie der Drittling heißt, ein etwas roheres Stück Musik.
Als Opener präsentieren die drei Schotten dem Hörer jedoch erstmal Musik, die so ähnlich auch bereits auf die Vorgänger gepasst hätte: „The Rain“ ist eine emotionale durch Post-Rock-Gitarren angefettete Ballade, zu der man gerne mal ein paar Tränchen verdrücken kann. Was zu Beginn noch mit der Aufforderung „Call me when you need me most“ und seichten Klavierklängen startete, artet im darauf folgenden „Making Waves“ bereits zu clever arrangierten Ausbrüchen aus und findet in den knarzenden Riffs von „Charm School“ seinen Höhepunkt. Auch die restlichen sieben Stücke pendeln zwischen stets eingängigen Refrains, krachigen Soundstürmen und balladesken Momenten. Klar, die Formel, die die Band auffährt, ist zu keinem Zeitpunkt innovativ – muss sie aber auch nicht. Fatherson gehören zwar zu einer von vielen Bands, machen das, was viele ihrer Kollegen machen, jedoch häufig einfach konsequenter und besser.
Fatherson haben „Sum Of All Your Parts“ gänzlich live eingespielt. Das hört man. Ohne an Melodie einzubußen, spürt man allen Stücken eine gewisse Portion Rotz an. Im Gegensatz dazu stehen die fast ausschließlich von der Liebe handelnden Texte Ross Leightons, dem Frontmann der Band. Dieser singt über Dates und erfolgreiche und gescheiterte Beziehungen. Auch das ist natürlich nicht sonderlich einzigartig, tut der ganzen Angelegenheit jedoch keinen Abbruch. Zwischenmenschliche Beziehungen sind wohl mit der häufigste Beweggrund für Menschen, einen Stift in die Hand zu nehmen und zu beginnen zu texten.
Fatherson wollten schon immer in die großen Hallen. Mit „Sum Of All Your Parts“ ist das Trio diesen wohl so nah, wie nie zuvor. Der Schritt auf etwas mehr Ecken und Kanten zu lässt das immer schon clevere Songwriting der Gruppe nur noch mehr glänzen. Das Ergebnis dieses gewagten Schritts zurück sind wohl die besten Songs, die die Band je geschrieben hat. Da kann man sich auch einfach mal zurücklehnen und sich dem Gesäusel Leightons über Liebeskummer hingeben, ohne sich umschweifende Gedanken um den größeren Sinn der Sache zu machen. Hach.
Das Album “Sum Of All Your Parts” kannst du dir hier kaufen.*
Und so hört sich das an:
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Fatherson live 2018:
13.10. – Köln, Blue Shell
14.10. – Berlin, Musik & Frieden
16.10. – Zürich, Dynamo21 (CH)
19.10. – Frankfurt, Nachtleben
20.10. – Hamburg, Molotow SkyBar
Die Rechte für das Cover liegen bei Easy Life Records.
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